Faktencheck

Manipuliertes Video: Pfizer-CEO sagte nicht, er wolle die Weltbevölkerung bis 2023 halbieren

Ein Videoausschnitt mit Pfizer-CEO Albert Bourla verbreitet sich auf Facebook – der Beitrag wurde jedoch manipulativ zusammengeschnitten. Auf dem Weltwirtschaftsforum sprach Bourla nicht wie behauptet davon, die Weltbevölkerung zu reduzieren. Stattdessen erklärte er, die Zahl der Menschen, die sich Medikamente von Pfizer nicht leisten können, verringern zu wollen.

von Sophie Timmermann

Bourla Davos 2022
Pfizer-CEO Albert Bourla beim diesjährigen Weltwirtschaftsforum in Davos Ende Mai (Symbolbild: Picture Alliance / Xinhua News Agency / Zheng Huansong)
Behauptung
Der CEO von Pfizer, Albert Bourla, habe gesagt, er wolle bis 2023 die Weltbevölkerung um 50 Prozent reduzieren.
Bewertung
Manipuliert. Aus dem Videoausschnitt wurde ein wesentlicher Teil herausgeschnitten. Bourla sprach davon, bis 2023 die Zahl der Menschen auf der Welt, die sich keine Pfizer-Medikamente leisten können, um 50 Prozent zu reduzieren.

Seit Ende Mai verbreitet sich in Sozialen Netzwerken ein englischsprachiger Videoausschnitt, in dem der CEO des US-Pharmaunternehmen Pfizer, Albert Bourla bei einem Gespräch auf dem diesjährigen World Economic Forum (WEF) zu sehen ist. Er sagt scheinbar, ein Ziel von ihm und seinem Team sei es 2019 gewesen, bis 2023 die Anzahl von Menschen in der Welt um 50 Prozent zu reduzieren. Dieser Traum werde aktuell Wirklichkeit. Der Videoausschnitt kursiert nicht nur im deutschsprachigen Raum, sondern auch international.

Das Video wurde jedoch manipuliert und wesentlicher Kontext herausgeschnitten. Bourla sprach nicht davon die Bevölkerung zu reduzieren, sondern die Zahl der Menschen auf der Welt, die sich Pfizer-Medikamente nicht leisten können. Darauf weisen Nutzerinnen und Nutzer in einigen Telegram und Facebook-Beiträgen mittlerweile hin, das gefälschte Video verbreitete sich dennoch weiter.

 

Manipulierter Videoausschnitt auf Facebook
Auf Facebook verbreitet sich die Behauptung, Pfizer-Chef Bourla wolle die Weltbevölkerung halbieren – das stimmt nicht (Quelle: Facebook; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

Pfizer-CEO sprach davon, mehr Menschen den Zugang zu Medikamenten zu ermöglichen 

Eine Google-Suche nach den Stichworten „WEF Bourla reduce people in the world by 50 percent“ führt zu dem Originalvideo, welches ein Gespräch zwischen Albert Bourla und dem WEF-Gründer Klaus Schwab zeigt. Es fand am 25. Mai 2022 im Rahmen des jährlichen Weltwirtschaftsforums statt.

Gleich zu Beginn spricht Schwab den Pfizer-CEO auf eine „große Ankündigung“ des Unternehmens an. Pfizer hatte bekannt gegeben, den 45 ärmsten Ländern der Welt alle patentgeschützten Arzneimittel zum Selbstkostenpreis anzubieten. In seiner Antwort sagt Bourla (ab Minute 1:56): „In der ersten Woche im Januar ’19 trafen wir uns in Kalifornien, um die Ziele für die nächsten fünf Jahre festzulegen. Eines davon war, bis 2023 die Zahl der Menschen auf der Welt, die sich unsere Medikamente nicht leisten können, um 50 Prozent zu reduzieren. Ich denke, heute wird dieser Traum Wirklichkeit.“ 

Der entscheidende Teil – dass es um Menschen geht, die sich die Medikamente nicht leisten können – fehlt in den in Sozialen Netzwerken verbreiteten Videos, was den Inhalt von Bourlas Aussage komplett entstellt. 

Um das Weltwirtschaftsforum und dessen Gründer Schwab ranken sich seit Beginn der Corona-Pandemie viele Verschwörungstheorien und Falschmeldungen. Auch Pfizer-Chef Bourla wurde in der Vergangenheit schon zum Gegenstand von Falschinformationen, wie wir recherchierten

Redigatur: Steffen Kutzner, Uschi Jonas

Die wichtigsten, öffentlichen Quellen für diesen Faktencheck:

  • Gespräch zwischen Albert Bourla und Klaus Schwab beim Weltwirtschaftsforum am 25. Mai: Link