Faktencheck

Angeblicher Ukraine-Bericht: Italienischer Fernsehsender verwendete kein Bild vom Film „Deep Impact“

Seit Beginn des Russland-Ukraine-Kriegs gibt es immer wieder Behauptungen, Medien würden veraltete oder falsche Bilder als aktuelle Aufnahmen aus der Ukraine ausgeben. Auch ein italienischer Fernsehsender soll Aufnahmen aus einem Katastrophenfilm benutzt haben – doch das stimmt nicht.

von Sophie Timmermann

Faktencheck Italienischer Fernsehsender
Ein italienischer Fernsehsender soll ein Bild aus einem Katastrophenfilm als Aufnahme aus der Ukraine ausgegeben haben – das stimmt nicht (Quelle: Facebook; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Ein Screenshot zeige, dass ein italienischer Fernsehsender ein Bild von Menschen auf der Flucht aus Kiew eingeblendet habe. Das Bild zeige eigentlich eine Szene aus dem Film „Deep Impact“.
Bewertung
Manipuliert. Das Bild stammt aus dem Film „Deep Impact“, doch der Screenshot des TV-Berichts ist offenbar gefälscht. Es gibt keine Hinweise darauf, dass der italienische Sender TGCOM24 das Bild in Bezug auf die Ukraine verwendet hat. Der Sender spricht von einer Fälschung.

Ein Foto zeigt viele Menschen dicht gedrängt auf einer Straße, scheinbar auf der Flucht. In Sozialen Netzwerken behaupten einige Nutzerinnen und Nutzer: Das Bild stamme ursprünglich aus dem Hollywood-Film „Deep Impact“, sei aber von einem italienischen TV-Sender in einem Bericht über Flüchtende aus der Ukraine verwendet worden. Ein Nutzer schreibt auf Facebook dazu, „die Medien“ würden „weltweit die Massen manipulieren“.

Beiträge wie dieser kursieren seit Anfang März international, zum Beispiel auf Deutsch, Spanisch und Italienisch. Auf Whatsapp erhielten wir mehrere Hinweise, dass sich das Bild auch aktuell weiterverbreitet. Doch es wurde manipuliert. 

Gefälschter Beitrag
Beiträge wie dieser kursieren auf Facebook. Der italienische Sender TGCOM24 dementiert, einen Beitrag mit diesem Bild veröffentlicht zu haben. (Quelle: Facebook; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

Bild stammt aus dem Film „Deep Impact“, wurde jedoch nicht vom Fernsehsender benutzt

In den Beiträgen werden zwei Bilder miteinander verglichen, die dieselbe Szene zeigen. Auf dem oberen Bild ist rechts oben das Logo des italienischen Fernsehsenders TGCOM24 zu sehen. Links daneben steht „Fuga da Kiev“, aus dem italienischen übersetzt bedeutet das: „Flucht aus Kiew“. In dem unteren Bild steht auf Italienisch, die Aufnahme stamme aus dem Film „Deep Impact“. Behauptet wird somit, der Sender habe sie fälschlich im Zusammenhang mit der Ukraine verwendet. 

Mit einer Bilderrückwärtssuche finden wir mehrere Hinweise, dass die Aufnahme tatsächlich aus dem Film stammt. Sie wird in Datenbanken und Kinoseiten als Aufnahme aus „Deep Impact“ geführt. In dem Katastrophenfilm von 1998 rast ein Komet auf die Erde zu. In dem Film flüchten die Menschen, die auf dem Bild zu sehen sind, vor einer riesigen Welle. 

Wir fanden weder auf der Webseite des Senders noch über verschiedene Suchmaschinen Hinweise, dass der italienische Sender TGCOM24 diese Aufnahme in irgendeiner Weise im Zusammenhang mit dem Krieg verwendete.

Echter Beitrag von TGCOM24 mit Zusatz "Mediaset"
Laut dem Fernsehsender TGCOM24 fehlt der Zusatz „Mediaset“, der üblicherweise in dessen Beiträgen zu sehen ist (Quelle: TGCOM24; Screenshot und roter Rahmen: CORRECTIV.Faktencheck)

Fernsehsender: Bild ist eine Fälschung – falsches Logo verwendet 

Wie TGCOM24 den Faktencheck-Redaktionen von AFP und DPA mitteilte, handelt es sich um eine Fälschung. Der Fernsehsender wies außerdem darauf hin, dass das in dem Bild gezeigte Logo unvollständig sei; es fehle der Zusatz „Mediaset“, der sonst bei Beiträgen zu sehen sei (zum Beispiel hier oder hier).

Seit Beginn des Russland-Ukraine-Kriegs werfen Nutzerinnen und Nutzer in Sozialen Netzwerken Medien immer wieder vor, sie würden  Aufnahmen aus anderen Orten als solche aus der Ukraine ausgeben. Als Beweis dafür werden jedoch häufig manipulierte Bilder verbreitet, wie mehrere unserer Faktenchecks zeigten.

Alle Faktenchecks, die wir im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine veröffentlicht haben, finden Sie hier.

Redigatur: Sarah Thust, Viktor Marinov