Bamberg: Ukrainische Geflüchtete haben kein Wohnheim verwüstet
In einem Beitrag auf Telegram wird behauptet, ukrainische Geflüchtete hätten ein Flüchtlingswohnheim in Bamberg verwüstet, sowie Lebensmittel und Haushaltsgeräte gestohlen. Aber die Zuständigen der Einrichtung erklären, dort hätten keine Menschen aus der Ukraine gelebt. Auch der Polizei Bamberg liegen keine Hinweise auf Straftaten durch ukrainische Geflüchtete vor.
„Heute zeigen wir euch, wie ukrainische ‚Flüchtlinge‘ in Deutschland leben und was sie so treiben“, heißt es einem Beitrag des Telegram-Kanals „Neues aus Russland“. In dem Beitrag ist ein Video enthalten, das ein Flüchtlingswohnheim in Bamberg zeigt. Die Behauptung dazu auf Telegram: Ukrainische Geflüchtete hätten es verwüstet sowie Lebensmittel und Haushaltsgeräte aus der Unterkunft gestohlen.
Unsere Recherche ergab: Das Video zeigt tatsächlich eine Unterkunft in Oberfranken in Bamberg, aber in der Wohnung waren zu keinem Zeitpunkt ukrainische Geflüchtete untergebracht. Vorfälle von Vandalismus oder Diebstahl in Zusammenhang mit ukrainischen Geflüchteten sind weder den Zuständigen der Einrichtung noch der Polizei Oberfranken bekannt.
Video zeigt zwar eine Unterkunft in Bamberg, aber dort wohnten laut Betreiber keine ukrainischen Geflüchtete
In dem etwa einminütigen Video unterhalten sich zwei Personen auf Russisch und filmen den Zustand einer Wohnung: In einigen Türen befinden sich Löcher, die Wände sind teils beschmiert. Gleich zu Beginn des Videos wird gesagt, dass wir uns in der Stadt Bamberg in Deutschland befinden. Einen Verweis, dass ukrainische Geflüchtete in der Wohnung randaliert hätten, gibt es in dem Video aber nicht.
Wir haben zunächst bei der Stadtverwaltung in Bamberg nachgefragt, ob sie mit dem Video und einem derartiger Vorfall vertraut sind. Die Aufnahme könnte aus der sogenannten Anker-Einrichtung Oberfranken in Bamberg stammen, antwortete uns Michael Memmel von der Pressestelle.
Diese Einrichtung wird von der Bezirksregierung Oberfranken betrieben. Auf Anfrage bestätigte die dort zuständige Pressesprecherin, Sabine Kerner, dass in dem Video eine Wohnung in der Anker-Einrichtung zu sehen sei. Es gebe aber keinen Bezug zu ukrainischen Geflüchteten: „In diesem Wohngebäude und konkret auch in diesen Räumlichkeiten waren nie ukrainische Staatsangehörige untergebracht.“
Polizei und Betreibern der Einrichtung sind keine Vorfälle von Vandalismus und Diebstahl durch ukrainische Geflüchtete bekannt
Vorfälle von Vandalismus und Diebstahl durch ukrainische Staatsangehörige in der Anker-Einrichtung seien generell nicht bekannt, so die Sprecherin weiter. Die für die Zerstörung verantwortlichen Personen seien Mitbewohner der Person gewesen, die das Video gefilmt habe. Sie hätten die Wohnung nach ihrer freiwilligen Ausreise in einem solchen Zustand hinterlassen. Es seien keine ukrainischen Staatsangehörigen gewesen.
Auch der Polizei Bamberg liegen keine Hinweise auf Straftaten von ukrainischen Geflüchteten vor: „Fälle von Vandalismus, ebenso wie Diebstähle von Lebensmitteln oder Küchengeräten durch ukrainische Flüchtlinge in der Einrichtung, sind […] polizeilich nicht bekannt“, heißt es aus der Pressestelle des Polizeipräsidiums Oberfranken auf Anfrage.
Alle Faktenchecks, die wir im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine veröffentlicht haben, finden Sie hier.
Redigatur: Steffen Kutzner, Alice Echtermann