Faktencheck

Keine Hinweise auf russenfeindliche Aufkleber in Gedenkstätte Auschwitz

Fotos auf Facebook zeigen Aufkleber, die angeblich im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau gefunden wurden und dazu auffordern, Russen durch das Gas Zyklon B zu töten. Doch die Aufnahmen wurden mit großer Wahrscheinlichkeit manipuliert.

von Matthias Bau

Titelbild Auschwitz
Auf Facebook kursieren gefälschte Aufnahmen von russenfeindlichen Aufklebern, die im ehemaligen KZ Auschwitz gefunden worden sein sollen (Quelle: Facebook / Screenshots und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Fotos zeigen angeblich Aufkleber mit der Aufschrift „Russland und Russen: Das einzige Gas, das ihr und euer Land verdient, ist Zyklon B“ im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau.
Bewertung
Manipuliert. Die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau teilte auf Twitter mit, dass keine Aufkleber gefunden wurden. Eine Bildanalyse legt nahe, dass die Aufkleber nachträglich in die Fotos eingefügt wurden.

Auf Facebook verbreiten sich Fotos, die Aufkleber im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau zeigen sollen (hier, hier und hier). Auf den Aufklebern ist auf Englisch zu lesen: „Russland und Russen: Das einzige Gas, das ihr und euer Land verdient, ist Zyklon B“. Zyklon B ist ein Giftgas, das seit 1941 von den Nationalsozialisten in den Gaskammern von Konzentrationslagern eingesetzt wurde, um Millionen Menschen zu töten.

Eine Bilderrückwärtssuche nach einer der Aufnahmen zusammen mit dem Schlagwort „Auschwitz“ führt zu mehreren Medienberichten und Faktenchecks zu den angeblichen Aufklebern. Wie die DPA bereits berichtete, twitterte die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau am 23. Juni, dass es sich bei den Aufnahmen um Fälschungen handele. Weder seien solche Vorfälle bei der Gedenkstätte gemeldet worden, noch habe man an den abgebildeten Orten Aufkleber finden können. Auch die Überwachungskameras hätten keinerlei Vorfälle dieser Art aufgezeichnet.

Tweet der Gedenkstätte Auschwitz vom 23. Juni, in dem die Aufnahmen der angeblichen Aufkleber als Fälschungen bezeichnet werden (Quelle: Twitter; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Aufnahmen von Aufklebern in der Gedenkstätte Auschwitz wurden mit großer Wahrscheinlichkeit manipuliert

Zudem zeige eine Untersuchung der Aufnahmen, dass es sich um eine Fälschung handele und die Aufkleber nachträglich in die Fotos eingefügt worden seien, schreibt die Gedenkstätte in einem weiteren Tweet. Wir haben die entsprechende Analyse in dem Tool Invid ebenfalls durchgeführt und kamen zu demselben Ergebnis: Die Aufnahme ist mit großer Wahrscheinlichkeit manipuliert worden.

Auf Twitter veröffentlichte die Gedenkstätte Auschwitz die Ergebnisse einer digitalen Untersuchung der Fotos – die Stellen, an den mutmaßlich eine Bearbeitung stattgefunden hat, werden farblich markiert. Sie passen zu den Bildbereichen, wo die Aufkleber zu sehen sind (Quelle: Twitter; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Gegenüber Reuters wies die Gedenkstätte zudem darauf hin, dass die Form der Aufkleber auf verschiedenen Aufnahmen nahezu exakt gleich aussehe, obwohl sie aus leicht unterschiedlichen Perspektiven aufgenommen wurden. Normalerweise müsste das zu einer leichten Verzerrung der Form führen. Zudem klebe einer der Sticker (das Bild oben in der Mitte) nicht komplett auf einem Balken – eine Ecke steht am Rand über – sei aber dennoch „perfekt gerade“. Das deute ebenfalls auf eine Manipulation der Bilder hin.

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Redigatur: Sarah Thust, Alice Echtermann

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