Faktencheck

Gefälschter Brief: Stadt Kassel will den Verbrauch von Warmwasser nicht auf vier Stunden am Tag begrenzen

Im Netz verbreitet sich ein angebliches Schreiben der Stadt Kassel. Darin wird angekündigt, dass Bewohner ab Herbst nur zu bestimmten Uhrzeiten warmes Wasser bekommen und die Heizung nur eine halbe Stunde am Tag laufen darf. Der Brief ist eine Fälschung.

von Viktor Marinov

Gefälschter Brief Kassel Collage
In einem gefälschten Schreiben informiert die Stadt Kassel angeblich darüber, dass ab dem Herbst feste Zeiten für die Nutzung von Warmwasser und fürs Heizen gelten (Quelle: Twitter; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
In einem Brief stelle die Stadt Kassel einen mit der „Städtischen Werken AG“ erarbeiteten Entwurf vor, um Gas und Strom zu sparen. Laut dem Brief bekomme man Warmwasser ab Anfang September nur von 4.00 bis 8.00 Uhr, die Heizung dürfe nur 30 Minuten täglich auf maximal Stufe drei laufen.
Bewertung
Manipuliert. Der Brief ist gefälscht, wie die Stadt Kassel öffentlich mitteilte. Das Schreiben enthält zudem viele formale Fehler, die auf eine Fälschung hindeuten.

In Sozialen Netzwerken verbreitet sich ein angebliches Schreiben der Stadt Kassel (hier und hier). Darin steht, dass die Stadt wegen der steigenden Gas- und Strompreise mit der „Städtischen Werken AG“ einen Entwurf erarbeitet habe und im Herbst Heiz- und Warmwasserzeiten einführen werde. Kassel sei demnach in Zeitzonen eingeteilt, dem Adressaten oder der Adressatin des Briefs stehe ab dem 1. September Montag bis Samstag Warmwasser zwischen 4.00 und 8.00 Uhr zu; am Freitag und Samstag von 20.00 bis 22.30 Uhr. Zudem bleibe die Heizung bis Ende September komplett aus, danach dürfe jeder Heizkörper maximal 30 Minuten täglich auf höchstens Stufe drei laufen. Das gelte bis Mitte April.

Der angebliche Brief ist eine Fälschung. Er enthält mehrere Schreibfehler und keinen richtigen Absender. Die Stadt Kassel bestätigte, dass das Schreiben nicht echt ist.

Stadt Kassel empfiehlt: Brief ignorieren und wegwerfen

Die Stadt dementierte am 25. Juli auf Twitter und Facebook das Schreiben und bezeichnete es als Fälschung. „Falls Ihr also selbst auch einen solchen Brief bekommen habt oder jemanden kennt: Ignorieren und wegwerfen“, rät die Stadt in ihrem Facebook-Post.

Facebook-Post Stadt Kassel Dementi gefälschter Brief
Am 25. Juli schrieb die Stadt Kassel auf Facebook, dass es sich bei dem Schreiben um eine Fälschung handele (Quelle: Facebook; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Brief enthält mehrere Schreibfehler und keinen richtigen Absender

Auch das Schreiben selbst weist mehrere Unstimmigkeiten auf. Zum Beispiel widersprechen sich der Briefkopf und das Ende des Briefes. So heißt es im Briefkopf, der Absender sei der „Bürgermeister“, unterschrieben ist der Brief jedoch nur mit einer unleserlichen Unterschrift unter der „Stadt Kassel“ steht. Aktuell ist der SPD-Politiker Christian Geselle Oberbürgermeister von Kassel.

Darüber hinaus enthält der Brief zahlreiche Rechtschreib- und Formulierungsfehler. Bereits in der Anrede heißt es zum Beispiel „Liebe/r Bewohner“ statt „Liebe/r Bewohner/in“. Im ersten Satz heißt es, „die Preise… stellt uns vor große Hürden” statt „die Preise stellen uns vor große Hürden”. Auch der Name der Stadtwerke wird im Brief falsch geschrieben. Statt „Städtische Werke AG“ ist im Brief von „Städtischen Werken AG“ die Rede. Dass ein offizielles Schreiben der Stadt so viele Fehler enthält, ist unwahrscheinlich. 

Redigatur: Matthias Bau, Sophie Timmermann