Nein, US-Staatsanwälte haben die Ukraine 2012 nicht wegen Kinderpornografie angeklagt
Im Netz kursiert eine falsche Übersetzung eines Artikels der britischen Zeitung Daily Mail aus dem Jahr 2012. Damit wird der Ukraine unterstellt, sie habe Kinderpornografie verbreitet. Es geht im Artikel aber nicht um das Land, sondern um einen einzelnen Ukrainer.
In Sozialen Netzwerken taucht seit einigen Monaten immer wieder ein Foto von einem Artikel der britischen Zeitung Daily Mail auf. Laut dem Foto stammt der Bericht vom 12. Juni 2012. Sein Titel soll auf Deutsch lauten: „Amerikanische Staatsanwälte werfen der Ukraine vor, den größten bekannten Kinderpornografie-Ring der Welt betrieben zu haben“.
Diese Übersetzung ist falsch: Im Originaltext geht es nicht um die gesamte Ukraine, sondern um einen einzelnen Ukrainer. Er wurde 2014 in den USA zu einer Gefängnisstrafe von 30 Jahren verurteilt.
Falsche Übersetzung eines englischen Artikels
Wir haben mit Google nach dem ursprünglichen Beitrag gesucht – mit den englischen Begriffen für Ukraine, Kinderpornografie und dem Namen der Zeitung, Daily Mail. So fanden wir einen Artikel mit demselben Veröffentlichungsdatum wie auf Facebook auf der Webseite der Daily Mail. Der Text ist in einigen Browsern nicht mehr abrufbar, er wurde aber seit seiner Veröffentlichung im Internet Archive mehrmals archiviert.
Der ursprüngliche Titel des Beitrags lautet: „American prosecutors charge Ukrainian with operating the world’s largest-known child pornography ring.“ Übersetzt heißt das: „Amerikanische Staatsanwälte werfen einem Ukrainer vor, den weltweit größten bekannten Kinderpornografie-Ring betrieben zu haben.“ Es geht also nicht um das Land Ukraine, sondern um einen Mann, gegen den die Bundesanwaltschaft in New Jersey 2012 ermittelte.
Der falsche deutsche Titel kommt durch die automatische Übersetzung von Google zustande. Lässt man sich den Artikel im Browser übersetzen, wird das Wort „Ukrainer“ im Titel fälschlicherweise mit dem Wort „Ukraine“ übersetzt.
Täter zu 30 Jahren Haft verurteilt
Über die Verurteilung des Mannes gab es zahlreiche Medienberichte. Laut Reuters wurde er bereits 2009 in Thailand festgenommen und an die USA ausgeliefert, wo die von ihm gegründete Kinderpornografie-Seite ihre Inhalte verbreitet hatte. Er wurde 2014 in den USA zu 30 Jahren Haft verurteilt.
Einen Überblick mit allen Faktenchecks von uns zum Krieg in der Ukraine finden Sie hier.
Redigatur: Sarah Thust, Matthias Bau