Gefälschtes Plakat: Nein, Kinderwunschklinik in Kiew sucht kein „Biomaterial von reinrassigen Ukrainern“
Erneut soll eine Fälschung das Narrativ von Rassismus in der Ukraine untermauern: Russische Webseiten teilen ein Foto eines Plakats, auf dem eine ukrainische Kinderwunschklinik angeblich verkündet, nur noch Spenden von reinrassigen Ukrainern anzunehmen. Doch das Plakat ist ein Fake.
Vor allem auf russischen Webseiten werden ein Bild und ein kurzer Videoclip verbreitet, die ein Plakat mit zwei Männer zeigen, darauf heißt es auf Ukrainisch: „Liebe Besucher, ab dem 1. Oktober 2022 nimmt die ‚Dahno-Klinik‘ nur noch Biomaterialien von reinrassigen Ukrainern an, die keine Verwandten aus Russland haben. Danke für Ihr Verständnis.“
Das Foto und das Video tauchten mutmaßlich erstmals am 4. Oktober in einem russischen Kanal auf Telegram auf. Nur Stunden später teilte es der russische Diplomat Dmitry Polyanskiy auf Twitter, versehen mit dem Kommentar: „Rassismus in der Ukraine? Welcher Rassismus?“ Deutschsprachige Facebook-Seiten griffen das Bild ebenfalls auf und empörten sich über den vermeintlichen „Faschismus“ oder die „Nazi-Reproduktionsmedizin“ in der Ukraine.
Behauptungen darüber, dass die Ukraine ein rassistischer beziehungsweise faschistischer Staat sei, werden seit Beginn des Krieges gezielt gestreut, um das Land zu diskreditieren. Die Aussagen bedienen sich oft gefälschter Belege. So ist es auch in diesem Fall: Es handelt sich um Desinformation. Das Plakat ist gefälscht.
Plakat der Reproduktionsklinik in Kiew ist eine Fälschung – Foto zeigt zwei brasilianische Fußballspieler
Wie auch die AFP in einem Faktencheck erklärt, zeigt das Foto auf dem Plakat zwei ehemalige Fußballer der ukrainischen Nationalmannschaft: Júnior Moraes und Marlos Bonfim, die beide in Brasilien geboren wurden. Das Bild, auf dem sie traditionelle ostslawische Kleidung tragen, wurde 2019 veröffentlicht, wie eine Bilderrückwärtssuche zeigt.
Die Kinderwunschklinik Dahno, von der das Plakat angeblich stammen soll, befindet sich in Kiew. Auf Facebook bezeichnete die Klinik das Plakat am 5. Oktober als absurde Fälschung. „Wir arbeiten weiterhin zugunsten der Patienten und lassen uns nicht von den nutzlosen Fakes der russischen Propaganda ablenken. […] Wir sind verantwortlich für die Auswahl der Spender und überprüfen, ob ihre medizinischen Gesundheitsunterlagen berücksichtigt sind […] aber wir diskriminieren unsere Spender in keiner Weise nach Herkunft.“ Auch auf ihrer Webseite warnt die Klinik vor dem Fake.
In der Ukraine ist die Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer Herkunft verboten. Laut Verfassung darf niemand „aufgrund von Rasse, Hautfarbe, politischen, religiösen oder sonstigen Überzeugungen, Geschlecht, ethnischer und sozialer Herkunft, Vermögensstatus, Wohnort, Sprache oder anderen Merkmalen“ benachteiligt oder bevorzugt werden.
Redigatur: Uschi Jonas, Matthias Bau