Faktencheck

Dieser Militärkonvoi durch Österreich war nicht auf dem Weg in die Ukraine

Mehrere Videos in Sozialen Netzwerken zeigen mit Panzern beladene LKW auf dem Weg durch Österreich. Sie fahren aber nicht, wie von manchen angenommen, in die Ukraine, sondern waren laut einem Sprecher des österreichischen Heers im Zuge einer Übung einer französischen Nato-Truppe unterwegs nach Ungarn.

von Gabriele Scherndl

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Anders als behauptet, zeigt dieses Video auf Telegram keinen Militärkonvoi auf dem Weg in die Ukraine. Laut einem Sprecher des österreichischen Heers sind die französischen Truppen auf dem Weg nach Ungarn zu einer Übung. (Quelle: Telegram; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Nato-Panzer würden durch Österreich in die Ukraine fahren.
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Falscher Kontext
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Falscher Kontext. Die Videos sind echt, die Panzer sind aber nicht auf dem Weg in die Ukraine. Laut einem Heeressprecher sind die französischen Nato-Fahrzeuge auf dem Weg zu einer Übung in Ungarn.

„Das wird alles quer durch Österreich geschippert für die verdammte Ukraine“, sagt ein Mann mit österreichischem Dialekt in einem Video. Er filmt aus seinem Auto heraus eine Kolonne von LKW, auf die Panzer geladen wurden. Nach über zwei Minuten beendet er das Video mit den Worten: „Die Nato muss liquidiert werden. Das ist nicht normal, dass wir durch Österreich diese Transporte dulden“. Das Video landet auf Telegram, dort wurde es innerhalb weniger Tage über 10.000 Mal angesehen.

Doch die Militärfahrzeuge sind nicht auf dem Weg in die Ukraine. Laut einem Sprecher des österreichischen Bundesheeres gehören sie zu einer französischen Nato-Einheit, die auf dem Weg zu einer Übung in Ungarn ist.

Screenshot eines Videos. Jemand filmt aus dem Auto heraus die Autobahn.
Das Video wurde auf Telegram über 10.000 Mal gesehen. Ein Mann, der im Video zu hören ist, behauptet, der Konvoi sei auf dem Weg in die Ukraine. Das stimmt nicht. (Quelle: Telegram; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

Militärkonvoi fährt tatsächlich durch Österreich, aber nicht in die Ukraine

Ähnliche Videos tauchten rund um den 21. Oktober mehrfach auf. In manchen wird nur angedeutet, dass das Ziel des Konvois die Ukraine sei, etwa in einem Facebook-Beitrag, in dem es heißt: „Jeder kann sich sein eigenes Bild machen, für wen die Panzer und Geräte sind.

Die Videos wurden tatsächlich in Österreich aufgenommen. Das ist unter anderem an den Straßenschildern erkennbar. Bei einem ist das Linzer Zentrum, beim anderen der Ort Hochstraß in Niederösterreich angegeben. Bei dem Video auf Telegram, in dem von der „verdammten Ukraine“ die Rede ist, ist im Auto ein österreichischer Radiosender eingestellt, in der Windschutzscheibe klebt eine österreichische Autobahnvignette.

Die Kennzeichen der Militärfahrzeuge sind auf keinem der Videos eindeutig erkennbar. Doch bei allen taucht ein oranges Schild mit der Aufschrift „Convoi Exceptionnel“ auf. Solche Schilder müssen nach französischem Recht alle Fahrzeuge in einem „außergewöhnlichen Konvoi“ tragen.

Eine Collage mit Bildern aus den Videos. Markiert sind Hinweise dafür, dass sie in Österreich aufgenommen wurden.
Der Screenshot links zeigt das Video auf Telegram, die beiden rechts stammen aus den Videos auf Facebook. Die roten Markierungen zeigen Hinweise und Belege dafür, dass sie alle in Österreich aufgenommen wurden. Grün markiert das Schild „Convoi Exceptionnel“. (Quellen: Telegram und Facebook; Screenshot, Collage und Markierungen: CORRECTIV.Faktencheck)

Sprecher des Bundesheeres bestätigt: Französischer Nato-Transport auf dem Weg nach Ungarn

Das passt zu mehreren österreichischen Medienberichten, die am 21. Oktober erschienen. Darin wird von einem Konvoi französischer Nato-Militärfahrzeuge berichtet, die durch das Land auf dem Weg nach Ungarn waren. In einem Telefonat bestätigt ein Sprecher des österreichischen Bundesheeres uns gegenüber, dass die drei Videos genau diesen Transport zeigen. 

Er sagt, der Konvoi sei in Suben über die Grenze gekommen und dann über die Westautobahn nach Nickelsdorf Richtung Ungarn gefahren – auf dieser Strecke liegen auch Linz und Hochstraß. Transporte wie dieser seien nicht ungewöhnlich, sagt der Sprecher, die habe es in letzter Zeit etwa auch von US-amerikanischen, italienischen und deutschen Streitkräften gegeben.

Die Nachrichtenagentur APA überprüfte in einem Faktencheck Videos vom selben Konvoi und andere Aufnahmen von Panzern in Wien. Die gehörten, so schreibt die APA, nicht fremden Streitkräften, sondern waren auf dem Weg zur Leistungsschau des Bundesheeres am Nationalfeiertag am 26. Oktober.

Einen Überblick mit allen Faktenchecks von uns zum Krieg in der Ukraine finden Sie hier.

Redigatur: Matthias Bau, Steffen Kutzner

Die wichtigsten, öffentlichen Quellen für diesen Faktencheck:

  • Artikel der Heute vom 21. Oktober 2022: Link
  • Artikel der Oberösterreichischen Nachrichten vom 23. Oktober 2022: Link
  • Faktencheck der APA vom 25. Oktober 2022: Link