Dieser Militärkonvoi durch Österreich war nicht auf dem Weg in die Ukraine
Mehrere Videos in Sozialen Netzwerken zeigen mit Panzern beladene LKW auf dem Weg durch Österreich. Sie fahren aber nicht, wie von manchen angenommen, in die Ukraine, sondern waren laut einem Sprecher des österreichischen Heers im Zuge einer Übung einer französischen Nato-Truppe unterwegs nach Ungarn.
„Das wird alles quer durch Österreich geschippert für die verdammte Ukraine“, sagt ein Mann mit österreichischem Dialekt in einem Video. Er filmt aus seinem Auto heraus eine Kolonne von LKW, auf die Panzer geladen wurden. Nach über zwei Minuten beendet er das Video mit den Worten: „Die Nato muss liquidiert werden. Das ist nicht normal, dass wir durch Österreich diese Transporte dulden“. Das Video landet auf Telegram, dort wurde es innerhalb weniger Tage über 10.000 Mal angesehen.
Doch die Militärfahrzeuge sind nicht auf dem Weg in die Ukraine. Laut einem Sprecher des österreichischen Bundesheeres gehören sie zu einer französischen Nato-Einheit, die auf dem Weg zu einer Übung in Ungarn ist.
Militärkonvoi fährt tatsächlich durch Österreich, aber nicht in die Ukraine
Ähnliche Videos tauchten rund um den 21. Oktober mehrfach auf. In manchen wird nur angedeutet, dass das Ziel des Konvois die Ukraine sei, etwa in einem Facebook-Beitrag, in dem es heißt: „Jeder kann sich sein eigenes Bild machen, für wen die Panzer und Geräte sind.“
Die Videos wurden tatsächlich in Österreich aufgenommen. Das ist unter anderem an den Straßenschildern erkennbar. Bei einem ist das Linzer Zentrum, beim anderen der Ort Hochstraß in Niederösterreich angegeben. Bei dem Video auf Telegram, in dem von der „verdammten Ukraine“ die Rede ist, ist im Auto ein österreichischer Radiosender eingestellt, in der Windschutzscheibe klebt eine österreichische Autobahnvignette.
Die Kennzeichen der Militärfahrzeuge sind auf keinem der Videos eindeutig erkennbar. Doch bei allen taucht ein oranges Schild mit der Aufschrift „Convoi Exceptionnel“ auf. Solche Schilder müssen nach französischem Recht alle Fahrzeuge in einem „außergewöhnlichen Konvoi“ tragen.
Sprecher des Bundesheeres bestätigt: Französischer Nato-Transport auf dem Weg nach Ungarn
Das passt zu mehreren österreichischen Medienberichten, die am 21. Oktober erschienen. Darin wird von einem Konvoi französischer Nato-Militärfahrzeuge berichtet, die durch das Land auf dem Weg nach Ungarn waren. In einem Telefonat bestätigt ein Sprecher des österreichischen Bundesheeres uns gegenüber, dass die drei Videos genau diesen Transport zeigen.
Er sagt, der Konvoi sei in Suben über die Grenze gekommen und dann über die Westautobahn nach Nickelsdorf Richtung Ungarn gefahren – auf dieser Strecke liegen auch Linz und Hochstraß. Transporte wie dieser seien nicht ungewöhnlich, sagt der Sprecher, die habe es in letzter Zeit etwa auch von US-amerikanischen, italienischen und deutschen Streitkräften gegeben.
Die Nachrichtenagentur APA überprüfte in einem Faktencheck Videos vom selben Konvoi und andere Aufnahmen von Panzern in Wien. Die gehörten, so schreibt die APA, nicht fremden Streitkräften, sondern waren auf dem Weg zur Leistungsschau des Bundesheeres am Nationalfeiertag am 26. Oktober.
Einen Überblick mit allen Faktenchecks von uns zum Krieg in der Ukraine finden Sie hier.
Redigatur: Matthias Bau, Steffen Kutzner