Faktencheck

Nein, das BASF-Werk in Lemförde schließt nicht und verlagert seine Produktion nicht nach China

Gefälschte Facebook-Seiten veröffentlichen Beiträge mit Falschinformationen über angebliche Standortschließungen oder Konkurse großer Firmen in Deutschland. Darunter ist auch der Chemiekonzern BASF. 

von Alice Echtermann

Flaggen der BASF beim Werksgelände Ludwigshafen
Über den Chemiekonzern BASF kursieren Falschinformationen auf Facebook (Foto: Picture Alliance / Chromorange / Udo Herrmann)
Behauptung
Das BASF-Werk in „Lempferd“ schließe wegen der Energiekrise. Es werde nach China verlagert. 
Bewertung
Frei erfunden
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Frei erfunden. Der BASF-Standort in Lemförde schließt nicht und die Produktion wird auch nicht nach China verlagert.  

„Es wurde berichtet, dass die BASF ihr Werk in Lempferd wegen der Energiekrise schließen wird“, behauptete eine Facebook-Seite unter dem Namen „Carsten Sternberg“ am 24. November 2022. „Nicht nur schließen, sondern nach China verlagern!“ Nur wenige Tage später, am 2. Dezember, veröffentlichte eine andere Seite namens „August Nelson“ einen fast identischen Beitrag auf Facebook. Beide beginnen mit dem Satz „Wenn Sie dies lesen, dann ist das, was wir befürchtet haben, eingetreten“. 

Wir haben die Behauptung geprüft: Die Werksschließung ist frei erfunden. 

„August Nelson“ hat als Wohnort auf Facebook Lemförde in Niedersachsen angegeben, dort hat der Chemiekonzern BASF einen Standort. Dieser wird jedoch nicht geschlossen, wie uns das Unternehmen bestätigt. Ein Pressesprecher von BASF, Jens Fey, sagte uns am Telefon, die Behauptung sei „fake“. 

ein Facebook-Beitrag über BASF
Einer der Facebook-Beiträge mit der erfundenen Behauptung, BASF schließe ein Werk in Deutschland und verlagere die Produktion nach China (Quelle: Facebook; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Pressesprecher: BASF investiert in China – aber verlagert keine Produktion aus Deutschland dorthin

Hinter der Desinformation steckt ein Narrativ, mit dem aktuell Stimmung gemacht wird: dass Deutschland wegen der Energiekrise für Firmen unattraktiv werde und seine Industrie verliere. Vor allem BASF steht im Fokus pro-russischer Kanäle auf Telegram: Dort wurde im November behauptet, der Chemiekonzern würde „von dem sinkenden Schiff bereits fliehen“ oder in Deutschland „die Zelte abbrechen und in China investieren“. An anderer Stelle heißt es, die USA würden die Produktion von Firmen wie BASF und Volkswagen „absorbieren“.  

Wie uns BASF-Pressesprecher Jens Fey sagte, werden hier verschiedene Dinge zu einer Story vermischt. Zum einen die Tatsache, dass der Chemiekonzern in einen großen Standort in China investiere – das ist allerdings schon seit 2018 bekannt. Und zum anderen, dass BASF in Deutschland kürzlich Sparmaßnahmen angekündigt hat. Das sei aber keine „Verlagerung“ der Produktion, erklärte Fey. BASF investiere dort, wo es Kunden für seine Produkte gebe – es ergebe keinen Sinn und sei nicht geplant, die Produktion aus Deutschland nach China zu verlegen, um dann die Waren von dort zurück zu importieren. 

Profile offenbar gefälscht, mehrere Unternehmen betroffen

Schon ein Blick auf die beiden Facebook-Seiten zeigt, dass sie keine realen Personen sind. „August Nelsons“ Seite ist erst seit dem 2. Dezember aktiv, dem Tag, an dem sie auch den BASF-Beitrag veröffentlichte. Abgesehen davon hat sie lediglich zeitgleich einige Fotos veröffentlicht. „August Nelson“ gibt an, in Lemförde zu wohnen und als Techniker bei BASF zu arbeiten – in der Beschreibung der Seite wird jedoch eine Webseite eines Investment- und Vermögensverwalters verlinkt.

Die Seite mit dem Namen „Carsten Sternberg“ gibt an, ein Videospiel zu sein. Auch sie wurde am selben Tag erstellt, als der BASF-Beitrag veröffentlicht wurde und hat davon abgesehen keinerlei Aktivität und keine Follower. 

Mittlerweile kommentierte das Unternehmensprofil von BASF die entsprechenden Beiträge auch selbst auf Facebook: „Falsch! BASF verlässt Deutschland nicht!“ 

BASF ist nicht als einziges Unternehmen von solchen falschen Behauptungen betroffen. Die Facebook-Beiträge sind nach unseren Recherchen Teil einer Kampagne mit Falschinformationen über Schließungen von Firmenstandorten oder Konkurse von Unternehmen. Mehr dazu lesen Sie hier

Redigatur: Gabriele Scherndl, Viktor Marinov