Nein, dieses Foto zeigt keine Lieferung von Leopard-Panzern an die Ukraine
In Sozialen Netzwerken kursiert Bildmaterial, das suggeriert, im Ortsteil Hosena, Brandenburg seien Leopard-Panzer bereits unterwegs gewesen, bevor sich die Bundesregierung offiziell für eine Lieferung an die Ukraine ausgesprochen hat. Zwar zeigen die Aufnahmen Leopard-Panzer in Hosena, diese sind laut Bundeswehr jedoch nicht für die Ukraine bestimmt.
„In Hosena auf dem Bahnhof und wir diskutieren noch rum, dabei sind die schon verladen“, heißt es in einem Facebook-Beitrag vom 23. Januar 2023, der über 3000 Mal geteilt wurde. Eine Nutzerin kommentierte: „Die direkte Kriegsansage gegen Russland. Die Irren in der Regierung sind eingesetzte Kriegstreiber!“ Knapp 200 Personen gefällt dieser Kommentar.
Derselbe Ort ist auch in einem Video zu sehen, auf das der Blog Blauer Bote verlinkt. Der Blog verbreitete in der Vergangenheit Falschmeldungen. Am 24. Januar 2023 titelte er zu dem Video: „Aktuelles Video zeigt Transport deutscher Leopard-2-Panzer an die Ostfront.“ Das Video, veröffentlicht am 23. Januar von einem Twitter-Nutzer, wurde knapp 17.000 Mal gesehen.
Die Beiträge suggerieren somit, die Leopard-Panzer für die Ukraine seien schon zu einem Zeitpunkt transportiert worden, als sich die Bundesregierung dazu offiziell noch gar nicht entschieden hatte. Diese Entscheidung wurde nämlich erst am 24. Januar bekannt. Doch die Panzer in den Aufnahmen sind laut Bundeswehr nicht für die Ukraine bestimmt.
Bundeswehr: Transport von Leopard-Panzern in Hosena steht nicht in Zusammenhang mit dem Russland-Ukraine-Krieg
Der Ortsvorsteher von Hosena, Hagen Schuster, sagte uns am Telefon, er kenne das kursierende Video bereits. Den Transport selbst habe er zwar nicht gesehen, sagte er, doch er bestätigte, dass das Video den Bahnsteig in Hosena zeige.
Dass tatsächlich Leopard-2-Panzer in dem im Netz kursierenden Bildmaterial zu sehen sind, ist laut Bundeswehr richtig. Die Panzer seien jedoch für nicht für die Ukraine bestimmt. Ein Sprecher des Territorialen Führungskommandos der Bundeswehr schrieb uns per E-Mail: „Die gesichteten Bahntransporte deutscher Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 in Brandenburg sind einer Routinerotation deutscher, in Litauen stationierter Kräfte zuzuordnen.“ Die Panzer würden im Rahmen der „enhanced Forward Presence Battlegroup“ in Litauen eingesetzt. Die NATO-Mission dient, so steht auf der Webseite der Bundeswehr, der Sicherung der osteuropäischen NATO-Mitgliedstaaten Polen, Litauen, Lettland und Estland. Die Mission gibt es demnach seit 2017, Deutschland habe die Führung in Litauen. Panzer des Typs Leopard 2 kamen schon zuvor im Rahmen von Übungen der Gruppe in Litauen zum Einsatz, wie aus einer Pressemitteilung der Bundeswehr von Dezember 2022 hervorgeht.
In dem Zeitraum, als das aktuelle Bildmaterial in Sozialen Netzwerken veröffentlicht wurde, habe es mehrere Panzer-Rückführungen aus Litauen gegeben, so der Bundeswehr-Sprecher. „Daher können wir nicht mit Sicherheit sagen, wann dieses Video aufgenommen wurde und um welchen Transport es sich handelt.“ Dass der Transport jedenfalls „in keinem Zusammenhang mit Materialabgaben an die Ukraine“ steht, bestätigte ein Sprecher auch der Lausitzer Rundschau.
Die von Bundeskanzler Olaf Scholz am 25. Januar angekündigten 14 Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 A6 sollen laut Verteidigungsminister Boris Pistorius erst etwa in drei Monaten in der Ukraine sein.
Es ist nicht die erste irreführende Meldung zu Panzern, die in Deutschland gesichtet wurden und angeblich für die Ukraine bestimmt waren. Ein im April 2022 kursierendes Video zeigte Panzer, die laut US-Militär im Rahmen einer bereits im Dezember 2021 angekündigten Truppen-Rotation über Recklinghausen nach Polen transportiert wurden.
Einen Überblick mit allen Faktenchecks von uns zum Krieg in der Ukraine finden Sie hier.
Redigatur: Gabriele Scherndl, Sophie Timmermann