Dieses Video zeigt keine Lieferung von Leopard-Panzern an die Ukraine – es stammt von April 2022
Ein Video soll belegen, dass die für die Ukraine bestimmten Leopard-Panzer bereits auf dem Weg gewesen waren, bevor sich die Bundesregierung offiziell für eine Lieferung entschieden hatte. Doch das Video ist veraltet und zeigt den Rücktransport von Panzern nach einer Truppenübung innerhalb Deutschlands.
Nach monatelangem Hin und Her bestätigte die Bundesregierung am 24. Januar, 14 Panzer des Typs Leopard 2 A6 an die Ukraine zu liefern. Doch Aufnahmen von Panzern, die Nutzerinnen und Nutzer online teilen, sollen belegen, dass die Leopard-Panzer für die Ukraine zu dem Zeitpunkt schon unterwegs waren.
„Echelon mit Leopard 2A5-Panzern der Bundeswehr in Richtung Osten, 23.01.2023“, heißt es mehrfach in Beiträgen in Sozialen Netzwerken, und: „Offenbar wurde die Entscheidung schon lange vor dem heutigen Tag getroffen.“ Dazu wird ein Video geteilt. Die Aufnahme zeigt einen Zug voller Panzer, der an einem Bahngleis steht. Allein auf Twitter wurde der Beitrag etwa 12.000 Mal gesehen. In den Kommentaren heißt es: „Lügenkanzler“ und „Unglaublich, was hier in Deutschland passiert.“ Das Video verbreitet sich auch international, zum Beispiel auf Tiktok mit mehr als 360.000 Aufrufen.
Zuvor kursierte bereits Bildmaterial aus Brandenburg, das ebenfalls einen frühzeitigen Transport von Leopard-Panzern für die Ukraine gezeigt haben soll. Das stimmte nicht. Keines der zwei Videos zeigt Panzer, die in die Ukraine gebracht werden.
Video stammt von April 2022 und zeigt keinen Panzer-Transport in die Ukraine
Über eine Bilderrückwärtssuche finden wir einen Artikel vom 28. April 2022, veröffentlicht in der Thüringer Allgemeinen. Demnach kursierte das Video bereits vor knapp einem Jahr und „sorgte für Verunsicherung“; die Aufnahme sei vom Bahnhof Heilbad Heiligenstadt. Das stimmt, wie ein Vergleich mit Fotos vom Bahnhof zeigt, die bei Google Maps veröffentlicht wurden. Gut zu erkennen ist etwa die blaue Brücke im Hintergrund.
Die Thüringer Allgemeine und ein lokaler Radiosender verweisen zudem auf einen Facebook-Beitrag des CDU-Landtagsabgeordneten Thadäus König vom 27. April 2022. König teilte dasselbe Video und schrieb dazu: „Truppentransport steht nicht im Zusammenhang mit Krieg in der Ukraine oder Waffenlieferungen.“ Zu sehen seien Kampfpanzer des thüringischen Panzerbataillon 393 aus Bad Frankenhausen. Sie seien auf der Rückkehr von der Truppenübung „Wettiner Schwert“ im Gefechtsübungszentrum in der Altmark in Sachsen-Anhalt.
Auch ein Sprecher des Territorialkommandos der Bundeswehr bestätigte gegenüber der Deutschen Welle, das Video zeige, „wie Panzer des Panzerbataillons 393 in ihre Heimatkaserne in Bad Frankenhausen zurücktransportiert werden“. Demnach hat das Video keinen Bezug zum Krieg.
Die von Bundeskanzler Olaf Scholz am 25. Januar offiziell im Bundeskabinett angekündigten 14 Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 A6 sollen laut Verteidigungsminister Boris Pistorius erst in etwa drei Monaten an die Ukraine geliefert werden. Die Behauptungen online, die sich auf „Leopard 2 A5-Panzer“ bezog, sind somit auch mit Blick auf die Panzervariante, die Deutschland liefert, falsch.
Irreführende Meldungen zu Panzern, die in Deutschland gesichtet wurden und angeblich für die Ukraine bestimmt seien, kursierten in der Vergangenheit bereits häufiger.
Einen Überblick mit allen Faktenchecks von uns zum Krieg in der Ukraine finden Sie hier.
Redigatur: Steffen Kutzner, Sophie Timmermann