Faktencheck

Erdbeben in der Türkei? Video zeigt eine Sprengung in China

Welche Folgen die Erdbeben für Menschen in der Türkei und Syrien hatten, zeigen etliche Aufnahmen. Doch nicht alle Bilder, die im Netz kursieren, stimmen: Ein Tiktok-Video von einstürzenden Hochhäusern, zeigt zum Beispiel eine kontrollierte Sprengung in China im Jahr 2021.

von Steffen Kutzner

Titelbild Sprengung
Ein Video soll den Einsturz von Gebäuden in der Türkei zeigen, entstand aber in China im August 2021 und zeigt eine gewöhnliche Gebäudesprengung (Quelle: Tiktok; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Ein Video zeige, wie mehrere Hochhäuser beim Erdbeben in der Türkei einstürzen.
Bewertung
Falscher Kontext
Über diese Bewertung
Falscher Kontext. Die Aufnahmen entstanden im August 2021 bei einer kontrollierten Sprengung nie fertiggestellter Gebäude in Südchina.

Im Internet finden sich etliche authentische Aufnahmen, die die verheerenden Schäden durch die Erdbeben in der Türkei und in Syrien zeigen. Andere Bilder und Videos dagegen werden in falschem Kontext geteilt, wie zum Beispiel dieses Tiktok-Video: Darin ist zu sehen, wie mehrere Hochhäuser gleichzeitig einstürzen – angeblich in der Türkei. „Das scheint eher ne kontrollierte Sprengung zu sein“, kommentiert darunter ein Nutzer. 

Tatsächlich erweckt das Video den Eindruck, als zeige es eine gewöhnliche Sprengung. Hinweise darauf sind etwa, dass keine Erschütterungen anderer Gebäude im Video zu sehen sind und dass aus den Gebäuden jeweils in den unteren Etagen schlagartig und simultan große Staubwolken austreten, wie sie bei einer Explosion entstehen würden.

Nicht in der Türkei: Angeblicher Gebäudeeinsturz zeigt kontrollierte Sprengung in China im August 2021

Wir fanden auf Youtube mehrere Videos der Sprengung einiger Hochhäuser in China von August 2021, etwa von USA Today, die der Aufnahme auf Tiktok gleichen, lediglich die Perspektive ist anders. 

In einem längeren Beitrag, in dem viele verschiedene Aufnahmen der Sprengung gezeigt werde, ist bei Minute 1:59 deutlich zu sehen, dass es sich um dasselbe Ereignis handelte. Das ist unter anderem daran zu erkennen, dass eines der Gebäude nicht vollständig einstürzt und in der Folge aus der Staubwolke herausragt (unten im Bild haben wir das Gebäude mit einem roten Kreis markiert). 

Oben ein Standbild der Sprengung in Kunming. Unten ein Standbild, das angeblich die Türkei zeigt. Es sind dieselben Gebäude aus fast derselben Perspektive zu sehen. (Quellen: Youtube / Tiktok; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)

Einer der Clips, die in dem Video zu sehen sind, wurde aus einer ähnlichen Perspektive aufgenommen wie das Video auf Tiktok (Minute 3:54 im Video). Es handelt sich also offensichtlich nicht um eine Aufnahme aus der Türkei, sondern um die Sprengung in Kunming in China. Ende August 2021 wurden dort 15 unfertige Hochhäuser gesprengt, nachdem sich die Bauarbeiten über Jahre verzögert hatten und Regen die Rohbauten zu stark beschädigt hatte.

Am 6. Februar gab es ein starkes Erdbeben in der Grenzregion der Türkei und Syrien – es folgten mehrere Nachbeben. Dass während Naturkatastrophen Videos und Bilder kursieren, die etwas anderes zeigen, passiert häufig, etwa im Sommer 2021 beim Hochwasser in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. 

Seit den Erdbeben in der Türkei und Syrien am 6. Februar 2023 kursieren mehrere Aufnahmen, die angeblich Folgen der Katastrophe zeigen. Wir gehen potenziellen Falschmeldungen und Einsendungen dazu nach. Hier finden Sie einen Faktencheck zu einem Video, das ein einstürzendes Gebäude in Saudi-Arabien zeigt. 

Redigatur: Matthias Bau, Sarah Thust