Angebliche Impfkampagne: Keine Belege, dass dieses Video 2021 in Dortmund aufgenommen wurde
Ein Video soll ein schreiendes Kind während einer Corona-Impfkampagne 2021 in Dortmund zeigen. Doch, dass das Video dort gemacht wurde und eine Impfung zeigt, ist nicht belegt. Die Aufnahmen werden international immer wieder mit unterschiedlichen Behauptungen und Ortsangaben geteilt.
Ein schreiendes Kind wird von zwei Personen festgehalten und eine dritte bewegt ihre Hand zu seinem Gesicht während sich das Kind heftig wehrt. Diese verstörende Szene ist in einem Video zu sehen, das auf Tiktok von tausenden Menschen gesehen, kommentiert und geteilt wurde.
Die Überschrift: „Impfkampagne Dortmund 2021“. Auch auf Telegram, Twitter und Facebook wurde das Video geteilt.
Unsere Recherche zeigt: Es ist unwahrscheinlich, dass das Video in Dortmund während einer Impfkampagne aufgenommen wurde. Es wird seit längerem schon mit wechselnder Beschreibung in verschiedenen Sprachen und mit verschiedenen Länderangaben geteilt. Die Szene scheint einen Nasen- oder Rachenabstrich zu zeigen, keine Impfung.
Bild wurde mit verschiedenen Beschreibungen geteilt, womöglich schon vor der Pandemie
Mit einer Bildrückwärtssuche nach einzelnen Standbildern des Videos finden wir mehrere Beiträge mit unterschiedlichen Behauptungen zu dem Video. Darunter:
- Ein Tweet am 23. August 2021 auf Französisch – der Twitter-Nutzer behauptet, das Video sei in Australien aufgenommen worden. Dazu heißt es lediglich: „Wie sind wir zu diesem Wahnsinn gekommen?“ Unserer Nachfrage nach der Quelle des Videos gab der Autor zwar ein „Gefällt mir“, antwortete jedoch nicht weiter darauf.
- Ein Facebook-Beitrag vom 25. August 2021 in slowenischer Sprache, der ebenfalls behauptet, das Video sei in Australien aufgenommen worden. Die Rede ist von „Folter von Kindern im Namen der Gesundheit“.
- Ein Beitrag auf der russischen Plattform VK vom 31. August 2021, demnach das Video eine „Zwangssterilisation“ zeige.
- Ein Facebook-Beitrag vom 7. September 2021 auf Bulgarisch, in dem suggeriert wird, Kinder würden „heimlich“, ohne das Wissen ihrer Eltern, geimpft.
- Ein Youtube-Video von Oktober 2021, mit der Behauptung, die Aufnahmen zeigen angeblich Zwangsimpfungen an russischen Schulen.
Die Behauptung, das Video zeige eine Impfkampagne in Dortmund, finden wir erst deutlich später, in Beiträgen ab März 2023. Den absoluten Ursprung des Videos konnten wir nicht rekonstruieren. Da es im Hintergrund des Videos keine eindeutigen Hinweise gibt, lässt sich auch nicht mit Sicherheit sagen, wo das Video entstanden ist.
Es ist fraglich, ob das Video zeigt, wie ein Kind geimpft wird
Ob das Kind – wie in den aktuell auf Deutsch kursierenden Beiträgen behauptet – geimpft wird, ist fraglich. Zum Beispiel, weil zu sehen ist, wie die Hand einer der Frauen im Gesicht des Kindes hantiert. Es gibt zwar zum Beispiel Schluckimpfungen für Kinder wie gegen Rotaviren. Aber Injektionsimpfungen, wie gegen Covid-19, erfolgen normalerweise in den Oberarm- oder Oberschenkelmuskel, wie das RKI erklärt. Im Video sieht es vielmehr danach aus, als würde ein Rachen- oder Nasenabstrich vorgenommen. Die Frau, die im Gesicht des Kindes hantiert, hält einen Gegenstand, der wie ein Abstrichtupfer aussieht, und nimmt anschließend einen weiteren Gegenstand, vielleicht einen Behälter, in die Hand. Es lässt sich jedoch nicht mit Sicherheit sagen, was auf dem Video zu sehen ist.
Redigatur: Matthias Bau, Uschi Jonas