Faktencheck

Unfallgefahr: Ja, es wurden vereinzelt Vorhängeschlösser an Motorrädern angebracht

In den deutschen Städten Hamburg und Emden und in Österreich soll jemand Vorhängeschlösser an den Bremsscheiben von Motorrädern befestigt haben, die zum Unfall führen können. Wir sind den Beiträgen in Sozialen Netzwerken nachgegangen: Es gab tatsächlich zwei solche Vorfälle in Emden. In Hamburg oder Österreich sind hingegen keine solchen Fälle bekannt.

von Steffen Kutzner

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Dieses Bild zeigt ein Vorhängeschloss an einer Bremsscheibe eines Motorrads (Quelle: Facebook; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Laut verschiedener Beiträge haben Menschen in Emden, Hamburg oder Österreich Vorhängeschlösser an Bremsscheiben von Motorrädern befestigt.
Bewertung
Größtenteils richtig
Über diese Bewertung
Größtenteils richtig. In Emden gab es tatsächlich zwei solcher Vorfälle. Der ADAC konnte jedoch weder für Hamburg noch eine andere deutsche Stadt Fälle bestätigen. Auch dem ÖAMTC in Österreich sind solche Vorfälle unbekannt.

Hat jemand Motorräder mit Vorhängeschlössern blockiert? Das zeigt angeblich ein Foto, das aktuell auf Twitter, Whatsapp und Facebook kursiert. Ein solches Schloss führt dazu, dass das Rad bei der nächsten Umdrehung blockiert und der Fahrer schlimmstenfalls stürzt. 

In einem Facebook-Beitrag stellt eine Nutzerin einen Zusammenhang mit Klimaaktivismus her: „Während sich die einen auf Straßen kleben, um den Verkehr lahmzulegen, kommen andere auf die Idee, unsere Motorräder mit Bügelschlössern aus dem Verkehr zu ziehen.“ Die Beiträge weisen auf verschiedene Orte hin, an denen sich derartiges ereignet haben soll: Manche nennen konkret die Städte Hamburg oder Emden in Niedersachsen, manchmal wird lediglich auf den deutschen Automobilclub ADAC hingewiesen. Ein inzwischen gelöschter Beitrag wies auf den österreichischen Automobilclub ÖAMTC hin. 

Beiträge wie dieser kursieren auf Twitter, Facebook und Whatsapp (Quelle: Facebook; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

Vorhängeschlösser an Motorrädern: Keine Fälle in Österreich, zwei in Emden

Wir haben an den genannten Orten nachgefragt. In Emden gab es tatsächlich vor kurzem solche Vorfälle. Die zuständige Polizeidirektion wies auf Anfrage auf eine Pressemitteilung hin. Demnach haben Unbekannte am 20. April und in der Nacht auf den 23. April an zwei verschiedenen Orten im Westen von Emden jeweils ein Vorhängeschloss an einem Belüftungsloch der Bremsscheibe eines Motorrades befestigt. Die Polizei prüfe einen Zusammenhang zwischen den beiden Fällen. In der Mitteilung heißt es auch: „Die Polizeiinspektion Leer/Emden bittet alle Motorradfahrerinnen und Motorradfahrer um besondere Vorsicht und Überprüfung der Fahrzeuge vor Fahrtantritt.“ 

In den anderen genannten Orten hat man jedoch nicht von solchen Vorfällen gehört. Die Polizeidirektion Hamburg schrieb uns, man führe zwar keine derartige Statistik, aber derartige Fälle seien nicht bekannt. Wir haben außerdem beim ADAC nachgefragt, ob irgendwo heimlich angebrachte Schlösser an Motorrädern gemeldet wurden. Der stellvertretende Leiter der Pressestelle, Christof Tietgen, schrieb per E-Mail: „Wir kennen zwei Fälle aus Emden, aber nicht mehr.“ Auch in Österreich sind keine Fälle von heimlich angebrachten Vorhängeschlössern bekannt, schreib uns ein Sprecher des ÖAMTC.

Die Polizei Emden äußerte sich bislang nicht zu Tatverdächtigen oder Motiven. Dass die Vorhängeschlösser etwas mit Klimaaktivisten zu tun hätten, wie einige der Beiträge suggerieren, ist bislang unbelegt.

Redigatur: Viktor Marinov, Gabriele Scherndl