Autokonzerne zerschlagen? Angebliches Kühnert-Zitat ist frei erfunden
Auf Facebook echauffieren sich Nutzerinnen und Nutzer über ein angebliches Zitat von SPD-Politiker Kevin Kühnert. Er soll gesagt haben, er wolle Spargelbauer, die Hersteller von Deutschland-Fähnchen und Autokonzerne enteignen und zerschlagen. Dass es sich um Satire handelt, versteht nicht jeder.
„Unverschämtes Subjekt“ nennt eine Nutzerin auf Facebook den SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert. Er gehöre wegen Volksverhetzung „in den Knast“, echauffiert sich ein anderer. Grund für die Aufregung ist ein angebliches Zitat von Kühnert, das schon seit 2019 kursiert und aktuell wieder von dutzenden Facebook-Nutzern geteilt wird.
Er soll demnach gesagt haben: „Ich will nicht nur enteignen, sondern auch zerschlagen! Und nicht nur Autokonzerne, sondern auch Spargelbauern, Hersteller von Warentrennern und wer auch immer diese kleinen Deutschland-Fähnchen macht, die man ans Auto hängt!“ Schon der Inhalt sollte stutzig machen. Unten rechts im Bild ist zudem ein Wappen zu sehen, das den Satire-Verdacht bestätigt.
Satire-Publikation veröffentlichte das Zitat schon 2019
Das Wappen zeigt ein Einhorn mit überlangem Schweif. Das ist das Logo des Gazetteur, einer Satire-Publikation, die auf Twitter, Facebook und Instagram Beiträge veröffentlicht. Das Kühnert-Zitat findet sich dort bereits seit 2019. Dass das Zitat alt ist, zeigt auch die Amtsbeschreibung Kühnerts. Bundesvorsitzender der Jugendorganisation der SPD war Kühnert bis 2021, aktuell ist er Generalsekretär.
Es gibt zudem keinerlei Hinweise darauf, dass Kühnert sich je so geäußert hätte. Das belegt eine einfache Google-Suche. Schon kurz nach der Veröffentlichung 2019 hatte Kühnerts Sprecher der DPA mitgeteilt, dass Kühnert das nie gesagt habe.
Die Satire spielt offenbar auf ein Interview mit Kühnert in der Zeit im Mai 2019 an. Dort hatte der Politiker gesagt, er wolle „auf demokratischem Wege eine Kollektivierung von Unternehmen wie BMW“ erreichen. Dieser Satz wurde damals medial überspitzt und stark kritisiert.
Redigatur: Viktor Marinov, Sophie Timmermann