Keine Belege für Verwandtschaft zwischen Managerin aus dem Heizungsgeschäft und Robert Habeck
Im Zuge der sogenannten Graichen-Affäre wird in Sozialen Netzwerken behauptet, Wirtschaftsminister Robert Habeck sei mit einer Managerin im Heizungssektor verwandt. Doch dafür gibt es keine Belege, laut einem Unternehmenssprecher sind die beiden nicht verwandt oder verschwägert.
Seit Wochen sind die Verwandtschafts- und Bekanntschaftsverhältnisse im Wirtschaftsministerium medial Thema. Eine Debatte mit Folgen: Mitte Mai entließ der Grüne Minister Robert Habeck seinen Staatssekretär Patrick Graichen. Der hatte versucht, seinem Trauzeugen einen Posten zu verschaffen. Und er war in Förderentscheidungen für das Projekt einer Umweltschutzorganisation involviert, in deren Vorstand seine Schwester sitzt.
Ebenfalls seit Mitte Mai wird Habeck in Sozialen Netzwerken mit einer weiteren Person in Verbindung gebracht. Am Tag nach dem Rauswurf Graichens teilte ein Reichsbürger auf seinem Telegram-Kanal ein Foto einer Frau mit demselben Nachnamen wie der Wirtschaftsminister*. Das vermeintlich brisante Detail: Sie soll nicht nur den Nachnamen mit dem Bundeswirtschaftsminister teilen, sondern arbeite außerdem bei einem Wärmepumpen-Hersteller. „Da wird doch niemand verwandt oder verschwägert sein?“, steht in dem Telegram-Beitrag.
Später landete die Behauptung als Sharepic und Video auch auf Twitter und Facebook, zu dem Foto heißt es dort: „Wer verdient am Geschäft mit Wärmepumpen. Ein Name immer wieder im Mittelpunkt“. Doch für eine familiäre Verbindung zwischen der Frau und Robert Habeck gibt es keine Belege. Ein Sprecher des Unternehmens dementiert, dass sie mit Robert Habeck verwandt oder verschwägert sei. Im Wirtschaftsministerium heißt es, man kenne die Frau nicht.
Wärmepumpen als gemeinsamer Nenner zwischen der Frau und Robert Habeck
Die Frau, so ist auf ihrem Linkedin-Profil nachzulesen, ist Managerin bei einer GmbH. Diese bietet ein Online-System an, mit dem Menschen die Förderfähigkeit von Heizsystemen prüfen und ein Förderantrag stellen können. Die Firma gehört zu einem Heizungs- und Klimagerätehersteller, der Marktführer im Bereich Wärmepumpen ist.
Wärmepumpen wiederum spielen eine große Rolle im Gebäudeenergiegesetz, welches das Wirtschaftsministerium von Robert Habeck mit entworfen hat. Sie sollen als klimafreundliche Alternative zum Teil Öl- und Gasheizungen ablösen. Wie genau das ausgestaltet werden soll, ist noch unklar. Das Gesetz ist umstritten, Habeck kündigte zuletzt Nachbesserungen an.
Die Behauptungen über die Frau und Robert Habeck bringen diese zwei Umstände zusammen. Der gemeinsame Nachname, suggerieren die Beiträge, sei ein weiteres Beispiel für Vetternwirtschaft.
Unternehmens-Sprecher dementiert Verwandtschaft zwischen der Managerin und Robert Habeck
Auf Anfrage schreibt ein Sprecher des Wärempumpen-Herstellers, die Frau sei weder verwandt noch verschwägert mit Robert Habeck. Das habe das Unternehmen drei Generationen weit zurückgeprüft, nachdem man ebenfalls auf die Behauptungen gestoßen sei.
Aus dem Wirtschaftsministerium heißt es auf Anfrage: „Eine solche Person ist uns nicht bekannt“. Berichte etablierter Medien über eine Verbindung zwischen den beiden gibt es nicht – obwohl etwaige problematische Verbindungen im Wirtschaftsministerium mehrfach beleuchtet wurden.
Es kursieren auch weitere Behauptungen über familiäre Beziehungen im Umfeld der Grünen. Etwa, dass Jutta Dönges vom Vorstand der Firma Uniper die Ehefrau von Patrick Graichen sei – das ist erfunden.
*Uns ist sowohl das entsprechende Unternehmen als auch der volle Name der Frau bekannt. Zum Schutz ihrer Person haben wir sie im Text anonymisiert.
Redigatur: Matthias Bau, Viktor Marinov
Update 1. Juni 2023: Wir haben alle Informationen, die Rückschlüsse auf die betroffene Frau zulassen, zu ihrem Schutz anonymisiert.