Faktencheck

Erfundener Vorfall: Selenskyjs Bodyguard hat keine Schlägerei in einer New Yorker Bar angezettelt

In einem angeblichen Video von USA Today heißt es, ein betrunkener Bodyguard des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj habe eine Schlägerei in einer Bar in New York angefangen. Doch das Video ist nie bei USA Today erschienen, auch die Polizei und Mitarbeiter der Bar dementieren den Vorfall.

von Viktor Marinov

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In einem angeblichen Video von USA Today heißt es, ein Sicherheitsbeamter der ukrainischen Delegation sei in eine Schlägerei in einer Bar in New York geraten. Das stimmt nicht. (Quelle: Telegram; Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Laut einem Video von USA Today sei ein Wachmann von Selenskyj in New York in eine Schlägerei in einer Bar geraten. Der Wachmann habe die Anwesenden aufgefordert, „Ehre sei der Ukraine“ zu rufen. Ein Barmitarbeiter sei attackiert worden, die Polizei habe die Beteiligten festgenommen.
Bewertung
Manipuliert. Ein solcher Bericht ist bei USA Today nie erschienen, die Zeitung selbst dementiert die Behauptung. Laut der New Yorker Polizei und einer Mitarbeiterin der Bar hat es einen solchen Vorfall nicht gegeben.

Laut einem Video, das angeblich von USA Today stammt, soll ein Sicherheitsbeamter des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bei seinem offiziellen Besuch in New York eine Schlägerei in einer Bar angezettelt haben. Zunächst habe er von Gästen in einer Bar verlangt, „Ehre der Ukraine“ zu rufen. Danach habe er den Barkeeper angegriffen und eine Schlägerei angefangen, heißt es in dem vermeintlichen Nachrichtenbericht. Die Polizei habe die Beteiligten anschließend festgenommen. 

Das Video, das oben rechts das Logo von USA Today enthält, kursiert unter anderem auf Russisch, Englisch, Spanisch und Deutsch. Die russische Botschaft in Südafrika teilte es auf X, ehemals Twitter.

Der Vorfall soll am 21. September passiert sein. Selenskyj war tatsächlich Ende September für drei Tage auf einem offiziellen Besuch in New York. Doch das Video ist nie bei USA Today erschienen und die Schlägerei ist frei erfunden, wie die New Yorker Polizei und eine Mitarbeiterin der Bar bestätigen.

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Das angebliche Video von USA Today zu der Schlägerei kursiert unter anderem auf Telegram (Quelle: Telegram, Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

USA Today hat das Video zu der angeblichen Schlägerei von Selenskyjs Wachmann nie veröffentlicht

Eine Google-Suche mit Stichworten aus dem Video führt zu einem Artikel von USA Today. Darin dementiert das Medium, dass der Beitrag von der Redaktion stammt. Ein Sprecher wird darin mit dem Satz zitiert: „Das auf X (ehemals Twitter) kursierende Video, das das Logo und den Schriftzug von USA Today verwendet, ist eine Fälschung.“

Das verrät auch die Schriftart. Zwar werden die für USA Today typischen weiß-blauen Untertitel verwendet, die Buchstaben sind jedoch eckiger und unterscheiden sich von anderen offiziellen Videos. Der Buchstabe „i“ zum Beispiel ist bei echten Videos des Mediums mit einem runden Punkt versehen, bei der Fälschung ist der Punkt eckig.

Kein glaubwürdiges Medium hat über den vermeintlichen Vorfall berichtet. Stattdessen gibt es zu dem Thema mehrere Faktenchecks verschiedener Redaktionen. Die AFP hat sowohl die New Yorker Polizei als auch eine Mitarbeiterin der Bar befragt. Beide dementierten die Behauptung. Es gebe keinen Polizeibericht über einen Vorfall, an dem Selenskyjs Sicherheitsbeamten beteiligt gewesen seien.

Einige Szenen aus dem Video zeigen zudem gar nicht den Standort der Bar „The Campbell“, in der die Schlägerei stattgefunden haben soll. Bei Sekunde 0:30 ist der Name eines Geschäfts zu erkennen, „Soho Boutique“. Eine Suche auf Google Maps führt zu dem Laden in New York, auch die Umgebung ist identisch zu jener im Video. Doch der Ort ist mehr als 20 Kilometer von der Bar „The Campbell“ entfernt.

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Eine Suche nach einem der sichtbaren Geschäfte aus dem Video, „Soho Boutique“, zeigt, dass die Szene in Brooklyn gefilmt wurde. Das Geschäft ist mehr als 20 Kilometer von dem Ort der angeblichen Schlägerei entfernt. (Quelle: Telegram / Google Maps; Collage und Markierungen: CORRECTIV.Faktencheck)

Redigatur: Steffen Kutzner, Sophie Timmermann

Die wichtigsten, öffentlichen Quellen für diesen Faktencheck:

  • Dementi der USA Today, 25. September 2023: Link
  • Faktencheck der AFP, 2. Oktober 2023: Link