Nein, Außenministerin Baerbock randalierte nicht in Berliner Luxushotel – russischer Kanal nutzt Satire-Account als Quelle
Russische Seiten berichten, Bundesaußenministerin Annalena Baerbock habe in einem Berliner Luxushotel randaliert. Doch die Berichte beziehen sich auf einen Beitrag von einem Satire-Account.
Mehrere russische Seiten berichten über einen angeblichen Eklat von Annalena Baerbock: Die Bundesaußenministerin habe in einem Luxushotel randaliert, Möbel umgeworfen und sich geweigert, ihre Rechnung zu zahlen. Die Geschichte landete auch auf Tiktok und erreichte dort zehntausende Menschen.
Doch sie ist frei erfunden. Quelle dafür ist ein Beitrag auf X, ehemals Twitter, von einem Satire-Account. Russische Seiten verbreiteten die angebliche Nachricht jedoch als echt weiter.
Burbock statt Baerbock, Rechtsanwalt statt Bundesjustizminister
Schon auf den ersten Blick machen einige Details in den Berichten stutzig. So bezeichnet Osnmedia, eine russische regierungsnahe Nachrichtenagentur, die schon in der Vergangenheit mit Falschbehauptungen auffiel – Bundesjustizminister Marco Buschmann schlicht als „Rechtsanwalt“. Diesen Artikel ließ eine Person offenbar mit einem Tool auf Deutsch übersetzen und stellte ihn auf Tiktok.
In einem Text auf der Webseite Pravda vom 27. Oktober 2023 hingegen wird Baerbock in der Überschrift Burbock genannt. Pravda-de.com ist laut einer Abfrage mit Whois (eine Onlinedatenbank, mit der Informationen wie IP-Adressen und Eigentümer von Webseiten abgefragt werden können) eine in Moskau registrierte Domain, die prorussische Inhalte auf Deutsch verbreitet – nicht zu verwechseln mit der ukrainischen Online-Zeitung Ukrainska Pravda. Ihre Domain lautet pravda.com.ua.
Als Quelle geben die beiden russischen Seiten den russischen TV-Kanal Tsargrad an. Er veröffentlichte den Beitrag über Baerbock am 27. Oktober 2023.
Quelle der Falschbehauptung ist ein Satirebeitrag
Tsargrad zeigt als Beleg den Screenshot eines Beitrags auf X. Er stammt von einem Account namens Justizminister Marco Buschmann (Ernst & Satire) und ist offensichtlich nicht ernst gemeint und auch nicht der X-Account des Justizministers. In dem Beitrag über Baerbock fragt die Parodie des Justizministers unter anderem nach einem „Benimmcoach“. Dazu teilt der Account eine Fotomontage einer Frau mit tätowierten Fingern, knappem Jeansoutfit und Baerbocks Gesicht. Eine Bilderrückwärtssuche führt zum Originalbild: Es zeigt nicht Baerbock – sondern die Sängerin Rihanna.
Abgesehen davon gibt es keine nationalen oder internationalen Medienberichte über den angeblichen Vorfall – er ist frei erfunden.
Bundesaußenministerin Baerbock ist immer wieder das Ziel von Desinformation und Falschbehauptungen. So wurde sie kürzlich etwa fälschlicherweise mit einer Oligarchen-Villa in Verbindung gebracht. Immer wieder werden ihr auch falsche Zitate in den Mund gelegt.
Redigatur: Viktor Marinov, Uschi Jonas