Faktencheck

Nein, Annalena Baerbock sagte nicht, dass weniger Steckdosen das Stromsparen fördern würden

Auf Facebook wird Außenministerin Annalena Baerbock ein falsches Zitat in den Mund gelegt. Anders als behauptet, sagte sie nicht, dass der Verzicht auf Steckdosen den Stromverbrauch verringern würde.

von Matthias Bau

Annalena Baerbock Steckdose
Annalena Baerbock bei einer Pressekonferenz am 8. September im Auswärtigen Amt (Picture Alliance / DPA / Christophe Gateau)
Behauptung
Außenministerin Annalena Baerbock habe gesagt: „Wenn jeder Haushalt im Durchschnitt zehn Steckdosen hat und würde nur auf zwei verzichten, dann könnte Deutschland seinen Stromverbrauch um 20 Prozent verringern.“
Bewertung
Frei erfunden
Über diese Bewertung
Frei erfunden. Das Außenministerium dementierte auf Anfrage, dass sich Annalena Baerbock so geäußert hat. Unsere Recherche lieferte keine Hinweise, dass das Zitat echt ist.

Seit Monaten kursiert ein angebliches Zitat von Außenministerin Annalena Baerbock auf Facebook: „Wenn jeder Haushalt im Durchschnitt zehn Steckdosen hat und würde nur auf zwei verzichten, dann könnte Deutschland seinen Stromverbrauch um 20 Prozent verringern.“ Wie eine Suche in dem Sozialen Netzwerk zeigt, gibt es dutzende Facebook-Beiträge, die das angebliche Zitat verbreiten. 

Das Zitat ist frei erfunden. Auf Anfrage schrieb uns die Pressestelle des Außenministeriums: „Das Zitat ist nicht authentisch, Außenministerin Baerbock hat sich nicht in der aufgeführten Form geäußert.“ Auch eine Suche bei Google und in der Pressedatenbank Genios liefert keine Hinweise darauf, dass Baerbock sich so geäußert hat. 

Auf Facebook verbreitet sich dieses erfundene Zitat von Annalena Baerbock
Auf Facebook verbreitet sich dieses erfundene Zitat von Annalena Baerbock (Quelle: Facebook; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

Eine Suche nach den Schlagworten „Baerbock“ und „Steckdose“ führt unter anderem zu einem Video vom 8. September 2021 auf der Webseite des Magazins Stern. Zu sehen ist ein Ausschnitt eines Wahlkampfauftritts zur Bundestagswahl von Baerbock. Sie wirft der Vorgängerregierung aus CDU und SPD vor, eine verfehlte Industriepolitik betrieben zu haben. Auf einen Zwischenruf sagt sie: „Gute Frage: Und wo soll der Strom herkommen? Natürlich weiter aus der Steckdose und natürlich weiter in den Fabriken, durch die Stromleitung, die wir haben. Aber dieser Strom muss in Zukunft klimaneutral sein.“

Ein weiterer Treffer führt zu einem 45-sekündigen Videoausschnitt, in dem Baerbock die Frage „Wo ist ihnen Europa heute schon im Alltag begegnet?“ beantwortet: „Überall, morgens beim Stecker in die Steckdose stecken, dass es Normung gibt und man nicht tausend verschiedene Stecker haben muss.“ Ursprünglich stammt dieser Ausschnitt aus dem ersten sogenannten Triell vom 20. Mai 2021, dem Aufeinandertreffen der Kanzlerkandidatinnen und Kandidaten von CDU/CSU, SPD und Grünen. Für diese Aussage wurde Baerbock kritisiert. Allerdings sind die meisten Steckdosen in Europa mit dem sogenannten Eurostecker kompatibel, wie das Faktencheck-Team der DPA berichtete. Die Ausnahmen bilden die Steckdosen in Großbritannien und ein Modell in Italien.

Redigatur: Kimberly Nicolaus, Viktor Marinov