Faktencheck

Dieses Video von Blitzeinschlägen zeigt nicht Israel, sondern Florida und Mumbai

Auf Tiktok ging ein Video von Blitzeinschlägen viral. Nutzerinnen und Nutzer behaupten, es zeige Israel, doch das stimmt nicht – die Aufnahmen stammen aus Florida und Mumbai und entstanden schon vor dem Terrorangriff auf Israel.

von Gabriele Scherndl

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Auf Tiktok wird zu einem Video von mehreren Blitzeinschlägen behauptet, es zeige Israel. Das ist falsch, das Video ist schon älter – die hier abgebildete Szene stammt aus Mumbai. (Quelle: Tiktok; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Ein aktuelles Video zeige Blitze in Israel.
Bewertung
Falscher Kontext
Über diese Bewertung
Falscher Kontext. In dem Video sind zwei Aufnahmen zusammengeschnitten. Eine stammt aus Florida, die andere aus Mumbai. Beide Aufnahmen sind mindestens ein Jahr alt und damit schon vor dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober entstanden.

Sechs Sekunden, zwei Blitzeinschläge: Dieses Video, das angeblich Israel zeigen soll, verbreitet sich aktuell viral auf Tiktok. Ein Beitrag wurde mehr als eine Million mal gesehen, er wurde mehrfach auch als Duett geteilt – teils zusammen mit pro-palästinensischen Inhalten oder mit der Behauptung, das sei eine Strafe Gottes. Auch auf Youtube landete es. Manche fragen in den Kommentaren auf Deutsch, ob das Video echt ist. 

Echt ist es, die Aufnahmen stammen aber gar nicht aus Israel und sind auch nicht aktuell.

Ein Tiktokvideo, von einem Blitz der in ein Haus einschlägt. Dazu heißt es: "What is happening in Israel right now?"
Dieses Video verbreitet sich viral auf Tiktok. Es zeigt aber nicht, wie behauptet, Israel. (Quelle: Tiktok; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

Tiktok-Video besteht aus zwei Aufnahmen – eine aus Florida, eine aus Mumbai

Eigentlich besteht das Video aus zwei verschiedenen Aufnahmen. Die erste zeigt ein flach bebautes Gebiet und eine Person, die ein Getränk hält. Bilder-Rückwärtssuchen zeigen, dass die Aufnahme schon im September 2022 fälschlich mit dem damals wütenden Hurrikan Ian in Florida in Verbindung gebracht wurde. Denn: Die AFP eine Quelle vom 28. August 2022 – also vor dem Hurricane – die vermutlich die Originalaufnahme ist. 

Laut der Recherche wurde das Video im Lani Kai Island Resort in Florida, USA, gefilmt. Diese Aufnahme von 2022 ist länger als der Ausschnitt, der nun auf Tiktok geteilt wird. Die Sequenzen darin lassen sich auf Google Maps eindeutig in Florida lokalisieren.

Links ein Ausschnitt aus dem Video, rechts ein Screenshot von Google Maps. Überschneidungen sind farblich markiert, etwa ein Dach und ein Zebrastreifen.
Der Vergleich der Video-Aufnahmen (links) mit Bildern von Google Maps (rechts) zeigt: Der Blitz schlug in Florida ein (Quellen: Tiktok / Google Maps; Screenshots, Collage und Markierungen: CORRECTIV.Faktencheck)

Die zweite Aufnahme zeigt mehrere Hochhäuser und eine Hand, die ein Smartphone hält. Die Aufnahme ist ebenfalls alt. Eine Bilder-Rückwärtssuche mit einem Ausschnitt daraus führt zu mehreren Videos und Berichten, die zwischen dem 7. und 9. September 2022 veröffentlicht wurden. Für den Zusammenschnitt, der nun in Sozialen Netzwerken kursiert, wurde die Aufnahme gespiegelt, wie ein Vergleich mit einem Standbild auf einer älteren Version zeigt. 

In einem Artikel von NDTV zu dem Video heißt es, der Blitz habe das Neminath Building in Mumbai, Indien, getroffen. Auch das bestätigt der Vergleich mit Aufnahmen von Google Maps

Links ein Ausschnitt aus dem Video, rechts ein Screenshot von Google Maps. Ähnlichkeiten wie etwa Dächer sind farblich eingerahmt.
Die zweite Videosequenz (links) zeigt nicht Israel, sondern wurde in Indien aufgenommen. Sie kursierte schon im September 2022. (Quellen: Youtube / Google Maps; Screenshot, Collage und Markierungen: CORRECTIV.Faktencheck)

In dem Video ist also nicht Israel zu sehen. Mit dem Terrorangriff der Hamas auf das Land am 7. Oktober 2023 hat es nichts zu tun. Häufig wird in Krisen oder Kriegen Bildmaterial aus dem Kontext gerissen. 

Alle Faktenchecks zu Falschmeldungen und Gerüchten zum Krieg im Nahen Osten finden Sie hier.

Redigatur: Viktor Marinov, Sophie Timmermann