Faktencheck

Nach Angriff der Hamas auf Israel: Nein, die USA evakuierten am 11. Oktober nicht ihre Botschaft im Libanon

Am Abend des 11. Oktober 2023 verbreitete sich die angebliche Nachricht, die US-Botschaft in der libanesischen Hauptstadt Beirut werde evakuiert. Doch das stimmt nicht, die Botschaft dementiert.

von Gabriele Scherndl

us-botschaft-libanon
Eine Aufnahme der US-Botschaft im Libanon aus dem September 2023. Evakuiert wurde sie nicht. (Quelle: Hassan Ammar / Associated Press / Picture Alliance)
Behauptung
Die US-Botschaft in Beirut, Libanon, werde evakuiert.
Bewertung
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Frei erfunden. Die Botschaft dementierte die Gerüchte noch am selben Abend.

Wo das Gerücht herkam, ist nicht ganz klar. Doch am Abend des 11. Oktober zog die angebliche Meldung weite Kreise: Die US-Botschaft in Beirut, Libanon, werde evakuiert, hieß es auf Telegram, Facebook und X, ehemals Twitter. Hunderttausende Menschen sahen Nachrichten wie diese. 

Noch am selben Abend veröffentlichte die Botschaft auf X eine Richtigstellung: Es gebe keine Evakuierung. In Sozialen Netzwerken kursiert die Falschmeldung dennoch weiter.

Auf Facebook wird behautet, die US-Botschaft in Beirut werde evakuiert.
Auch nach dem Dementi der US-Botschaft im Libanon kursiert in Sozialen Netzwerken die Meldung, diese werde evakuiert (Quelle: Facebook; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

Für Desinformation bekannte Akteure teilten die Falschmeldung, die US-Botschaft werde evakuiert

Die älteste Quelle für die Behauptung, die wir finden konnten, ist ein Telegram-Beitrag in einer Gruppe namens „Ukraine Reality“. Dort hieß es am 11. Oktober 2023 um 17.39 Uhr: „Die USA evakuieren ihre Botschaft im Libanon und raten ihren Bürgern, das Land zu verlassen“. Der Beitrag wurde von einem russischen Telegram-Kanal weitergeleitet, der ihn zur selben Uhrzeit veröffentlichte. Später wurde die vermeintliche Meldung auch auf Englisch, Türkisch und Deutsch verbreitet. Auch das israelische Medium Arutz Sheva schrieb darüber. 

Ein Account, der der Falschbehauptung besonders große Reichweite gab, ist der X-Account Sprinter99800. Er teilte die Nachricht um 18.12 Uhr und erreichte damit 90.000 Menschen. Der Nutzer fiel schon mehrfach mit der Verbreitung von Desinformation auf. Er teilte unter anderem ein gefälschtes Dokument der US-Regierung, über das wir hier schreiben. Im deutschsprachigen Raum verbreitete die Falschmeldung unter anderem ein Account namens Zentrale Ermittlungsstelle, auch der fiel immer wieder mit Falschbehauptungen auf.

Wenige Minuten später veröffentlichte die US-Botschaft in Beirut auf X eine Richtigstellung: Die Botschaft sei nicht evakuiert worden und arbeite normal. 

Ein X-Beitrag der US-Botschaft, da steht: "The U.S. Embassy in Beirut has not evacuated and is open and operating normally. Reports saying otherwise are false."
Die US-Botschaft in Beirut, stellte auf X klar, dass die Botschaft nicht evakuiert werde (Quelle: X; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Sprinter99800 korrigierte sich kurz darauf – die Richtigstellung erreichte allerdings deutlich weniger Menschen als die Falschbehauptung. Der Nutzer behauptete, Voice Of America habe die angebliche Neuigkeit veröffentlicht und ihren Beitrag dann wieder gelöscht. Ob das stimmt, ist unklar, Voice of America reagierte nicht auf eine Anfrage von CORRECTIV.Faktencheck. 

Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 ist nun auch die Lage im Norden Israels angespannt: An der Grenze zum Libanon gab es in den vergangenen Tagen Gefechte. Die Hisbollah-Miliz im Libanon feuerte nach eigenen Angaben Raketen auf Israel, zuvor meldete die israelische Armee, sie habe mehrere Hisbollah-Kämpfer getötet.

Alle Faktenchecks zu Falschmeldungen und Gerüchten nach dem Terrorangriff der Hamas finden Sie hier.

Redigatur: Viktor Marinov, Matthias Bau