Faktencheck

Nein, in diesem Video spricht Alice Weidel nicht wirklich Arabisch

Online kursiert ein Video von der AfD-Fraktionsvorsitzenden Alice Weidel, in dem sie Arabisch spricht. Es wurde mit einer Künstlichen Intelligenz bearbeitet. Im Original spricht Weidel Deutsch.

von Gabriele Scherndl

alice-weidel-arabisch-pressekonferenz
Anders als in diesem Tiktok-Video behauptet, sprach Alice Weidel, Fraktionsvorsitzende der AfD, am 9. Oktober 2023 in einer Pressekonferenz über die Wahlen in Bayern und Hessen auf Deutsch (Quelle:Tiktok; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Ein Video zeige, wie Alice Weidel in einer Pressekonferenz Arabisch spricht.
Bewertung
Manipuliert. Das Video wurde mit einer Künstlichen Intelligenz bearbeitet.

„Weidel hat aufgegeben und spricht jetzt Arabisch“, heißt es zu einem Video, das aktuell auf Tiktok hunderttausende Nutzerinnen und Nutzer erreicht. Zu sehen ist darin die AfD-Fraktionsvorsitzende Alice Weidel, offenbar bei einer Pressekonferenz. Es klingt, als spreche sie tatsächlich Arabisch.

Doch das stimmt nicht, das Video wurde mit einer Künstlichen Intelligenz (KI) bearbeitet. Der Ersteller hat das Video auch mit dem Hashtag „KI“ markiert. Doch manche glauben, das Video sei echt. Einige Nutzer verbreiten die Aufnahme ohne Hinweis auf die Manipulation weiter. Das Video landete auch auf Youtube, Facebook und X

Ein Tiktok-Beitrag in dem das Weidel-Video geteilt wird.
Das KI-Video, in dem Weidel Arabisch spricht, wurde online mehrfach geteilt. Teilweise auch ohne den Hinweis, dass das Video mithilfe einer KI bearbeitet wurde. (Quelle: Tiktok; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

Reuters-Aufnahme von Alice Weidel wurde mit KI-Tool manipuliert

Die Sprache, die Weidel in dem KI-Video vermeintlich spricht, ist tatsächlich Arabisch. Das zeigt eine Übersetzung des Skripts auf Google Translate. Laut dieser Übersetzung geht es um die Wahlen in Hessen und Bayern, die am 8. Oktober 2023 stattgefunden haben. Am Anfang und am Ende des Videos ist das Logo der Nachrichtenagentur Reuters zu sehen. 

Diese Informationen reichen aus, um das Original zum Fake zu finden: Eine Google-Suche führt zu einem Video, das Reuters am 9. Oktober 2023 veröffentlicht hat – also Wochen bevor der Fake auftauchte. Beide Videos sind gleich lang und beinahe identisch. 

Auch das, was Weidel auf Deutsch sagt, deckt sich in etwa mit der arabischen Übersetzung. Nur Weidels Mundbewegungen unterscheiden sich in den zwei Aufnahmen: In der manipulierten Version bewegen sich Weidels Lippen beim Sprechen an manchen Stellen unnatürlich. Das Reuters-Video ist also die Grundlage für das mit KI bearbeitete Video.

Zwei Aufnahmen von Alice Weidel - sie sind fast gleich, nur der Mund ist anders.
Die manipulierte Version (oben) ist nahezu identisch mit dem Original (unten) – doch die Mundbewegungen bei der manipulierten Version sehen unnatürlich aus (Quellen: Youtube / Reuters; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)

Ein Blick auf das Profil jenes Tiktok-Nutzers, der das Video als erstes teilte, zeigt: Er erstellt häufiger KI-manipulierte Aufnahmen von Politikerinnen und Politikern. Da ist etwa Olaf Scholz, der Türkisch spricht, Recep Tayyip Erdoğan, der Deutsch spricht und eben Alice Weidel – mal auf Französisch, mal auf Türkisch, mal auf Mandarin. Die Videos mit Weidel seien „natürlich Fake“, schreibt er auf Anfragen anderer Nutzerinnen und Nutzer.

In den meisten seiner Videos – so auch bei Weidel, die Arabisch spricht – ist rechts unten ein Logo mit der Aufschrift „HeyGen“ zu sehen. HeyGen ist ein Unternehmen, das eine Künstliche Intelligenz entwickelt hat, die den Ton aus Videos in andere Sprachen umwandeln kann. Das Tool übersetzt die gesprochenen Worte und passt auch die Lippenbewegungen an. 

Tipps zum Erkennen eines manipulierten oder mit einer KI erstellten Bildes 

  • Wenn Sie unsicher sind, ob ein Ereignis so stattgefunden hat, wie es auf einem Bild zu sehen ist: Suchen Sie mit Stichworten nach potenziellen Medienberichten zu dem Ereignis.
  • Achten Sie auf Ungereimtheiten und Details in dem Bild.
  • Suchen Sie, wenn möglich, nach der ursprünglichen Quelle für das Bild. Helfen kann dabei manchmal auch eine Bilderrückwärtssuche. Wie die funktioniert, können Sie hier nachlesen.

Redigatur: Viktor Marinov, Kimberly Nicolaus