Faktencheck

Nein, dieses Video zeigt nicht, wie sich die Bundeswehr mit den Bauernprotesten solidarisiert

Ein Video aus Flensburg soll zeigen, dass die Bundeswehr die Bauernproteste unterstützt. Doch der Panzer im Video nimmt nicht an der Demo teil.

von Gabriele Scherndl

panzer.flensburg
Auf Tiktok kursiert dieses Video, es belegt aber nicht, dass die Bundeswehr die sogenannten Bauernproteste unterstützt (Quelle: Tiktok; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Ein Video von einem Panzer, in dem zwei Personen sind, zeige, wie die Bundeswehr eine Bauerndemo unterstützt.
Bewertung
Falscher Kontext
Über diese Bewertung
Falscher Kontext. Der Panzer im Video ist nicht auf der Spur der Traktoren, sondern auf der Gegenfahrbahn. Laut Bundeswehr nahm er nicht an den Bauernprotesten teil. Er war im Rahmen einer technischen Überprüfung unterwegs. Die Personen im Panzer sind keine Soldaten.

Auf der einen Spur fährt eine Reihe Traktoren, auf der anderen steht ein Panzer auf der Abbiegespur. Ein Mann steigt aus dem Panzer auf das Fahrzeug, ein anderer steht hinten auf dem Panzer. Dieses Video erreicht seit dem 11. Januar 2024 in Sozialen Netzwerken hunderttausende Menschen und wird auch auf Englisch verbreitet. 

Dazu ist im Video der Text eingeblendet: „Mega Support der Bundeswehr auf der Demo!“ Doch der Panzer ist weder Teil des Traktor-Konvois, noch ist aus dem Video nicht ersichtlich, dass die Personen im Panzer die Demo unterstützen würden. Was also zeigt die Aufnahme? 

Screenshot aus einem X-Beitrag, zu dem Video heißt es dort: "Wir halten zusammen"
Dieses Video verbreitet sich vielfach in Sozialen Netzwerken – es zeigt aber keine Unterstützung der Bauerndemos durch die Bundeswehr (Quelle: X; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

Die Traktoren im Video fahren unter einer Brücke durch, dabei passieren sie einige Schilder. In weiteren Aufnahmen derselben Situation sind darauf Ortschaften, wie etwa Harrislee in Schleswig-Holstein und die dänische Stadt Padborg erkennbar, sowie die Ausschilderung der Autobahn A7. Ein Tiktok-Nutzer schreibt zu dem Video: „In Flensburg gesichtet.“ Mit diesen Informationen lässt sich auf Google Maps der genaue Aufnahmeort des Videos identifizieren: Die L16 in Flensburg. 

Am 10. Januar, also einen Tag, bevor das Video auf Tiktok landete, fand laut Medienberichten eine Bauerndemo in Flensburg statt, bei der es zu erheblichen Staus kam.

Drei Fotos zeigen die selbe Straßenstrecke aus unterschiedlichen Aufnahmewinkeln.
Der Vergleich von Screenshots aus den Demo-Videos belegt, dass die Aufnahmen aus Flensburg stammt (Quellen: Tiktok / Instagram / Google Maps; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)

Panzer in Flensburg ist auf dem Rückweg von einer Probefahrt nach Wartung

Laut einem Sprecher der Streitkräftebasis der Bundeswehr zeigt das Video einen Panzer vom Typ Marder. Der Sprecher schreibt uns: „Das Fahrzeug nimmt an der Demonstration nicht teil.“ 

Ein Sprecher des Territorialen Führungskommandos der Bundeswehr in Berlin erklärt die Situation auf Anfrage: Die Firma Flensburger Fahrzeugbau Gesellschaft (FFG) sei auf die Wartung und Instandsetzung von Panzern spezialisiert und mache diese auch für die Bundeswehr. Dafür führe sie Probefahrten auf dem ehemaligen Standortübungsplatz Harrislee durch. Das Video zeige die Rückfahrt von einer solchen Probefahrt zum Firmenstandort der FFG in der Mads-Clausen-Straße in Flensburg. Der Aufnahmeort der Videos liegt auf dieser Route

Eine solche Fahrt habe auch am 10. Januar 2023 stattgefunden, schreibt der Sprecher. Das bestätigt uns das Unternehmen FFG in Flensburg. Zudem seien die Personen im Panzer keine Soldaten, sondern Firmenmitarbeiter.

Abgesehen davon dürfen im Dienst befindliche Soldatinnen und Soldaten grundsätzlich nicht an Demonstrationen teilnehmen, schrieb uns ein Sprecher der Streitkräfte der Bundeswehr im Januar im Zuge einer anderen Recherche. Das sei im Soldatengesetz geregelt. Dort heißt es in Paragraf 15: „Im Dienst darf sich der Soldat nicht zu Gunsten oder zu Ungunsten einer bestimmten politischen Richtung betätigen.“

Redigatur: Paulina Thom, Viktor Marinov