Falsches Zitat von Grünen-Politikerin Katharina Stolla zum Bürgergeld in Umlauf
Die Bundessprecherin der Grünen Jugend soll angeblich gesagt haben: „Unser gesellschaftlicher Begriff von Arbeit sabotiert aktivistische Lebensentwürfe.“ Das stimmt nicht, das angebliche Zitat ist erfunden.
Die Bundesregierung hat strengere Sanktionen beim Bürgergeld geplant: Wer künftig nachhaltig eine Arbeitsaufnahme verweigert, dem kann das Jobcenter die Unterstützung für bis zu zwei Monate streichen.
Im Vorfeld gab es an diesen Plänen Kritik, unter anderem von den Jugendorganisationen der SPD und den Grünen. Auf X wird ein Zitat der Co-Bundessprecherin der Grünen Jugend, Katharina Stolla, hundertfach geteilt. Doch dieses ist frei erfunden. Sie sagte nicht: „Unser gesellschaftlicher Begriff von Arbeit sabotiert aktivistische Lebensentwürfe.“
Katharina Stolla äußerte sich nicht wie behauptet bei T-Online
Auf dem Foto mit dem angeblichen Zitat Stollas ist als Quelle T-Online angegeben. Dort äußerte sich die Grünen-Politikerin am 16. Januar 2024 in einem Interview kritisch zu den Bürgergeld-Plänen der Bundesregierung. Es sei „unmenschlich“, den Ärmsten das Geld für Lebensmittel zu streichen, sagt sie etwa. Das angebliche Zitat fällt darin aber nicht.
Eine Google-Suche liefert keine Hinweise darauf, dass sich Stolla zu einem anderen Zeitpunkt so geäußert hat. Auch die Pressestelle der Grünen Jugend dementiert uns gegenüber das angebliche Zitat.
Frei erfundenes Zitat laut manchen Verbreitern als Witz gemeint
Eine Suche bei X nach dem Namen der Grünen-Politikerin führt zu einem Beitrag vom 16. Januar 2024 mit demselben Foto, aber einem anderen Zitat. Hierbei handelt es sich offenbar um den Originalbeitrag, er ist auch auf der Instagram-Seite der Politikerin zu finden. Das dort aufgeführte Zitat über die Pläne der Ampelregierung – „Es ist absolut ehrenlos“ – hat Stolla im Interview bei T-Online gesagt.
Das falsche Zitat ist offenbar nachträglich in dieses Foto eingefügt worden. Das ist auch am uneinheitlichen schwarzen Hintergrund des Zitats erkennbar.
Auf das falsche Zitat machten mehrere Menschen auf X aufmerksam, darunter auch ein Journalist von T-Online. Einige Verbreiterinnen und Verbreiter auf X – wie der FDP-Politiker Gert Wöllmann – löschten das gefälschte Zitat nach dieser Kritik wieder und behaupteten, es habe sich dabei um ein nicht ernst gemeintes Meme gehandelt.
Bei anderen ist das falsche Zitat nach wie vor online: etwa bei Markus Krall, einem ehemaligen Unternehmensberater, der laut Medienberichten zusammen mit dem ehemaligen Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen an der laufenden Gründung der Partei „Werteunion“ beteiligt ist.
Hier geben wir Tipps dazu, wie man gefälschte Zitate in Sozialen Netzwerken erkennt.
Redigatur: Viktor Marinov, Steffen Kutzner