Faktencheck

Taz-Artikel über „Demogeld für Antifas“ ist Satire

Die aktuellen Demonstrationen gegen Rechtsextremismus seien alle gekauft, heißt es auf X. Belegen soll dies ein Artikel der Taz, demzufolge die Antifa von der Regierung bezahlt werde. Bei dem Artikel von 2015 handelt es sich jedoch um Satire.

von Paulina Thom

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Dieser Artikel der Taz mit dem Titel „Demogeld für Antifas“ sorgt seit Jahren online für Verwirrung. Dahinter steckt Satire. (Quelle: Taz; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Ein Artikel der Taz belege, dass die Antifa „Demogeld“ erhalte.
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Frei erfunden. Der Taz-Artikel ist Satire, wie der Autor bestätigt und mehrere Hinweise zeigen.

Die Proteste hunderttausender Menschen gegen Rechtsextremismus seit Mitte Januar 2024 werden im Netz von Falschinformationen begleitet. Eine Behauptung, die immer wieder auftaucht: Die Protestierenden seien in Wirklichkeit Statistinnen und Statisten, die von der Regierung oder der Antifa bezahlt würden. Mehrfach haben wir darüber berichtet

Nun kursiert auf X ein Screenshot eines Taz-Artikels, der die Vorwürfe untermauern soll. „Die ‚Demos gegen Rechts‘ sind alle gekauft“, schreibt ein Nutzer. Der Artikel der Taz zeige unter anderem, dass im Hintergrund Parteien und die Regierung als Unterstützer der Antifa agierten. Der Beitrag erreichte zehntausende Nutzerinnen und Nutzer. Auch auf Facebook verbreitete sich der Artikel.

Screenshot eines X-Beitrages
Der Satire-Artikel der Taz verbreitet sich aktuell auf X im Kontext der bundesweiten Demonstrationen gegen Rechtsextremismus (Quelle: X; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

Taz-Artikel über „Demogeld“ von 2015 ist laut Autor Satire

Die Taz hat einen solchen Artikel tatsächlich im Februar 2015 veröffentlicht. In dem Text heißt es, ein internes Organisationsschreiben des „Antifa e.V.“ von einem mutmaßlich verloren gegangenen USB-Sticks zeige die gut vernetzte Struktur der Antifaschisten. Für die damaligen Proteste gegen Pegida und Legida habe der Verein den Teilnehmenden einen Stundenlohn von 25 Euro und Freibier zugesagt. Der mittlerweile in der EU sanktionierte russische TV-Sender RT Deutsch habe damals zu den Hintergründen recherchiert und ein Organigramm der Antifa erstellt: Demnach finanzierten die Regierung, mehrere Parteien, wie die CDU, SPD und die Grünen, sowie einige Verbände die Proteste. 

Erik Peter, Autor des Taz-Artikels, schreibt uns auf Anfrage, dass es sich bei dem Text „selbstverständlich um Satire“ handele: „Der Artikel hat einfach einen damals recht populären rechten Verschwörungsmythos aufgegriffen.“ Manche Medien veröffentlichen Satire-Beiträge und kennzeichnen diese auch. Auch die Taz verfügt über eine Satire-Rubrik. Peter schreibt uns, die Taz habe den Artikel aber „aus Spaß“ dem Ressort „Politik“ zugeordnet, um zu testen, „wer trotz der eindeutigen Hinweise den Text propagandistisch verbreitet“. 

Mehrere Hinweise entlarven Taz-Artikel als Satire

Einer dieser eindeutigen Hinweise auf Satire ist laut Peter der Name des Vorstands des angeblichen Antifa-Vereins, der in einem Update unter dem Artikel steht: „P. Flasterstein“. Es lässt sich an weiteren Stellen im Text erkennen, dass sein Inhalt nicht ernst gemeint ist. 

Statt auf seriöse Webseiten oder Quellen verlinkt der Taz-Artikel auf mehrere Beiträge von Facebook- und X-Nutzern mit Namen, wie „Arbeitskreis feministischer Muslima in der NPD“ oder „Arbeitskreis ‚Dumm wie Brot‘ in der NPD“ – laut dem Autor alles Satire-Accounts. 

Der angebliche Antifa-Verein verfügt über einen Blog ohne Impressum mit weiteren offenbar ironisch gemeinten Namen der Vorstandsmitglieder, wie „Konrad Rawall“ oder „Martin Olotow“. Er ist seit mehreren Jahren inaktiv. Einen Eintrag als Verein im öffentlichen Registerportal gibt es nicht, auch nicht für die im Organigramm aufgelistete Gesellschaft „Antifa GmbH“. Keine der genannten Organisationen hat eine seriöse Webseite – auch nicht die angebliche Antifa Gewerkschaft, die ebenfalls im Organigramm auftaucht.

Entgegen dem verbreiteten Verständnis gibt es die „Antifa“ im Sinne einer bundesweit agierenden Organisation nicht. „Antifa“  ist der Oberbegriff für verschiedene, im Regelfall eher locker strukturierte, autonome Strömungen der linken bis linksextremen Szene. 

Über den Satire-Artikel der Taz berichteten in der Vergangenheit bereits mehrere Medien

Redigatur: Gabriele Scherndl, Sophie Timmermann 

Die wichtigsten, öffentlichen Quellen für diesen Faktencheck:

  • Taz-Artikel, 12. Februar 2015: Link (archiviert)
  • Wissenschaftlicher Dienst des Deutschen Bundestags: „Linksextremismus in Gestalt der so genannten ‚Antifa‘“, 24. April 2018: Link (PDF, archiviert)