Faktencheck

Gefälschter Tagesschau-Artikel: Nein, die Deutsche Bundesbank verklagt Alice Weidel nicht

Laut einem vermeintlichen Tagesschau-Artikel warb Alice Weidel in der Sendung von Markus Lanz für eine Bitcoin-Software zum schnellen Geldverdienen. Daraufhin habe die Bundesbank sie verklagt, heißt es in dem Text. Doch der Artikel ist gefälscht; Weidel hat bei Lanz über etwas ganz anderes gesprochen.

von Viktor Marinov

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Eine Anzeige auf Facebook wirbt mit einem gefälschten Tagesschau-Artikel für eine Bitcoin-Software – und nutzt dafür den Namen der AfD-Politikerin Alice Weidel (Quelle: Remertips; Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Die Tagesschau habe einen Artikel mit folgender Überschrift veröffentlicht: „Die Deutsche Bundesbank verklagt Alice Weidel wegen ihrer Äußerungen im Live-TV. Jeder in Deutschland sollte die Wahrheit kennen!“ Laut dem Artikel habe Weidel in einer Sendung von Markus Lanz über eine Bitcoin-Software zum schnellen Geldverdienen gesprochen.
Bewertung
Manipuliert. Sowohl der Tagesschau-Artikel als auch die vermeintliche Lanz-Sendung mit Aussagen von Weidel über eine Bitcoin-Software gibt es nicht. Der Beitrag ist eine Fälschung und verlinkt auf ein dubioses Finanzangebot. Die Bilder kommen aus einer Lanz-Sendung vom Mai 2021, in der Weidel über die AfD und Querdenker sprach.

„Die Deutsche Bundesbank verklagt Alice Weidel wegen ihrer Äußerungen im Live-TV. Jeder in Deutschland sollte die Wahrheit kennen!“ Schon diese Skandal-Überschrift eines angeblichen Tagesschau-Artikels sollte misstrauisch machen. Im Text heißt es, Weidel habe bei Markus Lanz eine „geheime Geldmaschine“ offenbart – eine Bitcoin-Software. 

Aus der Werbebibliothek des Facebook-Konzerns Meta geht hervor, dass der Text durch eine Anzeige zwischen 8. Februar und 3. März 2024 verbreitet wurde. Laut der dort angegebenen Schätzung erreichte er mehr als 2,8 Millionen Konten in Deutschland. Was steckt dahinter?

Weder ist der Tagesschau-Artikel echt, noch sprach die AfD-Politikerin über die Bitcoin-Software bei Markus Lanz. Der Artikel ist Teil einer Betrugsmasche, die wir in der Vergangenheit bereits häufiger entlarvt haben. Dafür wurden immer wieder Namen von Prominenten und Politikern missbraucht.

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Nach Angaben des Facebook-Konzerns Meta erreichte die Anzeige, die zum gefälschten Artikel führt, mehr als 2,8 Millionen Konten (Quelle: Meta; Screenshot am 6. März 2024: CORRECTIV.Faktencheck)

Angeblicher Tagesschau-Artikel über Weidel, Lanz und ihr Gespräch über eine Bitcoin-Software gibt es nicht

Die Tagesschau-Fälschung lässt sich an mehreren Details erkennen, vor allem an der falschen URL. Den vermeintlichen Artikel findet man unter der Adresse „remertips.com“ und nicht unter „tagesschau.de“. Eine Google-Suche mit der Überschrift der Fälschung liefert zudem keine Belege, dass der Artikel bei der Tagesschau oder einem anderen seriösen Medium erschienen ist.

Das Layout der gefälschten Seite weicht zudem vom echten Tagesschau-Layout ab. Es fehlen etwa das Veröffentlichungsdatum und der Link zur Mediathek.

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Das Layout der gefälschten Seite (unten) unterscheidet sich von jenem eines echten Tagesschau-Artikels (oben). Es fehlen zum Beispiel der Link zur Mediathek (grüne Markierung), die Themenressorts (rot) und das Veröffentlichungsdatum (gelb). (Quelle: Remertips / Tagesschau; Screenshot, Collage und Markierungen: CORRECTIV.Faktencheck)

Mit einer Bilder-Rückwärtssuche fanden wir heraus, woher die Fotos von Weidel in dem Beitrag kommen. Sie stammen tatsächlich aus einer Sendung mit Markus Lanz – und zwar vom 4. Mai 2021, sie findet sich auf einem offiziellen Youtube-Kanal des ZDF in voller Länge. Sowohl Lanz als auch Weidel tragen dieselbe Kleidung wie auf den Bildern in dem gefälschten Artikel. In der Sendung ging es jedoch nicht um Investitionen, sondern um die AfD, die Impfung gegen Covid-19 und „Querdenker“.

Die Webseite der beworbenen Software fragt nach personenbezogenen Daten und hat kein Impressum

Auf der Webseite des beworbenen Programms „Bitcoin Apex“ sollen Nutzerinnen und Nutzer Daten wie ihren Namen und ihre E-Mail-Adresse angeben. Die Seite hat kein Impressum, was darauf hindeutet, dass es sich um kein seriöses Angebot handelt. Wir haben bereits in der Vergangenheit Werbung für Bitcoin Apex gefunden, die als Nachrichtenartikel getarnt war.

Auf der Webseite der Verbraucherzentrale steht, woran man unseriöse Online-Tradingplattformen erkennen kann: Ein fehlendes Impressum ist ein Zeichen dafür. Die Verbraucherzentrale schreibt weiter, die Maschen, mit denen unseriöse Trading-Plattformen locken, seien meist ähnlich: „Bei einem sozialen Netzwerk wird Werbung geschaltet, die mit einem gewinnsicheren Handelssystem lockt. Teils wird dafür auf vermeintlich seriöse Nachrichtenseiten verlinkt oder mit gefälschten Aussagen von Prominenten geworben.“ 

Laut einer Recherche des Medienmagazins Zapp vom Juni 2023 wurden durch Betrugsmaschen wie diese bereits hunderte Millionen Euro gestohlen, Ermittlungsbehörden schätzen einen Schaden in Milliardenhöhe.

Transparenzhinweis: CORRECTIV ist seit 2017 in einer Kooperation mit dem Facebook-Konzern Meta, um Desinformation auf dem Sozialen Netzwerk zu bekämpfen. Mehr Informationen zu der Kooperation erhalten Sie hier.

Redigatur: Matthias Bau, Sarah Thust

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