Faktencheck

Reich werden mit Bitcoins? Was hinter diesem Fake-Artikel über Robert Habeck steckt

Ein gefälschter Tagesschau-Artikel unterstellt Robert Habeck, er habe in einer ARD-Sendung eine spezielle Bitcoin-Software zum Geldverdienen verraten. Dahinter steckt eine Werbekampagne, die Nutzerinnen und Nutzer von Facebook auf dubiose Internetseiten lockt.

von Sarah Thust

Robert-Habeck-Bitcoin-Artikel-Manipuliert
In Sozialen Netzwerken kursiert ein gefälschter Tagesschau-Artikel über ein angebliches Interview zwischen Robert Habeck und Caren Miosga – es geht um Bitcoins (Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Robert Habeck sei laut einem Tagesschau-Artikel in einer ARD-Talkshow wegen Verrats an Deutschland entlarvt worden, weil er die Existenz einer Bitcoin-Software zum schnellen Geldverdienen verraten habe.
Bewertung
Manipuliert. Der Artikel über die Talkshow ist nie bei der Tagesschau erschienen. Auch die ARD-Talkshow gab es so nicht. Die Seite, auf die der Link führt, hat kein Impressum. Das Vorgehen passt zu einer Masche, mit der unseriöse Trading-Plattformen Anleger locken.

„Das Land ist in Aufruhr und die Öffentlichkeit will die Wahrheit wissen“, heißt es in einer Facebook-Werbeanzeige über Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. Sie wurde mehr als 1.000 Mal geteilt und verlinkt auf einen Artikel mit Tagesschau-Logo. Es geht darin um ein Programm namens „Bitcoin Apex“, das Habeck bisher angeblich verschwiegen, aber aus Versehen in einer Sendung verraten hätte.

Die Anzeige stammt von der Facebook-Seite „Correct Mechanic“, laut Beschreibung angebliche ein Marketingunternehmen in den USA. Laut der Facebook-Werbebibliothek hat diese Seite von 12. bis 19. Februar mindestens sieben Anzeigen dieser Art geschaltet, sie alle verlinken auf den Artikel. Der ist allerdings gar nicht von der Tagesschau

Zwei Werbeanzeigen auf der Seite von Facebook
Die Werbeanzeigen für die Fake-Seite erreichen auf Facebook tausende Nutzerinnen und Nutzer. Sie verwenden Robert Habecks Namen, um für eine Bitcoin-Software zu werben. (Quelle: Facebook-Werbebibliothek; Screenshot am 19. Februar 2024: CORRECTIV.Faktencheck)

Die Anzeige führt nämlich auf eine Internetseite mit der Adresse correctmechanic.com, diese hat kein Impressum. Außerdem steckt der Artikel voller Fehler: An einer Stelle steht etwa „ADR“ statt „ARD“. Das Datum fehlt und es gibt keine anderen Texte auf der Seite. Es handelt sich um eine Fälschung. 

Habeck war zwar bei Miosga, doch er sprach über etwas anderes

Eine kurze Recherche mit den Fotos im Artikel zeigt: Die Bilder von Robert Habeck stammen aus einer ARD-Talkrunde mit Caren Miosga vom 4. Februar 2024, in der es an keiner Stelle um Finanzprodukte ging, sondern um die Politik der Ampel-Regierung. 

Im Artikel ist außerdem das Bild eines Journalisten zu sehen, auf dessen Bildschirm die Bitcoin-Software angezeigt wird. Das stellt sich durch eine Bildrückwärtssuche als Fälschung heraus: Das Bild zeigt keinen Journalisten der ARD, sondern einen von Buzzfeed. Das Foto ist mindestens zehn Jahre alt und wurde bearbeitet, wie man an den Bildschirmen erkennen kann:

 

Warum eine Webseite ohne Impressum nicht vertrauenswürdig ist

In dem verbreiteten Fake-Artikel heißt es, mit einem Startkapital von 250 Euro könne man auf der verlinkten Finanz-Plattform in kurzer Zeit hohe Gewinne erzielen. In zwei Monaten könne man damit zum Millionär werden. Auf der Webseite des beworbenen Programms „Bitcoin Apex“ sollen Nutzerinnen und Nutzer Daten wie ihren Namen und ihre E-Mail-Adresse angeben. Auch diese Seite hat kein Impressum, was darauf hindeutet, dass es sich um kein seriöses Angebot handelt

Auf der Webseite der Verbraucherzentrale steht, woran man unseriöse Online-Tradingplattformen erkennen kann: Ein fehlendes Impressum ist ein Zeichen dafür. Die Verbraucherzentrale schreibt weiter, die Maschen, mit denen unseriöse Trading-Plattformen locken, seien meist ähnlich: „Bei einem sozialen Netzwerk wird Werbung geschaltet, die mit einem gewinnsicheren Handelssystem lockt. Teils wird dafür auf vermeintlich seriöse Nachrichtenseiten verlinkt oder mit gefälschten Aussagen von Prominenten geworben.“

Transparenzhinweis: CORRECTIV ist seit 2017 in einer Kooperation mit dem Facebook-Konzern Meta, um Desinformation auf dem Sozialen Netzwerk zu bekämpfen. Mehr Informationen zu der Kooperation erhalten Sie hier. 

Redigatur: Viktor Marinov, Gabriele Scherndl