Faktencheck

Fake-Artikel: Der Spiegel berichtete nicht über einen Millionen-Trick von Harald Lesch

Ein gefälschter Spiegel-Artikel soll Facebook-Nutzerinnen und -Nutzer in ein zweifelhaftes Bitcoin-Angebot locken. Im erfundenen Text geht es um Astrophysiker Harald Lesch.

von Gabriele Scherndl

spiegel-fake
Dieser vermeintliche Artikel des Spiegel ist eine Fälschung. Er ist nie im echten Spiegel erschienen. (Quelle: spiegel-net.org; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Der Spiegel habe einen Artikel veröffentlicht, in dem es darum gehe, dass der Astrophysiker Harald Lesch eine Bitcoin-Software bewerbe.
Bewertung
Manipuliert. Der Artikel ist eine Fälschung und nie im Spiegel erschienen.

Von einem „skandalösen Interview“ soll der Spiegel hier berichten: Der Astrophysiker Harald Lesch habe in der ZDF-Talksendung von Markus Lanz ein Geheimnis ausgeplaudert. Nämlich, dass man mithilfe einer Bitcoin-Software „in weniger als vier Monaten“ Millionär werden könne.

Doch der Artikel ist eine Fälschung. Weder der Spiegel-Bericht, noch das angebliche Interview bei Lanz zum Thema Bitcoins sind echt. Der gefälschte Artikel ist Teil einer Kampagne für ein zweifelhaftes Unternehmen, über das CORRECTIV.Faktencheck bereits hier und hier berichtete. 

Ein Facebook-Beitrag, in dem der Fake-Artikel geteilt wird.
In diesem Facebook-Beitrag wird der gefälschte Spiegel-Artikel verlinkt, obwohl es aussieht, als ginge es um einen Text von welt.de (Quelle: Facebook; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Fake-Artikel über Harald Lesch erschien auf Webseite, die dem Spiegel ähnelt, aber eine andere Adresse hat

Der Artikel wurde bei CORRECTIV.Faktencheck als potenzielle Falschmeldung eingereicht. Er wird aktuell auch auf Facebook geteilt – mit der Unterstützung von mehreren Werbeanzeigen. Diese wurden zwischen dem 15. und 22. Januar 2024 gezielt Menschen in Deutschland über 35 Jahren angezeigt und erreichten laut der Werbeanzeigen-Bibliothek von Facebook-Eigentümer Meta über 400.000 Konten. Dahinter steht eine Facebook-Seite namens Unified Profit Strategies. Sie wirkt unseriös, so ist etwa als Webadresse schlicht Google angegeben. Das Profilbild ist ein Stockfoto.

Ein Screenshot aus der Facebook-Anzeigenbibliothek zeigt, dass der Artikel zwei Mal als Anzeige geschalten wurde.
Diese bezahlten Werbeanzeigen auf Facebook verweisen auf den gefälschten Spiegel-Artikel und erreichen damit Hunderttausende (Quelle: Facebook; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Die Facebook-Beiträge teilen einen Link, der teilweise in der Vorschau aussieht, als würde er zu einem Artikel der Welt führen. Über eine Weiterleitung landet man dann jedoch auf der Seite spiegel-net.org. Das ist nicht die echte Domain des Nachrichtenmagazins Spiegel, diese lautet spiegel.de. 

Und es gibt weitere Auffälligkeiten: Zwar ist das Layout der Seite dem des Spiegel nachempfunden, die Schriftart ist jedoch anders. Weder eine Suche auf Google, noch auf der Webseite des echten Spiegel liefern einen Treffer, dass der Artikel tatsächlich dort erschienen ist.

Der Vergleich der echten und der gefälschten Spiegel-Seite. Auffällig ist, dass der Fake eine andere Schriftart nutzt.
Die gefälschte Seite (rechts) ist zwar der echten Seites des Spiegels (links) nachempfunden, doch dennoch als Fake erkennbar (Quellen: spiegel-net.org / spiegel.de; Screenshots und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)

Der Inhalt des Textes ist frei erfunden. Physiker Lesch war zwar schon mehrmals bei Lanz zu Gast, um Bitcoin ging es dabei aber nie. Das Foto, das der Fake-Artikel verwendet, stammt aus einer Sendung vom 17. August 2022, es ging dabei um Extremwetter, den Krieg in der Ukraine und die Taiwan-Krise.

Artikel wirbt für die Software Bitcoineer – vor dieser warnt die Watchlist Internet

Im gefälschten Artikel wird für die Bitcoin-Software Bitcoineer geworben. Mehrfach wird auf eine Seite verlinkt, auf der persönliche Daten angegeben werden sollen. Davon ist abzuraten: Die unabhängige Informationsplattform Watchlist Internet warnt vor Bitcoineer und schreibt: „Wer Finanzgeschäfte über diese Plattform abwickelt, läuft Gefahr, viel Geld zu verlieren“. 

Derartige Beiträge, die Bitcoineer bewerben, begegnen CORRECTIV.Faktencheck seit Monaten. Oft werden sie als Werbeanzeigen geschaltet, Facebook beziehungsweise Meta bekommt also Geld dafür, diese gezielt einem bestimmten Publikum anzuzeigen. Laut Metas Werberichtlinie ist „Werbung, mit der Nutzer*innen um Geld betrogen oder ihnen personenbezogene Informationen entlockt werden sollen“ verboten. Auf unsere Nachfrage, warum Überprüfungsmechanismen hier offenbar nicht greifen, antwortete das Unternehmen bislang nicht.

Transparenzhinweis: CORRECTIV ist seit 2017 in einer Kooperation mit dem Facebook-Konzern Meta, um Desinformation auf dem Sozialen Netzwerk zu bekämpfen. Mehr Informationen zu der Kooperation erhalten Sie hier.

Redigatur: Viktor Marinov, Max Bernhard