Europa

Charlie-Hebdo-Cover mit Brigitte Macron ist eine Fälschung

Eine Verschwörungserzählung, wonach Brigitte Macron eine trans Frau sei, fand angeblich ihren Weg auf das Cover der französischen Satire-Zeitschrift Charlie Hebdo. Doch das ist gefälscht.

von Gabriele Scherndl

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Brigitte Macron ist seit Jahren Ziel von transfeindlicher Desinformation (Quelle: Thomas Padilla / DPA / MAXPPP / Picture Alliance)
Behauptung
Das Satiremagazin Charlie Hebdo habe am 13. März 2024 eine transfeindliche Karikatur über Brigitte Macron auf dem Cover gezeigt.
Bewertung
Manipuliert. Das Cover ist eine Fälschung, auf dem echten Charlie Hebdo war an diesem Tag eine andere Karikatur.

Angeblich soll das französische Satiremagazin Charlie Hebdo am 13. März eine transfeindliche Karikatur auf seiner Titelseite gezeigt haben. In Aufnahmen, die in Sozialen Netzwerken geteilt werden, ist eine Zeichnung zu sehen, in der Frankreichs Präsident Emmanuel Macron auf seine Partnerin Brigitte Macron zeigt und sagt: „Sie ist keine Transgender! Sie ist immer noch ein Mann!“

Nutzerinnen und Nutzer teilten Beiträge mit dem Bild auf mehreren Plattformen und in verschiedenen Sprachen, etwa Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch und Tschechisch. Hunderttausende Nutzerinnen und Nutzer sahen das vermeintliche Cover.

Ein Screenshot des gefälschten Covers.
Das gefälschte und transfeindliche Titelbild wurde in mehreren Sprachen geteilt, mehrfach auch auf Deutsch (Quelle: X; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

Karikatur erschien nicht auf dem Cover von Charlie Hebdo

Doch das Titelbild ist eine Fälschung. Charlie Hebdo veröffentlichte die Titelseite des Magazins vom 13. März auf seiner Webseite: Darauf ist eine andere Karikatur zu sehen. Sie zeigt mehrere Politikerinnen und Politiker, die Spritzen in den Händen halten und lächelnd um Emmanuel Macron herumstehen, der in einem Krankenbett liegt. Dazu heißt es: „Sterbehilfe. Wir sind bereit“. Macron will dazu ein Gesetz auf den Weg bringen. 

Das Archiv der Ausgaben von Charlie Hebdo reicht (Stand 26. März 2024) zurück bis zum Dezember 2015. Auf keiner der Titelseiten ist die Karikatur von Brigitte Macron zu sehen.

Auch andere Details unterschieden sich beim Original von der manipulierten Version: Preis und Ausgabenummer stehen an einer anderen Stelle, in der Manipulation sind außerdem die Schlagzeilen am oberen Rand ausgetauscht. Auffällig ist auch, dass bereits am 12. März Beiträge mit dem angeblichen Cover veröffentlicht wurden, obwohl das Magazin erst am Folgetag erschien.

Screenshot des Fakes und des echten Charlie-Hebdo-Covers. Unterschiede sind farblich markiert.
Die Fälschung (links) unterscheidet sich in mehreren Details vom Original (rechts). Über dem Bild wurden auch die Schlagzeilen getauscht. (Quellen: X, Charlie Hebdo; Screenshot, Collage und Markierungen: CORRECTIV.Faktencheck)

Charlie Hebdo veröffentlichte am 21. März ein Statement auf X: Darin geht es um gefälschte Titelseiten des Magazins, die sich online verbreiten: „Abgesehen davon, dass sie fragwürdig und verschwörungstheoretisch sind, entsprechen sie in keiner Weise der redaktionellen Linie unserer Zeitung.“

Brigitte Macron ist seit Jahren Zielscheibe von Desinformation

Mit der Karikatur wird eine Verschwörung aufgegriffen, die schon seit einigen Jahren kursiert: Dass Brigitte Macron bei der Geburt das männliche Geschlecht zugewiesen worden sei und sie nun als Frau lebe. Snopes recherchierte, dass das Gerücht erstmals im April 2021 in rechtsextremen Kreisen auftauchte. Macron selbst zog deswegen vor Gericht.

In einem Beitrag in der Aargauer Zeitung ordnet Frankreich-Korrespondent Stefan Brändle das Gerücht rund um Macron in eine Reihe gezielter russischer Deinformations-Kampagnen ein. Er schreibt: „Bezweckt wird sehr direkt die Destabilisierung des französischen Staatschefs“. 

Schon häufiger wurden in der Vergangenheit angebliche Titelseiten oder Bilder von Medien geteilt, die in Wahrheit Fälschungen waren. In mehreren Beispielen, die wir überprüft hatten, ging es dabei um pro-russische Narrative. Charlie Hebdo wird nicht zum ersten Mal dafür missbraucht. 

Redigatur: Matthias Bau, Viktor Marinov