Faktencheck

Erdrutsch in Japan 2018: Umfahrungsstraße wurde nicht innerhalb von 24 Stunden gebaut

Das wäre in Deutschland nicht möglich, meinen viele in Sozialen Netzwerken: Eine Umfahrungsstraße in Japan sei in nur einem Tag gebaut worden. Das stimmt nicht, der Bau an der Küste in Fukui, Japan dauerte länger.

von Gabriele Scherndl

erdrutsch-japan
Im Juli 2018 kam es in Teilen Japans zu Erdrutschen nach heftigen Regenfällen. Etwa hier im Bild in der Stadt Seiyo, aber auch in Fukui, wo danach eine Umfahrungsstraße errichtet wurde. (Symbolbild: DPA / Picture Alliance)
Behauptung
Ein Foto zeige eine Rettungsstraße, die in Japan innerhalb von 24 Stunden gebaut wurde, nachdem die Hauptstrecke von einem Erdrutsch überdeckt worden sei.
Bewertung
Größtenteils falsch
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Größtenteils falsch. Das Foto zeigt zwar eine Umfahrungsstraße in Fukui, Japan, die nach einem Erdrutsch gebaut wurde. Der Bau dauerte aber zwei Monate.

Manche nehmen es als Anlass, sich über die deutsche und europäische Bürokratie lustig zu machen: Eine „Rettungsstraße“ in Japan sei nach einem Erdrutsch in nur 24 Stunden gebaut worden, heißt es zu einem Bild in Sozialen Netzwerken. Darauf ist eine Straße zu sehen, die u-förmig um den unteren Rand eines Küstenhangs führt. „In Deutschland muss man u.a. in Brüssel anfragen, ob es zulässig wäre“, kommentiert jemand. Ein anderer Nutzer schreibt: „Lass das nicht die Ahrtäler hören.“

Das Bild kursiert mit der Behauptung auf Tiktok, Facebook und in Meme-Portalen, Zehntausende sahen diese Beiträge. Doch was genau sieht man auf dem Bild und vor allem: Wie lange dauerte es, die „Rettungsstraße“ zu bauen?

Ein Foto zeigt eine u-förmige Umfahrungsstraße, dazu heißt es, diese sei in 24 Stunden gebaut worden.
Dieser Tiktok-Beitrag wurde hundertfach geliked und über 40.000 Mal gesehen. Doch die Behauptung dazu ist falsch. (Quelle: Tiktok; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

Fukui, Japan: Erdrutsch zerstörte am 7. Juli 2018 eine Küstenstraße

Eine Bilder-Rückwärtssuche führt zu mehreren internationalen Medienberichten. Laut der taiwanesischen Tageszeitung Liberty Times zeigt es die Nationalstraße 305 in Fukui, Japan. Diese sei im Juli 2018 durch Erdrutsche beschädigt worden, die Regierung habe eine provisorische Brücke gebaut. Laut HK01, einem Nachrichtenunternehmen aus Hong Kong, ist die Brücke 210 Meter lang und sechs Meter breit.

Mit diesen Informationen finden wir auch Angaben zur Bauzeit: Laut einem japanischen Verkehrsportal war der Baubeginn der Brücke am 27. August 2018. Die Angabe stimmt mit einem Report der Fukui Construction Technical Association (PDF) überein. Demnach sei der Erdrutsch am 7. Juli 2018 passiert, vom 27. August bis zum 30. Oktober sei an der Brücke gebaut worden. 

„Rettungsstraße“ stand am 31. Oktober 2018 – Bau dauerte länger als 24 Stunden

Das deckt sich mit den Angaben des Fotodienstes der japanischen Tageszeitung Yomiuri Shimbun auf X: In einem Beitrag vom 30. Oktober 2018 heißt es, die Brücke solle am 31. Oktober 2018 um 16 Uhr eröffnet werden. Auch die lokale Behörde der angrenzenden Stadt Echizen plante, laut Angaben auf ihrer Webseite, ab diesem Zeitpunkt den Verkehr auf der Strecke freizugeben. Es dauerte also knapp zwei Monate, die provisorische Brücke zu bauen. Eröffnet wurde sie fast vier Monate nach dem Erdrutsch.

Laut einem Bericht der japanischen Tageszeitung Chūnichi Shimbun vom 4. März 2020 sollte die Übergangsbrücke im Mai 2020 wieder entfernt werden. Der Artikel ist mittlerweile nicht mehr abrufbar, aber in einer archivierten Version in einem Faktencheck der Schweizer Nachrichtenagentur SDA verlinkt. Auf Satellitenbildern auf Google Earth aus 2022 und 2023 ist die Umfahrung nicht mehr zu sehen.

Redigatur: Matthias Bau, Kimberly Nicolaus

Die wichtigsten, öffentlichen Quellen für diesen Faktencheck:
  • Report der Fukui Construction Technical Association: Link (Japanisch, archiviert)
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