Faktencheck

Äußerte sich Til Schweiger zu Korruption in der Ukraine? Hinweise deuten auf Kreml-Kampagne

Eine russische Desinformationskampagne streut immer wieder gefälschte Zitate prominenter Persönlichkeiten in Sozialen Netzwerken. Diesmal soll sich der Schauspieler Til Schweiger über angebliche Immobilienkäufe von ukrainischen Beamten geäußert haben. Doch dazu finden sich keine Belege.

von Max Bernhard

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In Sozialen Netzwerken kursiert ein Zitat von Til Schweiger, der sich über angebliche Immobilienkäufe von ukrainischen Beamten geäußert habe. Das vermeintliche Zitat ist jedoch höchstwahrscheinlich erfunden. (Quelle: Christian Charisius / DPA / Picture Alliance)
Behauptung
Der Schauspieler Til Schweiger habe gesagt: „Ukrainische Beamte kaufen weiterhin Immobilien in Italien und Frankreich. Das ist alles, was sie über diesen Krieg wissen müssen.“
Bewertung
Unbelegt. Für die angebliche Aussage Til Schweigers finden sich keine Belege. Das Zitat kursierte anfangs als Werbeanzeige auf Facebook – höchstwahrscheinlich gehört es zu einer russischen Desinformations-Kampagne. Diese fälscht immer wieder Zitate von Prominenten, um gegen die Ukraine Stimmung zu machen.

Im Netz verbreitet sich im April 2024 ein Bild, das angeblich eine Aussage von Til Schweiger zeigen soll. „Ukrainische Beamte kaufen weiterhin Immobilien in Italien und Frankreich. Das ist alles, was sie über diesen Krieg wissen müssen“, steht darin neben einem Foto von dem deutschen Schauspieler. Das angebliche Zitat wurde unter anderem auf Facebook, Tiktok und X geteilt.

Allein ein Beitrag auf Tiktok mit dem Sharepic wurde rund 160.000 Mal angesehen – darunter stehen hunderte Kommentare (Stand: 30. April 2024). Manche Nutzerinnen und Nutzer äußern dort Zustimmung, andere Fragen sich, ob das Zitat überhaupt von Schweiger stammt.

Eine Google-Suche zeigt: Dafür, dass die Aussage von Til Schweiger stammt, finden sich keine Belege. Auch auf seinen Profilen auf Facebook, Instagram und X findet sich die Aussage nicht. Auf telefonische Nachfrage sagte uns das PR-Büro von Til Schweiger, dass man solche Anfragen nicht kommentiere.

Ein Beitrag auf Tiktok mit dem angeblichen Zitat hat tausende Likes und hunderte Kommentare (Quelle: Tiktok; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Desinformations-Kampagne des Kreml verbreitet gefälschte Promi-Zitate 

Die ältesten Beiträge mit dem Zitat fanden wir in der Werbebibliothek des Facebook-Konzerns Meta: Das Sharepic wurde demnach zwischen dem 15. und 25. April durch bezahlte Werbeanzeigen auf Facebook verbreitet. So erreichte es dort zehntausende Nutzerinnen und Nutzer.

In mehreren Werbeanzeigen wurde das Sharepic mit dem angeblichen Zitat an zehntausende Nutzerinnen und Nutzer auf Facebook ausgespielt. Vermutlich steckt dahinter eine bekannte russische Propaganda-Kampagne. (Quelle: Meta Werbebibliothek; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Die Facebook-Seiten, die die Anzeigen schalteten, haben nichtssagende Namen und keine anderen Inhalte. Dieses Muster stimmt mit einer russischen Desinformations-Kampagne mit dem Spitznamen „Doppelgänger“ überein. Das Propaganda-Netzwerk verbreitete in der Vergangenheit bereits gefälschte Zitate von verschiedenen Prominenten. Es fälscht außerdem immer wieder Webseiten und Artikel von deutschen und internationalen Medien.

Antibot4Navalny, eine anonyme Freiwilligengruppe, die die Verbreitung russischer Desinformation auf X beobachtet, erklärte auf Anfrage von CORRECTIV.Faktencheck, dass das Zitat der Doppelgänger-Kampagne zuzuordnen sei. Darauf hatte die Gruppe auch schon in einem Beitrag auf X hingewiesen.

Einen Überblick mit allen Faktenchecks von uns zum Krieg in der Ukraine finden Sie hier.

Redigatur: Sarah Thust, Matthias Bau

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