Faktencheck

Weshalb die Müllabfuhr Hannover in einem Video verschiedene Container in denselben Wagen entleert

Ein Video zeigt, wie in Hannover Müll aus verschiedenen Containern in denselben Wagen geschüttet, also nicht getrennt wird. Das stimmt, hat laut Abfallverband jedoch einen Grund.

von Steffen Kutzner

Titelbild Hannover Mülltrennung
Standbild aus dem kursierenden Video aus Hannover (Quelle: Facebook; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Ein Video zeige, wie die Müllabfuhr Hannover die Inhalte verschiedener Container in denselben Müllwagen schütte.
Bewertung
Richtig. Der Müll aus den verschiedenen Containern wurde laut Abfallverband nicht getrennt, weil es sich um Restmüll handelte. Wegen einer Baustelle standen die Container an einem öffentlichen Ort und nicht alle haben den Müll getrennt eingeworfen.

Männer der Müllabfuhr entleeren Container mit gelben, blauen und schwarzen Deckeln in denselben Müllwagen. Das widerspricht dem Grundgedanken der Mülltrennung; aber genau das ist in einem Video zu sehen, das auf Facebook, Instagram und Telegram kursiert. Das werfe „ernsthafte Fragen über die Integrität des Mülltrennungssystems der Stadt auf“, heißt es dazu etwa auf Instagram. Müll werde nie getrennt, kommentiert ein Nutzer.

Standbild aus dem Video, das auf Facebook verbreitet wird. Die Männer kippen alle Mülltonnen in denselben Wagen. Doch das war nur eine vorübergehende Vorgangsweise. (Quelle: Facebook; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

Wir haben in Hannover nachgefragt, weshalb die Männer die verschiedenen Müllsorten in denselben Wagen entleeren. Die Antwort: Die Container im Video seien sogenannte „Baustellenbehälter“. 

Wieso diese aufgestellt wurden, erklärt uns per E-Mail Daniela Sievers, Sprecherin der Abfallwirtschaft Hannover. Es habe einen Wasserrohrbruch in der Großen Düwelstraße und damit einhergehend Bauarbeiten gegeben. Dadurch konnten die Müllfahrzeuge die Straße nicht befahren und es wurden Ersatzcontainer aufgestellt. Konkret an den Kreuzungen Große und Kleine Düwelstraße und an der Kreuzung Große Düwelstraße und Redenstraße.

Wir haben uns die beiden Kreuzungen auf Google Earth angesehen. In der 3D-Ansicht ist die Kreuzung Große und Kleine Düwelstraße eindeutig zu erkennen, etwa am Winkel, in dem die Straße abknickt. Das Video zeigt eindeutig denselben Ort: Ein Gebäude im Hintergrund, das ein Erdgeschoss aus roten Backsteinen hat, und zwei Gebäude links und rechts davon, die auf Bodenhöhe einen blass-roten Anstrich haben, sind identisch.

Ein Vergleich mit Aufnahmen von Google Earth zeigen, dass das Müll-Video die Ecke Große und Kleine Düwelstraße zeigt (Quelle: Google Earth; Screenshot und gelbe Markierung: CORRECTIV.Faktencheck)

Der Abfallverband äußerte sich zu dem Video auch auf Facebook. Da die Baustellenbehälter öffentlich auf der Straße stünden und auch Passanten ihren Müll dort einwerfen könnten, käme es immer wieder „zu einer nicht ordnungsgemäßen Befüllung der Behälter. […] Da eine nachträgliche Trennung nicht möglich ist, bleibt nur die Möglichkeit, die fehlbefüllten Behälter als Restabfall zu entsorgen. Genau das ist in dem Video zu sehen.“

Die Bauarbeiten seien inzwischen abgeschlossen und die Müllabfuhr finde wieder regulär statt, schreibt Sievers.

Falscher Müll führt dazu, dass recycelbarer Müll als Restmüll behandelt wird

Dass falsch befüllte Müllcontainer als Restmüll entsorgt werden, ist nicht unbedingt ungewöhnlich, aber teuer, wie etwa der Verband kommunaler Unternehmen in einer Broschüre zum Thema schreibt.

Restmüll ist der Müll, der nicht recycelt oder anders verwertet werden kann; er gehört in die schwarze Tonne. Er wird üblicherweise verbrannt, obwohl nur ein Drittel dessen, was im Restmüll landet, wirklich Restmüll sei, wie der Naturschutzbund schreibt. Zwei Drittel seien Abfälle, die in eine andere Tonne gehören und recycelt werden könnten.

Redigatur: Gabriele Scherndl, Viktor Marinov