Großbritannien: Nein, Muslime fordern kein Hundeverbot mit Flyern
Auf X kursiert die Behauptung, Muslime hätten in Großbritannien Flugblätter verteilt, in denen sie ein Hundeverbot in der Öffentlichkeit fordern. Unser Faktencheck zeigt: Die angebliche Meldung kursiert seit Jahren. 2016 tauchten im Raum Manchester Flyer auf, jedoch ist unklar, wer dahintersteckte. Ein Stadtrat vor Ort spricht von einer Falschmeldung.
In Großbritannien sollen laut Beiträgen auf X von August 2024 Flyer im Umlauf sein, worin Muslime angeblich verlangen, dass Einheimische nicht mit Hunden in der Öffentlichkeit spazieren gehen, weil die Tiere „unrein“ seien. Die Behauptung ist mehr als 25.000 Mal auf X geteilt worden und verbreitet sich auf Deutsch und in weiterenen Sprachen.
Manche der X-Beiträge verbreiten ein Bild des Flyers. Darin steht an die Bewohnerinnen und Bewohner gerichtet die Bitte, die Anwesenheit von Hunden im öffentlichen Raum aus „Rücksicht“ auf die „muslimische Gemeinschaft“ einzuschränken. Die Flyer seien in Briefkästen in Cheetham Hill, einem Stadtteil Manchesters, und der Stadt Salford aufgetaucht, heißt es dazu. Andere X-Beiträge teilen den Screenshot eines Artikels.
Laut Medienberichten sollten die Flyer die Gemeinschaft im Raum Manchester spalten
Schon ein genauerer Blick auf den Screenshot des Blog-Artikels zeigt: Die Behauptung ist nicht neu, der Artikel stammt aus 2017. Veröffentlicht wurde er von einer englischen Newsseite, die laut Buzzfeed Muslime in Artikeln häufig negativ darstellte. Mittlerweile sind die Seite und der Artikel nicht mehr verfügbar.
Über eine Internetrecherche findet sich ein noch älterer Bericht der Manchester Evening News vom 12. Juli 2016, der den gesamten Flyer zeigt. Laut dem Bericht hatten Haushalte in Cheetham Hill und Salford entsprechende Flyer erhalten. Der Stadtrat von Cheetham Hill, Naeem Hassan, bezeichnete die Idee auf den Flyern gegenüber der Manchester Evening News als „Unsinn“, der darauf abziele, die Gemeinschaft zu spalten. Er appellierte an die Anwohnenden, die Flugblätter zu ignorieren.
„For Public Purity“ gegen Hunde: Webseite hinter den Flyern lässt auf eine Fake-Aktion schließen
Wer die Flyer druckte und in Umlauf brachte, ist nicht abschließend geklärt. Angegeben werden auf den Flugblättern eine Facebook-Seite namens „Public Purity“ und die Webseite „4PublicPurity.org“. Beide Seiten wurden erst ein paar Monate vor Auftauchen der Flyer eingerichtet.
Auf der Facebook-Seite erschienen seit Juli 2016 keine Beiträge mehr. Als Kontaktinformation ist lediglich die E-Mail-Adresse „gofuckyourself@ilovedogs.com“ angegeben – auf unsere E-Mail dorthin antwortete niemand.
Nach den Medienberichten über die Flugblätter 2016 war auch die Webseite in der alten Form nicht mehr verfügbar; die Sprache dort ist nicht mehr Englisch, sondern Dänisch. Es sind keine Kontaktinformationen oder ein Impressum vorhanden. Ansonsten gibt es keine Hinweise, wer hinter „For Public Purity“ steckt oder steckte. Laut den Faktencheckern von Snopes gibt es auch keine Belege, dass eine Organisation namens „For Public Purity“ existiert.
Buzzfeed News berichtete, dass die Geschichte durch mehrere Webseiten mit pro-Trump- oder anti-muslimischer Ausrichtung verbreitet wurde. Es gebe zudem Hinweise, dass die Aktion von Trollen der Plattform 4chan gestartet oder zumindest unterstützt wurde. In einem Beitrag im Forum lobte ein Nutzer zum Beispiel die empörten Reaktionen auf „Public Purity“ und warnte andere davor, dass Nachrichtenagenturen „und andere linke Spitzel“ die Archive durchsuchen „und uns entdecken“.
Stadtverwaltung von Manchester spricht auch 2024 von Falschmeldung
Jonathan Rees, Pressesprecher des Stadtrats von Manchester, teilte auf Nachfrage von CORRECTIV.Faktencheck am 28. August 2024 mit: „Es gibt von unserer Seite keine Anhaltspunkte dafür, dass es sich um etwas anderes als eine Falschmeldung handelt.“ Die Pressestelle des Stadtrats von Salford antwortete nicht auf Nachfragen.
Redigatur: Paulina Thom, Uschi Jonas