Faktencheck

Haarp-Verschwörung: Galileo bestätigte nicht, dass technische Anlagen das Wetter manipulieren

Anders als in Sozialen Netzwerken behauptet, lieferte die Prosieben-Sendung Galileo keine Belege dafür, dass das Wetter durch eine Haarp-Anlage manipuliert wird. Ein Ausschnitt aus der Sendung wurde sinnentstellend verkürzt. Rund um Haarp kursieren seit Jahren Verschwörungserzählungen.

von Matthias Bau

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In Alaska steht die eine Haarp-Anlage, um die sich seit Jahrzehnten Verschwörungstheorien ranken (Quelle: Mark Farme / Associated Press / Picture Alliance)
Behauptung
Ein Galileo-Video sei ein Beleg dafür, dass das Wetter durch eine Haarp-Anlage manipuliert werden könne.
Bewertung
Manipuliert. Das Video wurde manipulativ geschnitten. In der Sendung heißt es lediglich, dass Verschwörungstheoretiker daran glauben, mit Haarp könne man das Wetter manipulieren. Die Sendung widerlegt das.

„Die Schwurbler hatten doch recht.“ Mit diesen Worten verbreitet ein Instagram-Account ein Video des Fernsehsenders Prosieben. Es soll belegen, dass durch eine sogenannte Haarp-Anlage („High-frequency Active Auroral Research Program“) das Wetter beeinflusst werden könne. In dem Video heißt es etwa: „Wer Polarlichter per Knopfdruck erschaffen kann, kann auch das Wetter manipulieren“. Das Instagram-Video hat rund 160.000 Aufrufe. Auch auf X verbreitet sich derselbe Ausschnitt.

Verschwörungserzählungen um das amerikanische Forschungsprogramm Haarp kursieren seit Jahrzehnten. Seit den 90er Jahren kursiert der Mythos, dass mit Anlagen, die die Auswirkung von Radiowellen in der Atmosphäre untersuchen sollen, das Wetter beeinflusst oder Naturkatastrophen herbeigeführt werden können. Das wurde bereits 1996 durch den Spiegel widerlegt und auch aktuell immer wieder von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zurückgewiesen (hier und hier). Wir schrieben darüber im Februar 2023 im Zusammenhang mit Erdbeben in der Türkei.

Auf Instagram verbreitet sich ein Ausschnitt aus der Prosieben-Sendung Galileo. Anders als behauptet, ist sie kein Beleg für Wettermanipulationen durch Haarp.
Auf Instagram verbreitet sich ein Ausschnitt aus der Prosieben-Sendung Galileo. Anders als behauptet, ist sie kein Beleg für Wettermanipulationen durch Haarp. (Quelle: Instagram; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

Galileo-Sendung ist kein Beleg für Wettermanipulation durch Haarp

In dem Video auf Instagram sind sowohl das Logo des Senders Prosieben (obere rechte Ecke) als auch das Logo der Sendung Galileo (untere linke Ecke) zu erkennen. Mit einer Google-Suche stießen wir auf die Originalsendung aus dem Jahr 2016. Darin ist der Ausschnitt, der auf Instagram verbreitet wird, ab Minute 6:05 zu sehen. In der Sendung geht es hauptsächlich um eine Anlage in Marlow in Schleswig-Holstein. Der Beitrag macht deutlich, dass es sich dabei gar nicht um eine Haarp-Anlage handelt, sondern um eine Funkstation der Marine.

Der Ausschnitt in Sozialen Netzwerken lässt nicht nur solchen Kontext weg, sondern ist zudem irreführend zusammengeschnitten. So folgt etwa auf die Aussage: „Wer Polarlichter per Knopfdruck erschaffen kann, kann auch das Wetter manipulieren“ (Minute 6:41) in der Originalsendung der Nachsatz „sagen Verschwörungstheoretiker“. 

Der Galileo-Beitrag zeigt das Gegenteil: Auch mit leistungsstarken Haarp-Anlagen ist es nicht möglich, das Wetter zu beeinflussen. Der Forscher Jorge L. Chau

vom Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik sagt in der Sendung auf die Frage, ob man mit Haarp das Wetter manipulieren kann (Minute 12:50): „Das ist undenkbar.“

Redigatur: Viktor Marinov, Paulina Thom