Faktencheck

Video zeigt nicht Niederländer, die Angriffe auf Israelis feiern

Nachdem es in Amsterdam zu Krawallen zwischen israelischen und lokalen Fußballfans und antisemitischen Attacken kam, kursiert auch Bildmaterial in falschem Kontext. Dazu gehört auch ein monatealtes Video.

von Gabriele Scherndl

amsterdam-maccabi
Nachdem es in Amsterdam rund um ein Fußballspiel zu Ausschreitungen kam, gab es dort erhöhte Sicherheitsmaßnahmen (Quelle: Sem van der Wal / ANP / Picture Alliance)
Behauptung
Ein Video zeige Niederländer, die Angriffe auf Israelis rund um ein Fußballspiel am 7. November in Amsterdam feiern würden.
Bewertung
Falsch. Das Video hat nichts mit den vergangenen Angriffen auf israelische Fußballfans zu tun, sondern zeigt eine Foto-Veranstaltung im Mai 2024.

In Konflikten und Krisen kursiert häufig auch Bild- und Videomaterial im falschen Kontext. So auch nachdem in Amsterdam Anfang November 2024 rund um ein Fußballspiel, bei dem israelische Fans attackiert wurden. 

Ein Video, das in Sozialen Netzwerken über zwei Millionen Nutzerinnen und Nutzer erreicht und international kursiert, soll zeigen, wie Niederländerinnen und Niederländer diese Angriffe feiern. Doch es entstand schon Monate davor.

Screenshot eines X-Posts, in dem das Video geteilt wird. Dabei steht: "Ich habe es nicht verstanden. Die Niederländer feiern, nachdem sie den Israelis eine Lektion erteilt haben, die sie nie vergessen werden."
Auch in Deutschland kursierte nach dem Angriff auf israelische Fans in Amsterdam ein Video von feiernden Menschen – doch mit dem Angriff hat es nichts zu tun, es ist monatealt (Quelle: X; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

Feiernde Menschenmenge zeigt Foto-Veranstaltung im Mai 2024

In dem Video ruft eine Menschenmenge „Free Palestine“, viele klatschen. Einige der Beiträge mit dem Video auf X sind mit einer Community Note versehen – mit diesen können Nutzerinnen und Nutzer bei irreführenden Beiträgen Kontext hinzufügen. In diesen Hinweisen ist der Link zu einem Facebook-Beitrag mit der Aufnahme vom 26. Mai 2024. Das Video ist also älter als behauptet.

Auch der Fotograf Motaz Azaiza hat es schon im Mai auf Instagram veröffentlicht, laut ihm zeigt es eine Veranstaltung der World Press Photo Foundation. Azaiza sprach am 25. Mai 2024 auf der Veranstaltung mit dem Namen „The Stories That Matter“ in Amsterdam, wie im Programm nachzulesen ist. Die Ansprache postete er auf Instagram, er redete darin über die Situation von Fotojournalisten in Gaza.

Der Name des Fotografen und der Veranstaltung sind in manchen Versionen des Beitrags auch in der ersten Sekunde zu erkennen. Beides steht auf einem Bildschirm auf der Bühne. 

Screenshot aus dem Video, darauf ist ein Bildschirm zu sehen, auf dem "Motaz Azaiza" und "Stories That Matter" erkennbar ist.
In manchen Videos sind in der ersten Sekunde am unteren Rand der Name des Fotografen Motaz Azaiza und der Name der Veranstaltung „The Stories That Matter“ zu erkennen (Quelle: X; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Zahlreiche verifizierte Videos von Ausschreitungen und Angriffen in Amsterdam

Rund um ein Fußballspiel am 7. November 2024 kam es in Amsterdam zu Auseinandersetzungen zwischen Fans des israelischen Fußballclubs Maccabi und des Amsterdamer Fußballclubs Ajax und zu antisemitischen Angriffen. Dabei wurden Israelis, Jüdinnen und Juden laut Recherchen der New York Times gezielt verfolgt und verletzt. Tags zuvor hatten Maccabi-Fans laut Medienberichten eine Palästina-Flagge zerstört und anti-arabische Parolen gerufen.

Von den Ausschreitungen gibt es zahlreiches authentisches Videomaterial. Die New York Times hat nach eigenen Angaben zwölf Videos verifizieren können, in denen Gruppen von Männern Menschen, die sie offenbar für Maccabi-Fans halten, ausfragen, verfolgen oder verprügeln würden. Zwei Videos würden zeigen, wie Personen in Maccabi-Farben einen Mann angreifen würden. Das Video mit der feiernden Menschenmenge ist nicht das einzige, das unter den authentischen Aufnahmen im falschen Kontext verbreitet wird.

Redigatur: Viktor Marinov, Max Bernhard 

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