Bundestagswahl 2025: Kein Schreddern von AfD-Stimmen in Hamburg – Video zeigt gefälschte Briefwahl-Unterlagen
Kurz vor der Bundestagswahl verbreiten sich zunehmend Narrative von angeblichem Wahlbetrug. Ein Video zeigt aktuell, wie Briefwahlunterlagen geöffnet und Stimmzettel mit Stimmen für die AfD zerstört werden. Doch die Unterlagen darin sind nicht authentisch.

Kurz vor der Bundestagswahl verbreitet sich in Sozialen Netzwerken ein Video, das angeblich Wahlbetrug zu Lasten der AfD zeigen soll. Darin ist eine Frau zu sehen, die Briefwahlunterlagen für den Wahlbezirk 18 in Hamburg öffnet. Wenn darin ein Stimmzettel mit Stimmen für die AfD ist, landet dieser im Schredder. Das Video verbreitet sich in Beiträgen auf X und Telegram mit teils hunderttausenden Aufrufen. „Für was wählen, wenn betrogen wird?“, schreibt Daniel Gugger, der immer wieder durch die Verbreitung pro-russischer Desinformation auffällt, in einem X-Beitrag mit dem Video.
Laut dem Hamburger Wahlleiter sind die Unterlagen in dem Video jedoch nicht authentisch. Einzelne Details sprechen zudem dafür, dass eine russische Einflusskampagne hinter den Fakes stecken könnte.

Briefwahlunterlagen im Video sind laut Landeswahlleiter in Hamburg nicht authentisch
Die roten Umschläge der Briefwahl dürfen in Deutschland erst am Wahltag geöffnet werden, wie CORRECTIV bereits berichtet hat. Der Landeswahlleiter in Hamburg, Oliver Rudolf, erklärte in einer Pressemitteilung: „Anhand diverser äußerlicher Merkmale ist offensichtlich, dass es sich bei den im Video gezeigten Unterlagen nicht um amtliche Briefwahlunterlagen handelt, sondern um einen Fake“, so Rudolf. Der Staatsschutz im Landeskriminalamt habe die Ermittlungen aufgenommen.
Laut der Mitteilung lassen sich die Fakes an mehreren Details erkennen:
- Der im Video gezeigte rote Wahlbriefumschlag habe im Gegensatz zum Original die falsche Farbe, eine andere Beschriftung und eine andere Lasche auf der Vorderseite.
- Die Falzung des Stimmzettels im Video gehe nach innen, statt nach außen.
- Beim weißen Stimmzettelumschlag sei die Kante der Lasche auf der Vorderseite rund, im Original sei diese jedoch eckig.
- Die Umschläge seien nur punktuell zugeklebt, statt mit einem durchgehenden Klebestreifen.

Auf der Webseite des Landeswahlamts Hamburg sind in einer Anleitung die echten Unterlagen zu sehen. Dabei sind, wie in der Pressemitteilung beschrieben, deutliche Unterschiede zu erkennen.

Fake wird erneut von pro-russischen Profilen im Netz geteilt
Wer hinter den Videos steckt, ist bisher unklar. CORRECTIV hatte im Januar mehr als hundert Fake-Nachrichtenseiten der russischen Einflussoperation „Storm-1516“ aufgedeckt, die erstellt wurden, um in den deutschen Wahlkampf einzugreifen. Mehrere Profile, die Links zu diesen Webseiten in Sozialen Netzwerken weiterverbreitet hatten, teilten nun auch das aktuelle Video. Zuletzt hatten die Profile außerdem Videos verbreitet, die Stimmzettel zeigten, auf denen die AfD und ihre Kandidaten fehlten – diese waren ebenfalls gefälscht.
In den USA hatte „Storm-1516“ laut US-Behörden im Oktober 2024 ein sehr ähnliches Narrativ verbreitet. In einem Video war zu sehen, wie angeblich Briefwahlunterlagen mit Stimmen für Donald Trump vernichtet wurden.
Redigatur: Paulina Thom, Sarah Thust