Bundestagswahl 2025

Kein Wahlbetrug: Meldung über 3.000 entsorgte AfD-Stimmzettel in der Elbe ist erfunden

Angeblich wurden in Magdeburg nach der Bundestagswahl 2025 über 3.000 AfD-Stimmzettel in der Elbe gefunden und nach Dresden gebracht. Das ist erfunden, weder die Polizei in Magdeburg noch die Stadtverwaltung in Dresden meldeten einen solchen Vorfall.

von Steffen Kutzner

magedeburg
In Magdeburg wurden bei der Bundestagswahl 2025 keine 3.000 AfD-Stimmzettel in der Elbe gefunden (Quelle: Horst Schwalm / Pixabay)
Behauptung
In Magdeburg seien über 3.000 Stimmzettel mit AfD-Stimmen in der Elbe gefunden und von einem Sicherheitsdienst dem Dresdener Landratsamt übergeben worden. Das sei Wahlbetrug.
Bewertung
Falsch. Die Polizei in Magdeburg kennt keinen solchen Vorfall. Die Stadtverwaltung Dresden meldete „keine Auffälligkeiten“. Dresden hat auch kein Landratsamt.

In Sozialen Netzwerken kursieren mehrere Beiträge, in denen eine sonderbare Geschichte verbreitet wird: Angeblich seien in Magdeburg über 3.000 Stimmzettel mit AfD-Stimmen in der Elbe gefunden worden. Ein Sicherheitsdienst habe die Stimmzettel danach dem Dresdener Landratsamt übergeben. Zudem hätten nur einzelne der über 3.000 Wahlberechtigten im Ausland Wahlunterlagen erhalten. Das sei Wahlbetrug, heißt es.

Wahlbetrug wäre es tatsächlich. Aber die Geschichte ist frei erfunden. Auch dass „nur einzelne von über 3.000 Wahlberechtigten im Ausland Briefwahlunterlagen erhalten“ hätten, ist nicht nachweisbar.

Screenshot eines X-Beitrags.
Screenshots dieser Falschmeldung kursieren weiter auf Sozialen Netzwerken, obwohl sich die Erstverbreiterin inzwischen korrigiert hat (Quelle: X; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

Einige Details deuten darauf hin, dass die Meldung, die mehrere zehntausend Aufrufe erreichte, erfunden ist: So ist zum Beispiel unklar, woher der Verfasser wissen will, dass es sich um „Briefwahlstimmen“ handeln soll; einem Stimmzettel kann man nicht ansehen, ob er im Wahllokal oder per Briefwahl aufgegeben wurde.

Weshalb Stimmzettel aus Magdeburg (Sachsen-Anhalt) nach Dresden (Sachsen) gebracht worden sein sollen, bleibt ebenfalls ein Rätsel. Nutzerinnen und Nutzer haben zudem bei X darauf hingewiesen, dass Dresden als kreisfreie Stadt gar kein Landratsamt habe. Das bestätigte uns gegenüber auch eine Sprecherin der Landeshauptstadt.

Polizei Magdeburg kennt keinen Vorfall mit Stimmzetteln in der Elbe, Stadtverwaltung Dresden meldet „keine Auffälligkeiten“

Wir haben in Magdeburg nachgefragt, ob die Polizei von dem angeblichen Fund gehört hat. Hatte sie nicht, wie uns Sebastian Alisch, ein Sprecher der Polizei Magdeburg erklärte. Er ergänzt: „Auch eine Anfrage bei der Wasserschutzpolizei, welche für diesen Bereich verantwortlich ist, ergab keinen derart polizeilich bekannten Sachverhalt.“ 

Eine Sprecherin der Stadtverwaltung Dresden verwies uns auf eine Pressemitteilung. Demnach gab es „keine Auffälligkeiten“ bei den Stimmzetteln, die zu den Dresdener Wahlkreisen gehören. Auch auf der Webseite des Wahlamts von Magdeburg finden sich keinerlei Meldungen über den angeblichen Fund.

Auch die andere Behauptung, dass „nur einzelne von über 3.000 Wahlberechtigten im Ausland“ ihre Briefwahlunterlagen erhalten hätten, ist haltlos. Denn dafür gibt es keine Datengrundlage. Zur Bundestagswahl 2025 ist nur bekannt, dass sich 213.699 Auslandsdeutsche in ein Wählerverzeichnis eintragen ließen und damit wahlberechtigt waren. Wie viele ihre Wahlunterlagen womöglich zu spät bekamen, lässt sich aufgrund fehlender Sendungsverfolgungen nicht nachvollziehen, wie wir hier berichteten.

Erstverbreiterin löschte Falschmeldung nach Anfrage von CORRECTIV.Faktencheck

In dem verbreiteten Screenshot ist auch die Urheberin der Behauptung zu sehen: Eine Privatperson, die den Beitrag in der Facebook-Gruppe namens „AfD – Fans Deutschland“ veröffentlichte. In der Gruppe ist ein solcher Beitrag aber nicht auffindbar. Wir haben deshalb nachgefragt, woher die erfundene Meldung kam. Die Nutzerin antwortete uns, sie habe das Gerücht von einem Bekannten gehört und vorschnell bei Facebook geteilt. Nachdem wir sie kontaktiert hatten, veröffentlichte sie eine Korrektur in der Gruppe und bat darum, Screenshots der Falschmeldung nicht weiter zu verbreiten.

Alle Faktenchecks rund um die Bundestagswahl 2025 lesen Sie hier.

Redigatur: Gabriele Scherndl, Kimberly Nicolaus

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