Faktencheck

Mannheim: Ausweis-Foto von Unbeteiligtem wird im Netz verbreitet

Nach der Amokfahrt in Mannheim kursieren online Ausweisdokumente, die angeblich dem Tatverdächtigen gehören sollen. In den Kommentaren darunter: rassistische Hetze, weil sich der Name auf dem Pass nicht deutsch liest. Doch die Person hat mit der Tat nichts zu tun – festgenommen hat die Polizei einen 40-jährigen Deutschen namens Alexander.

von Max Bernhard

Polizeieinsatz in Mannheim
Nach einer Amokfahrt in Mannheim verbreiten sich falsche Angaben zum mutmaßlichen Täter (Quelle: Boris Roessler / Picture Alliance / DPA)
Behauptung
Ein Foto zeige den Personalausweis und Führerschein des Mannes, der in Mannheim am 3. März mit einem Auto in eine Menschengruppe gefahren sei. Er habe demnach einen anderen Namen als von der Polizei und Medien kommuniziert wurde.
Bewertung
Falsch. Die Dokumente gehören nicht dem mutmaßlichen Täter, sondern einer unbeteiligten Person.

Am 3. März fuhr ein Mann in Mannheim mit einem Auto in eine Menschengruppe. Mindestens zwei Menschen starben, mehrere wurden verletzt. Noch bevor Details über den mutmaßlichen Täter bekannt sind, suggerieren online einige, darunter die AfD, es habe sich um einen Ausländer oder einen Deutschen mit Migrationshintergrund gehandelt. So verbreitete sich in Sozialen Netzwerken ein Foto von einem deutschen Führerschein und Personalausweis – angeblich vom mutmaßlichen Täter in Mannheim. Der Name darauf ist unter anderem im Libanon gebräuchlich.

Beiträge mit der Behauptung verbreiten sich auf X, Threads, Telegram und auf einer Webseite, die zu einer russischen Desinformationskampagne gehört. Manche teilten das angebliche Bild eines Focus-Artikels, in dem die Ausweise ebenfalls zu sehen gewesen sein sollen. Beiträge mit dem Foto erreichen teils zehntausende Aufrufe.

Um 18 Uhr am 3. März gab die Polizei Mannheim bekannt: Bei dem Tatverdächtigen handele es sich um einen 40-jährigen Deutschen. Medien berichteten über seinen Namen, Alexander S. Das Foto von den Ausweisdokumenten eines Unbeteiligten wird dennoch weiterverbreitet, die Angaben von Polizei und Medien damit gezielt angezweifelt.

Angeblich sollen diese Dokumente dem mutmaßlichen Täter gehören. Das ist falsch. (Quelle: Threads; Screenshot und Unkenntlichmachung: CORRECTIV.Faktencheck)

Polizei Mannheim: Dokumente zeigen nicht den Tatverdächtigen  

Die Polizei Mannheim stellte am 3. März auf X klar, dass die Dokumente nicht den Tatverdächtigen zeigen. „Derzeit kursieren Gerüchte inklusive Fotos von Ausweisdokumenten, die den vermeintlichen Tatverdächtigen zeigen. Dabei handelt es sich nicht um den tatsächlich Tatverdächtigen“, schrieb die Behörde. „Wir haben bereits vor einiger Zeit berichtet, dass es sich um einen 40-jährigen Deutschen handelt“, erklärte die Polizei in einem weiteren Beitrag.

Auch der Focus hat, anders als behauptet, offenbar keine Fotos von den Ausweisdokumenten veröffentlicht, wie mehrere Internetrecherchen zeigen. In den meisten Beiträgen, die den vermeintlichen Screenshot des Focus-Artikels verbreiten, ist ein Logo des X-Profils „Heimatgefühl“ zu erkennen. Der Account erklärte am 3. März auf X, dass es sich um einen Fake handele und er den entsprechenden Beitrag gelöscht habe. Der Focus antwortete bis zur Veröffentlichung nicht auf eine Anfrage, ob der in manchen Beiträgen verwendete Screenshot authentisch sei.

Wie T-Online berichtete, wurde das Foto des Ausweises und Führerscheins offenbar zuerst von einem Profil verbreitet, das erst am 3. März erstellt und später wieder gelöscht wurde. Laut verschiedenen Medienberichten verbreiteten viele AfD und AfD-nahe Accounts das Bild und löschten es teilweise später wieder. Das Foto reiht sich in eine Serie von Falschnachrichten rund um die Tat in Mannheim ein: Dazu zählen etwa eine gefälschte interne Mitteilung des Polizeipräsidiums Mannheim, in der ein Mann mit „dunklem Hauttyp“ als Täter genannt wurde. Auf X verbreitete sich zudem ein Foto, das angeblich die Verhaftung des mutmaßlichen Täters zeigen sollte – eine Falschnachricht, wie wir hier berichten.

Mitarbeit: Laura Seime 

Redigatur: Sarah Thust, Paulina Thom

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