„Dunkler Hauttyp“? Mitteilung der Mannheimer Polizei zum Verdächtigen der Amokfahrt ist Fälschung
Unmittelbar nach der Amokfahrt in Mannheim kursierte online eine angebliche „interne Polizeimeldung“ mit Täterbeschreibung. Demnach soll die Polizei nach einem Mann mit „dunklem Hauttyp“ gesucht haben. Das stimmt nicht, die Meldung ist laut Polizei erfunden.

Am Mittag des 3. März 2025 fuhr ein Mann mit einem Auto in der Mannheimer Innenstadt in eine Menschengruppe, er tötete dabei zwei Menschen und verletzte 14 weitere. Unmittelbar danach verbreiteten rechte Blogs wie Apollo News oder der Deutschland-Kurier und Beiträge in Sozialen Netzwerken Informationen über eine angebliche „interne Polizeimeldung“ mit einer Täterbeschreibung, teilweise wird die angebliche Meldung sogar gezeigt. Demnach habe die Polizei nach dem „Amok-Lauf“ nach einem Mann mit folgender Beschreibung gesucht: „Täter: 170 cm, Bart, schwarze Jacke, dunkler Hauttyp, vermutlich mit Schusswaffe bewaffnet“. Über der angeblichen Täterbeschreibung steht die Abkürzung PP MA, was auf das Polizeipräsidium Mannheim hinweist.
Noch bevor Details zum Tatverdächtigen bekannt waren, sahen manche Nutzerinnen und Nutzer in der angeblichen Polizeimeldung einen Beleg dafür, dass der Täter Ausländer sei oder einen Migrationshintergrund habe. Selbst nachdem die Polizei am 3. März um 18 Uhr bekanntgab, dass es sich bei dem Tatverdächtigen um einen 40-jährigen Deutsche handele und Medien über seinen Namen, Alexander S. berichteten, verschwand die angebliche Meldung nicht aus dem Netz. Zusammen mit falschen Ausweispapieren, die ebenfalls online kursierten und über die wir hier berichten, zweifelten Menschen weiterhin an der Berichterstattung und den Aussagen der Polizei. Auch ein angebliche Aufnahme des Täters von einer Überwachungskamera soll die „interne Polizeimeldung“ bestätigen, hieß es online.
Doch es hat eine solche Polizeimeldung nie gegeben, es handelt sich um eine Fälschung.

Meldung mit Täterprofil ist laut Polizei Mannheim nicht echt
Dass in der angeblichen Meldung von einem Amoklauf die Rede ist, ist nicht schlüssig, die Tat wurde mit einem Auto begangen. Es gibt auch keine seriösen Berichte über die interne Meldung.
Wir haben bei der Polizei Mannheim nachgefragt, ob die online kursierende „interne Meldung“ echt ist. Sabine Abeln, eine Pressesprecherin des Präsidiums, schrieb uns, „dass es sich […] nicht um eine polizeiinterne Meldung des Polizeipräsidiums Mannheim handelt.“ Es seien Ermittlungen eingeleitet worden. Auch auf X betonte die Polizei am 6. März: „Es kursiert eine vermeintliche Polizeimeldung im Netz, die von einem ‚Amok-Lauf‘ sprach. Wir stellen klar: dies ist keine offizielle Mitteilung der #PolizeiMannheim!“
Der Festgenommene hatte laut Polizei nach bisherigem Kenntnisstand (5. März) kein politisches oder extremistisches Motiv. Es gebe Hinweise, dass „bei dem Tatverdächtigen seit vielen Jahren eine psychische Erkrankung“ vorliege. Laut einem Bericht des Recherchekollektivs Exif war der Tatverdächtige aber auch Teil einer Neonazi-Gruppe und wurde bei rechtsextremen Demonstrationen fotografiert.
Wir haben beim Deutschland-Kurier, dessen X-Beitrag vielfach verbreitet wurde, nachgefragt, weshalb der Beitrag auch drei Tage nach dem Vorfall noch immer online stand und woher die Redaktion das Bild der gefälschten Polizeimeldung hat. Wir erhielten bis zur Veröffentlichung keine Antwort. Die Beiträge auf X und Instagram sind mittlerweile gelöscht.
Auch beim Blog Apollo News haben wir nachgehakt, denn die Redaktion behauptete auf X, die erfundene Täterbeschreibung läge der Redaktion vor. Wir erhielten auch hier bis zur Veröffentlichung keine Antwort. Apollo News löschte den X-Beitrag ebenfalls. Ein Artikel des Blogs, in dem die Täterbeschreibung wiedergegeben wird, ist jedoch nach wie vor online (Stand: 7. März, 12 Uhr).
Redigatur: Max Bernhard, Paulina Thom