70 Prozent in Deutschland wollen Tesla kaufen? Umfrage wurde mutmaßlich manipuliert
Auf X heißt es, 70 Prozent der Befragten hätten in einer Umfrage des Nachrichtenportals T-Online angegeben, einen Tesla kaufen zu wollen. Doch T-Online vermutet Manipulation. Andere Zahlen sprechen für die zunehmende Unbeliebtheit des E-Auto-Herstellers.

In den vergangenen Monaten sind die Verkäufe von E-Auto-Hersteller Tesla in Deutschland eingebrochen – ebenso wie in den USA und anderen Ländern. Auch der Aktienkurs des Unternehmens ist seit Jahresbeginn um über 40 Prozent gesunken (Stand 21. März 2025). Neben der Qualität der Autos – Tesla musste kürzlich zehntausende Fahrzeuge zurückrufen – wird ein weiterer Grund in den politischen Aktivitäten des Firmenchefs Elon Musk vermutet: Musk steht US-Präsident Donald Trump nahe und warb wiederholt für die AfD.
Doch in Beiträgen auf X, das ebenfalls Elon Musk gehört, heißt es aktuell, Tesla sei in Deutschland weiterhin beliebt. In einer Umfrage des Nachrichtenportals T-Online mit fast einer halben Million Abstimmungen hätten 70 Prozent angegeben, sie würden einen Tesla kaufen. In einigen Beiträgen wird außerdem behauptet, die Zahl belege, dass Medien falsch berichten würden: „Es ist an der Zeit, die Lügen und die Täuschung der etablierten Medien zu beenden“. Auch Musk teilte die Behauptung auf seinem X-Profil.
Doch an der Verlässlichkeit der Umfrage gibt es Zweifel: T-Online hat sie nach eigenen Angaben wegen des Verdachts der Manipulation inzwischen offline genommen.

Umfrage gestoppt: T-Online vermutet Manipulation
Am 11. März veröffentliche T-Online einen Artikel zu der steigenden Unbeliebtheit von Tesla, der die ersten Ergebnisse der Umfrage wiedergab, und laut T-Online auch die Umfrage selbst enthielt. Zu diesem Zeitpunkt hatten demnach rund 100.000 Leserinnen und Leser abgestimmt. Ergebnis: Mehr als 94 Prozent gaben an, kein Auto der Marke mehr kaufen zu wollen. Die Zahl wurde auch von anderen deutschen und US-amerikanischen Medien aufgegriffen.
Dann explodierten die Teilnehmerzahlen, wie es in einer Stellungnahme von T-Online vom 19. März heißt. Die Zahl der Abstimmungen sei bis 18. März 21 Uhr auf 467.500 gestiegen, mit dem Ergebnis, dass nun angeblich rund 70 Prozent der Befragten einen Tesla kaufen wollten. Doch mehr als die Hälfte dieser Stimmen kam von nur zwei Internetadressen aus den USA, erklärt T-Online: „Dies deutet darauf hin, dass die Umfrage manipuliert worden sein könnte.“ Die Umfrage sei deshalb gestoppt und von der Seite entfernt worden.
Marc Sausen, ein Sprecher von Ströer, das Medienunternehmen zu dem T-Online gehört, erklärte auf Nachfrage von CORRECTIV.Faktencheck, dass inzwischen eine weitere IP-Adresse aus Dänemark identifiziert wurde, die „aktiv Manipulationen durchführte“. Zusammen mit denen aus den USA stammten insgesamt rund 358.000 Stimmen von diesen drei Adressen. „Die tatsächliche Anzahl der manipulierten Stimmen ist damit noch einmal deutlich höher als ursprünglich angenommen“, so Sausen.
Andere Zahlen zeigen zunehmende Unbeliebtheit von Tesla
Tatsächlich sprechen auch andere Zahlen dafür, dass Tesla inzwischen eher unbeliebt ist. Laut den aktuellsten Zahlen des Verbands der Europäischen Automobilhersteller (ACEA) für Januar, brach die Zahl der Neuregistrierungen von Teslas in der EU im Vergleich zum Vorjahresmonat um über 50 Prozent ein. Laut Daten des Kraftfahrtbundesamtes gingen die Neuzulassungen von Teslas in Deutschland im Februar im Vergleich zum Vorjahresmonat um über 70 Prozent zurück.
Wie das Handelsblatt berichtet, zogen laut einer Umfrage des Marktforschungsunternehmens Caliber im Februar nur noch 20 Prozent der Deutschen beim Autokauf einen Tesla in Betracht. Auch als Gebrauchtwagen scheinen die Autos des Herstellers an Beliebtheit zu verlieren. Laut Medienberichten ist der Wiederverkaufswert von Teslas stark zurückgegangen.
Redigatur: Gabriele Scherndl, Steffen Kutzner