Faktencheck

Erfundenes Gesetz: Supermärkte müssen keine Halal-Abteilungen einrichten

Angeblich soll ein Gesetz alle Supermärkte ab dem 1. August 2025 verpflichten, eigene Abteilungen für Halal-Ernährung anzubieten. Das ist frei erfunden, wie uns verschiedene Supermarktketten und das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft mitteilten.

von Steffen Kutzner

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Halal-Ernährung ist wichtig für gläubige Muslime, aber es gibt kein Gesetz, das Supermärkten vorschreibt, demnächst eine eigene Abteilung für diese Ernährungsform einzurichten (Foto: Michael Bihlmayer / Chromorange / Picture Alliance)
Behauptung
Ein Gesetz schreibe ab 1. August 2025 allen Supermärkten vor, dass sie eine eigene Abteilung für muslimische Halal-Ernährung einrichten müssen.
Bewertung
Falsch. Das Gesetz ist laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft frei erfunden. Produkte, die nach muslimischen Glaubensvorstellungen halal sind, werden seit Jahren angeboten; eigene Abteilungen plant keine der Supermarktketten, die auf unsere Anfrage antworteten.

Mehr als eine Million Mal wurden auf Tiktok Beiträge gesehen, in denen behauptet wird, ab 1. August 2025 müssten alle Supermärkte per Gesetz eine eigene Abteilung für Halal-Ernährung einrichten. Als „halal“ (Deutsch: erlaubt oder zulässig) werden Lebensmittel bezeichnet, die gläubige Musliminnen und Muslime konsumieren dürfen. 

Unter den Beiträgen gibt es rassistische Kommentare, aber auch solche, die das angebliche Gesetz befürworten. Mehrere Nutzerinnen und Nutzer fragen zudem nach dem Wahrheitsgehalt des Beitrags: „Ist das echt?“ Nein, es gibt kein Gesetz, das vorschreibt, dass Halal-Abteilungen in Supermärkten eingerichtet werden müssen.

Ein Tiktok-Beitrag mit der Behauptung
Beiträge wie dieser kursieren seit Ende März auf Tiktok. Die Meldung ist jedoch erfunden. (Quelle: Tiktok; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Große Supermarktketten und zuständiges Bundesministerium dementieren angebliches Gesetz zu Abteilungen für Halal-Ernährung

Auf Anfrage teilten uns Rewe, Lidl und Kaufland mit, man kenne kein entsprechendes Gesetz oder Gesetzesvorhaben. Aldi verwies uns an den Handelsverband Deutschland, der unsere Anfrage wiederum an den Bundesverband Deutsche Lebensmittelhändler weiterleitete. Von dort hieß es, wie auch sinngemäß von sämtlichen anderen Stellen: „Nein, ein solches Gesetz ist uns nicht bekannt.“

Laut Lebensmittelverband Deutschland kann es sein, dass einige Supermärkte ihren Kunden solche Angebote freiwillig machten, von einem Gesetz hat man aber auch dort nie gehört. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) schreibt uns: „Eine Kennzeichnungspflicht von Produkten, die den Kriterien von halal entsprechen und auf deren Grundlage eine mögliche Halal-Abteilung basieren könnte, existiert ebenfalls nicht und ist vom BMEL auch nicht geplant.“

In Ländern, wie Spanien oder Frankreich, sei es üblich, dass nahezu jeder Supermarkt eine Halal-Abteilung habe, wird in dem Video ebenfalls behauptet. In manchen europäischen Ländern gibt es bei großen Supermarktketten tatsächlich teilweise eigene Halal-Fleischabteilungen. Einem französischen Medienbericht zufolge, würden Supermarktketten in Frankreich speziell während des Ramadans eigene Halal-Abteilungen in den Mittelgängen platzieren.

Der Tiktok-Account, der die erfundene Meldung unserer Recherche nach zuerst verbreitete, fällt häufig mit Desinformation auf. So verbreitete er etwa die Behauptungen, alle Bürgergeldempfänger bekämen 550 Euro Zuschuss für ein Fahrrad oder man bräuchte demnächst einen Führerschein für E-Scooter. Beides stimmt nicht. Auf unsere Anfrage reagierte der Account bis zur Veröffentlichung nicht.

Redigatur: Matthias Bau, Paulina Thom 

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