Nur ein Kreisverband hat Insolvenz angemeldet, nicht das gesamte Deutsche Rote Kreuz
Das Deutsche Rote Kreuz soll insolvent sein. So wird es in Sozialen Netzwerken verbreitet. Das stimmt so nicht, lediglich ein Kreisverband in Niedersachsen hat Insolvenz angemeldet. Grundlage der Falschinformation ist eine Clickbait-Überschrift des Karlsruhe Insider.

Wer nur den Titel des Artikels liest, wird auf eine falsche Fährte gelockt: „Fast 500 Mitarbeiter: Deutsches Rotes Kreuz ist insolvent“, titelt der Karlsruhe Insider am 24. Juni und suggeriert so, das gesamte Deutsche Rote Kreuz (DRK) sei insolvent.
Den reißerischen Titel teilte der Karlsruhe Insider auch auf seiner Instagram-Seite. In weiteren Beiträgen in Sozialen Netzwerken verbreitet sich der Titel Tage später als Sharepic, die Beiträge haben bei X fast 200.000 Aufrufe und fast 30.000 Aufrufe bei Telegram.
Tatsächlich ist nur ein einziger Kreisverband des DRK von einer Insolvenz betroffen. Das schreibt der Karlsruhe Insider auch in seinem Artikel, doch auf den ersten Blick ersichtlich ist das nicht. Mit irreführenden und falschen Überschriften, die Aufmerksamkeit erregen sollen, fiel die Seite bereits mehrfach auf.

Insolvenz betrifft nur den Kreisverband Braunschweig-Salzgitter
Wer die Information erhalten will, dass die angebliche Insolvenz nur den Kreisverband Braunschweig-Salzgitter des DRK betrifft, muss den Text des Karlsruhe Insider bis zum Ende des dritten Absatzes lesen. Vorher ist von „dieser Region“ und einem „Kreisverband“ die Rede, um welchen Verband es geht, erfahren Leserinnen und Leser bis dahin nicht.

Der DRK Kreisverband Braunschweig-Salzgitter e.V. in Niedersachsen hatte zusammen mit zwei Tochtergesellschaften ein Insolvenzverfahren beantragt. Das teilt der Kreisverband in einer Pressemitteilung am 18. Juni mit.
Das Verfahren sei am 18. Juni 2025 vom Amtsgericht Braunschweig genehmigt worden. 2023 sei der Kreisverband wegen gestiegener Energie- und Personalkosten und dem gescheiterten Verkauf einer Immobilie in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Alle Einrichtungen vor Ort würden aber normal weitergeführt, teilte uns der Kreisverband auf Anfrage mit.
Davon, dass das gesamte Deutsche Rote Kreuz insolvent sei, wie es der Titel beim Karlsruhe Insider und die Sharepics in Sozialen Netzwerken suggerieren, kann keine Rede sein: Der Bundesverband des DRK teilte uns auf Anfrage mit, dass man „für die Zukunft gut aufgestellt und von einem Insolvenzverfahren meilenweit entfernt“ sei.
Steigende Kosten zum Beispiel für Energie, Immobilien und Personal stelle mehrere Kreisverbände des DRK vor finanzielle Herausforderungen, erklärte ein Sprecher weiter. In den letzten dreieinhalb Jahren hätten 8 der 450 Kreisverbände des DRK Insolvenz angemeldet.
Insolvenzverfahren soll Arbeitsplätze sichern
Doch wie steht es um die 500 Stellen, die laut dem Karlsruhe Insider gefährdet sein sollen? Die rund 450 Mitarbeitenden des Kreisverbandes werden derzeit aus dem Insolvenzgeld der Agentur für Arbeit bezahlt. Das bestätigt uns ein Sprecher der „Anchor Rechtsanwaltsgesellschaft“, die den Verband im Insolvenzverfahren unterstützt.
Auf telefonische Nachfrage erklärt der Vorstand des Verbandes, dass noch nicht absehbar sei, wie es nach der Umstrukturierung weitergehe. Bisher können alle Mitarbeitenden weiter für das DRK Braunschweig-Salzgitter arbeiten.
Karlsruhe Insider hat auf eine Bitte um Stellungnahme bis Redaktionsschluss nicht reagiert.
Redigatur: Steffen Kutzner, Gabriele Scherndl
Die wichtigsten, öffentlichen Quellen für diesen Faktencheck:
- DRK Kreisverband Braunschweig-Salzgitter e.V. wird saniert (Pressemitteilung), Deutsches Rotes Kreuz Kreisverband Braunschweig-Salzgitter e.V., 18. Juni 2025: Link (archiviert)