Faktencheck

Fahrkarten für 2,35 Euro in Aachen? Warum diese Facebook-Anzeige nicht seriös ist

Ein Facebook-Beitrag wirbt für eine Fahrkarte für nur 2,35 Euro, die sechs Monate in Aachen und Umgebung gelten soll. Das Angebot ist ein Trick, dahinter steckt eine internationale Betrugsmasche.

von Sarah Thust

Fake-Verlosung auf Facebook für ein Verkehrsticket in Aachen
Die billige Monatskarte gibt es nicht, die Werbeanzeige zielt auf Datenklau ab (Quelle: Facebook; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Zum 25. Jubiläum der ASEAG in Aachen würden 500 Karten für nur je 2,35 Euro verkauft, mit denen man sechs Monate den öffentlichen Nahverkehr nutzen könne.
Bewertung
Falsch. Das angebliche Angebot der ASEAG ist erfunden, eine Fahrkarte für 2,35 Euro für sechs Monate gibt es nicht. Hinter den Beiträgen steckt eine internationale Betrugsmasche, durch die Kontodaten erbeutet werden sollen.

Diese Facebook-Anzeigen sollen Nutzerinnen und Nutzer in eine Falle locken: Angeblich feiert die Aachener Straßenbahn und Energieversorgungs-AG (ASEAG) ein Jubiläum, indem sie eine Nahverkehrs-Fahrkarte für sechs Monate für nur 2,35 Euro anbietet. Eine Nutzerin kommentiert: „Der Service funktioniert wirklich! Ich habe online bestellt und das Ticket schon am nächsten Tag erhalten.“ Doch stimmt das wirklich?

Die ASEAG hat laut ihrer Webseite aktuell kein Facebook-Profil. Die Facebook-Seite mit dem Namen „ÖPNV Aachen“, die hinter den Werbeanzeigen steckt, wirkt unseriös: Sie hat nur 13 Follower und wurde erst am 15. Mai 2025 erstellt, zunächst unter dem Namen „Shop Online 29“. Wenige Wochen später wurde sie umbenannt und veröffentlichte daraufhin nur die dubiosen Werbeanzeigen. Bei Anruf unter der auf Facebook angegebenen Nummer kommt die Durchsage: „Die gewählte Rufnummer ist uns nicht bekannt.“ 

CORRECTIV.Faktencheck hat bereits über ähnliche Anzeigen berichtet, etwa aus Chemnitz, Berlin oder Düsseldorf. Sie alle bewerben Webseiten, die zwar Verkehrsbetriebe imitieren, aber nichts damit zu tun haben. Klickt man zum Beispiel im Fall Aachen auf die Fake-Seite, steht die Adresse „buildzeniply“ in der Adresszeile (URL).

Fake-Verkehrsseiten schicken Zahlungsaufforderungen

Fake-Webseiten wie diese fordern dazu auf, persönliche Daten wie die Kreditkartennummer anzugeben. Nutzerinnen und Nutzer sollten in diese Falle auf keinen Fall tappen. Die „Safe Browsing Advisory“ von Google warnt Nutzerinnen und Nutzer vor der Website, wenn sie auf den Link auf Facebook klicken: 

Warnung vor Phishing im Chrome-Browser
Einige Browser warnen vor Internetseiten, die Nutzerinnen und Nutzern schaden können – im Fall Aachen erscheint in Chrome diese Warnung (Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Hinter den gefälschten Profilen steckt ein internationales Betrugsnetzwerk, über das die spanische Faktencheck-Organisation Maldita berichtete. Die Fakes passen alle in ein Muster: Maldita enttarnte mehr als 1.000 Facebook-Seiten, die örtliche Verkehrsdienstleister in mehr als 60 Ländern weltweit imitierten. Sie alle gehen nach demselben Prinzip vor und verwenden nahezu identische Beitragstexte. Ziel ist es, Kontodaten zu erbeuten.

Betroffene berichteten Maldita von weiteren Zahlungsaufforderungen, die sie nach Angabe ihrer Daten auf solchen Fake-Seiten erhalten hätten. Ein Ticket erhielten sie nicht. 

Auf Nachfrage von CORRECTIV.Faktencheck bei der ASEAG in Aachen, ob es ein Ticket zu so einem Preis überhaupt gibt, antwortete ein Sprecher: „Ein solches Ticket hat es auch nicht gegeben. Uns war der Beitrag Anfang Juni aufgefallen. Wir haben Facebook darauf hingewiesen.“ Die Adresse der verlinkten Fake-Webseite sei anonym registriert und verwende Designelemente der ASEAG, „um einen seriösen Eindruck zu erwecken“. 

An diesen Merkmalen erkennen Sie gefälschte Gewinnspiele auf Facebook

Falls Sie bei Verlosungen auf Facebook unsicher sind, schauen Sie direkt auf der Webseite des Unternehmens nach, ob es das Gewinnspiel dort gibt. Oder Sie suchen im Internet nach dem betreffenden Unternehmen, verbunden mit den Begriffen „Gewinnspiel“ oder „Verlosung“. 

Die Verbraucherzentrale listet auf ihrer Webseite typische Merkmale gefälschter Gewinnspiele auf Facebook. 

  • Sie existieren erst seit kurzer Zeit.
  • Sie haben wenige Beiträge.
  • Sie rufen zum Liken und Teilen auf. 
  • Sie nutzen Logos und Namen bekannter Firmen, aber es gibt kein richtiges Impressum.
  • Es gibt keine Teilnahmebedingungen.
  • Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme fehlen.

Weitere Tipps, um zu erkennen, ob eine Webseite seriös ist, haben wir hier zusammengestellt.

Transparenzhinweis: CORRECTIV ist seit 2017 in einer Kooperation mit dem Facebook-Konzern Meta, um Desinformation auf dem Sozialen Netzwerk zu bekämpfen. Mehr Informationen zu der Kooperation erhalten Sie hier.

Redigatur: Steffen Kutzner, Johannes Gille

Die wichtigsten, öffentlichen Quellen für diesen Faktencheck:

  • Recherche zum weltweiten Netzwerk aus Betrugsseiten, Maldita, 16. Juli 2025: Link (Englisch)