Keine Belege, dass die Grünen das Rezo-Video in Auftrag gegeben haben
Mehrere Webseiten legen nahe, die Grünen hätten das Rezo-Video in Auftrag gegeben. Dafür gibt es keine Belege. Die Partei dementiert das gegenüber CORRECTIV.
Die Webseite Tertium Datur schreibt über die Verdächtigung, das Rezo-Video über die CDU könnte von den Grünen beauftragt worden sein. In dem am 20. Mai erschienen Artikel wird der Youtuber Rezo als „FakeVlogger“ bezeichnet. Weiter heißt es: „es handelt sich gar nicht um einen Vlogger, sondern um ein professionelles Unternehmen, das mit der Überschrift ‘Der Zerfall der CDU’ astreine Themen der Grünen transportiert und damit ein Wahlkampfvideo reinsten Wassers für diese Partei platziert. OHNE dies natürlich als solches zu kennzeichnen.“
Vermeintliche Belege: Impressum und eine Stellenanzeige
Als vermeintliches Indiz führt die Webseite an, dass im „Impressum“ des Videos von Rezo auf eine presserechtlich verantwortliche Agentur verwiesen werde – die „TUBE ONE Networks GmbH“ mit Sitz in Köln. Außerdem wird eine Stellenanzeige der GmbH zitiert, in der sie Projektmanager für Influencer Kampagnen sucht.
Die Seite Tertium Datur formuliert ihre Behauptungen sehr vorsichtig: „In Anbetracht obiger Stellenausschreibung steht zumindest im Raum, dass es sich hier um eine von einem Auftraggeber bezahlte politische Kampagne handeln könnte.“
Richtig ist: Unter Kanalinfo gibt der Youtube-Kanal „Rezo ja lol ey“, der das virale Video veröffentlichte, eine Email-Adresse mit der Domain „Tube One“ an. Auch die Stellenanzeige der GmbH existiert tatsächlich. Beides ist aber kein Beleg dafür, dass das Video „Der Zerfall der CDU“ von jemandem in Auftrag gegeben wurde.
Auf der Webseite der Agentur Tube One taucht auch die Ströer Media Brands AG auf. In einer PDF Datei über Werbung durch „Social Influencer“ listen beide Agenturen den Youtuber Rezo.
Weiter schreibt die Seite Tertium Datur: „Es wäre also jetzt noch interessant zu erfahren, ob eine Partei direkt der Auftraggeber dieses Videos ist oder eine Institution, die einer Partei nahesteht.“
Die Pressestelle der Grünen hat das in Reaktion auf eine Presseanfrage von CORRECTIV dementiert.
Auf eine Presseanfrage von CORRECTIV, ob das Video im Auftrag eines Kunden produziert wurde, antworteten am Sonntag bis zur Veröffentlichung weder der Youtuber Rezo noch die Tube One GmbH.
Tertium Datur-Artikel dient zahlreichen Webseiten als vermeintlicher Beleg
Mehrere Webseiten berufen sich auf den Tertium Datur-Artikel, spitzen die angedeutete Behauptung jedoch in ihren Überschriften zu. Ein klassisches Mittel, um unbelegte oder falsche Meldungen zu kaschieren. Viele Nutzer teilen die Beiträge aufgrund der reißerischen Überschriften, offenbar ohne die Artikel komplett zu lesen.
Am 24. Mai veröffentlichten zahlreiche Webseiten solche Artikel mit entsprechenden irreführenden Überschriften:
- Journalistenwatch: „Rezo – ein Fake-Vlogger im Auftrag der Grünen?“ Der Journalistenwatch-Artikel wurde wiederum von zahlreichen Webseiten weiterverbreitet: Politikversagen, Alternative Presseschau, der Facebook-Seite „Oliver Janich“ und Kopp Report.
- Epoch Times: „’Zerstörung der CDU’ von YouTuber Rezo als verdeckte Wahlwerbung der Grünen?“. Im letzten Absatz stellt die Redaktion fest: „Belastbare Beweise für eine grüne Auftragsarbeit gibt es bis dato nicht.“
- 24Opposition: „Aufgedeckt: Agentur steckt hinter FakeVlogger #Rezo“. Im Text wird klar gemacht: „In diesem Fall war es allerdings nicht wirklich schwer, mit ein paar Klicks herauszufinden, dass hinter dem ‘normalen’ Youtuber ‘Rezo’ eine Agentur steckt.“ Die Seite hatte also nichts „aufgedeckt“, sondern lediglich die Kanalinfo des Youtube Kanals gelesen.
- Zaro News: „Rezo – ein Fake-Vlogger im Auftrag der Grünen?“
Jeder dieser Artikel wurde wiederum von zahlreichen Facebook-Seiten und Twitterkonten übernommen. So verbreitete sich die vermeintliche Meldung tausendfach. Zum Beispiel teilte die AfD Bayern den Artikel von Journalistenwatch, wie sich mit dem Monitoringtool Crowdtangle nachvollziehen lässt:
Der CDU-Politiker Udo Kellmann teilte am 24. Mai eine Bildcollage auf Facebook, die Youtuber Rezo und den Grünen-Politiker Robert Habeck zeigt. Kellmann verwies auf das Impressum der Youtube-Seite und die Tube One GmbH, und fragte: „eine schmutzige Kampagne des politischen Gegners?“. Auch er liefert keine Belege. Der Beitrag wurde bisher 561 Mal geteilt.