Gesellschaft

Nein, dieses Plakat will Weihnachten nicht abschaffen

Manche Facebook-Nutzer sind erbost über ein Plakat für einen Weihnachtsmarkt und rufen auf zum Boykott. Der Grund: Der Markt wird als Lichtermarkt angepriesen und das Kind auf dem Bild ist nicht weiß.

von Tania Röttger

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Beim Lichtermarkt geht es um die Beleuchtung. (Symbolbild: Annie Spratt / Pixabay)
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Name und Motiv sind nicht gewählt, um sich von Weihnachten zu distanzieren.

Die Facebook-Seite „Frauenbündnis Nordbaden“ teilte das Bild am 13. November mit dem Kommentar: „Weihnachten und weiße Kinder abgeschafft“. Über das Plakat gab es bereits im vergangenen Jahr eine Debatte mit falschem Kontext und falschen Behauptungen.

Screenshot vom Facebook-Post

Andere fragen sich, ob das Plakat überhaupt echt ist (Kommentar: „Fake!!! Guckt euch mal an, wie das Plakat angebracht ist!!!“).

Kommentare unter dem Facebook-Post

Telefonat mit den Veranstaltern

Auf der Webseite sprechen die Organisatoren des Marktes abwechselnd von Lichtermarkt

und Weihnachtsmarkt. Verantwortlich ist das Stadtmarketing Elmshorn. CORRECTIV hat mit der Geschäftsführerin Manuela Kase telefoniert.

Sie bestätigt zuerst: Das Plakat ist echt. Es existiere seit dem Jahr 2011 und stamme aus einem Wettbewerb, an dem 150 Kinder im Alter von drei bis fünfzehn Jahren teilnahmen, die sich als Engel verkleiden hatten. Das aktuelle Plakat war das Siegermotiv. Die archivierte Webseite von 2017 bestätigt: Dasselbe Plakat wurde 2017 genutzt.

Kase sagt auch: „Der Markt hat auf jeden Fall einen christlichen Hintergrund.“ Er sei ein traditioneller, klassischer Weihnachtsmarkt. Den Namen Lichtermarkt gebe es seit 2007. Der Grund: 120.000 Lichtpunkte in der Weihnachtsbeleuchtung seien ein Alleinstellungsmerkmal.

Angriffe wegen Plakat

„Dieses Jahr hält es sich in Grenzen“, sagt Kase zur Resonanz auf das Plakat, „letztes Jahr war es ziemlich heftig.“

Im vergangenen Jahr teilte unter anderem die ehemalige AfD-Politikerin Erika Steinbach ein Bild des Plakats, wie verschiedene Medien berichteten, danach folgten Angriffe auf die Stadt, per Email und auf den Sozialen Medien. Die Linken-Politikerin Cornelia Möhring veröffentlichte damals ein Statement dazu, der Markt befindet sich in ihrem Wahlkreis: „Die Aufregung empfinde ich als gekünstelt und konstruiert. Diese regionale Besonderheit für deutschtümelnde und völkische Propaganda zu instrumentalisieren ist voll inakzeptabel.“