Gesellschaft

Nein, der Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz in Berlin findet nicht in einem „Käfig“ statt

In einem Facebook-Post wird anhand eines Fotos aus Berlin behauptet, es würde „Weihnachten in Käfigen“ gefeiert. Die Perspektive des Fotos verzerrt jedoch die Szenerie. Die Sicherheitsabsperrungen sind brusthoch und umgeben nicht den gesamten Platz.

von Till Eckert

Collage Weihnachtsmark bild
Ein Foto aus Berlin von 2018 mit der aktuell geteilten Behauptung, es zeige einen „Käfig“ für den Weihnachtsmarkt. (Screenshot: CORRECTIV)
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Teilweise falsch
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Teilweise falsch. Es stehen aktuell Sicherheitsabsperrungen auf zwei Straßen nahe des Breitscheidplatzes, es handelt sich aber nicht um einen durchgängigen Zaun oder einen „Käfig“.

„Soweit ist es gekommen“, steht in einem Facebook-Beitrag vom 1. November, „wir feiern Weihnachten in Käfigen.“ Dazu ist ein Foto eines Metallgitters zu sehen, im Hintergrund Weihnachtsbäume und die Gedächtniskirche auf dem Berliner Breitscheidplatz. Der Beitrag wurde bisher mehr als 450 Mal auf Facebook geteilt. 

Die Behauptung auf Facebook. (Screenshot: CORRECTIV)

Richtig ist: Das Foto wurde 2018 auf dem Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz in Berlin aufgenommen. Die Perspektive lässt jedoch den Aufbau höher wirken, als er ist. Die Formulierung, es sei ein „Käfig“ ist irreführend, weil sie suggeriert, die Absperrung gehe um den gesamten Platz herum.

Eine Bilder-Rückwärtssuche über Google zeigt, dass mehrere Medien 2018 über Sicherheitsmaßnahmen auf dem Berliner Weihnachtsmarkt berichteten und das Foto als Titelbild für ihre Artikel verwendeten. In den Berichten heißt es unter anderem, der Weihnachtsmarkt sei nach dem Terroranschlag 2016 zur „Festung“ geworden. Als Bildquelle wird die DPA angegeben. 

Brusthohe Absperrungen auf zwei Straßenzügen nahe des Breitscheidplatzes

Eine CORRECTIV-Suche in der nicht-öffentlichen Bilderdatenbank der DPA, „Picture Alliance“, zeigt, dass das Bild von dem Fotografen Paul Zinken aufgenommen wurde. Zinken hat mehrere Fotos aus unterschiedlichen Perspektiven gemacht. Auf einem ist etwa zu sehen, dass es sich bei der Absperrung um einen breiten Aufbau aus Gitterstangen und Sandsäcken handelt. Das sieht man auch in einem Artikel der Berliner Zeitung von 2018. 

Auf den Fotos ist außerdem zu sehen, dass der Aufbau etwa brusthoch ist. Das Größenverhältnis zeigen auch die Warnbaken, die auf dem Foto ebenfalls zu sehen sind.  

In einem Artikel des Tagesspiegel vom April 2019 ist zu lesen, dass der Breitscheidplatz nun dauerhaft mit solchen Absperrungen gesichert werden solle. 

Wir haben dazu bei der Senatsverwaltung für Inneres und Sport in Berlin angefragt. Sprecher Martin Pallgen antwortete CORRECTIV per E-Mail: „Das Bild auf FB vermittelt den Eindruck, dass um den Breitscheidplatz ein Zaun gezogen ist. Dem ist nicht so. Derzeit wird der Breitscheidplatz auf der Basis eines Zufahrtschutzkonzeptes mit mobilen Sperrsystemen geschützt, die schnellstmöglich durch dauerhafte Sicherungsmaßnahmen ersetzt werden sollen. Im Augenblick stehen mit Sandsäcken gefüllte und miteinander verbundene Drahtkörbe an der Budapester Straße und dem Tauentzien.“

E-Mail der Berliner Senatsverwaltung für Inneres und Sport. (Screenshot: CORRECTIV)

Es stehen also derzeit provisorische Aufbauten auf zwei Straßen nahe des Breitscheidplatzes. Dabei handelt es sich nicht um einen Zaun um den gesamten Platz, oder einen „Käfig“, wie im Facebook-Beitrag behauptet. Der Zufahrtsschutz soll außerdem dauerhaft bestehen, nicht nur an Weihnachten.