Gesellschaft

„Inschallah“ ist nicht neu im Duden, sondern wurde schon 1941 aufgenommen

Im Netz wird die Behauptung verbreitet, das arabische Wort „inschallah“ sei kürzlich neu in den Duden aufgenommen worden. Das stimmt nicht.

von Till Eckert

Inschallah duden 1941
Das Wort „inschallah“ steht seit 1941 im Duden, hier zu sehen in der Frakturschrift in der 12. Auflage des Wörterbuchs, das Bild hat uns der Dudenverlag bereitgestellt. (Quelle: Dudenverlag / Collage: CORRECTIV)
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Falsch. Das Wort „inschallah“ steht schon seit 1941 im Duden.

In den vergangenen Tagen verbreitet sich via Facebook, Twitter oder Instagram die Behauptung, das Wort „inschallah“ (übersetzt: so Gott will) sei neu in den Duden, also in das deutsche Wörterbuch aufgenommen worden. 

Auch die Webseite Anonymous News behauptete dies am 9. Januar in einem Artikel und schrieb dazu, es handele sich um ein Zeichen dafür, dass eine angebliche Islamisierung voranschreite (mehr als 320 Mal auf Facebook geteilt). In einem identischen Artikel hatte das einen Tag zuvor auch Journalistenwatch geschrieben (mehr als 760 Mal auf Facebook geteilt). Mittlerweile wurden Überschrift und Text dieses Artikels allerdings geändert, so dass darin nicht mehr steht, das Wort sei neu in den Duden aufgenommen worden. In einem Update unter dem Text ist nun zu lesen, dass es sich bei diesem Detail um eine Falschmeldung gehandelt habe. Der AfD-Landtagsabgeordnete Roger Beckamp hatte den Artikel von Journalistenwatch in der ursprünglichen Version am auf Twitter geteilt

Tatsächlich stimmt es nicht, dass der Duden das Wort neu aufgenommen hätte.

Tweet des AfD-Landtagsabgeordneten Roger Beckamp. (Screenshot: CORRECTIV)

„Inschallah“ steht seit 1941 im Duden

Auf seiner Webseite beschreibt der Duden, wie Wörter im Wörterbuch landen: „Das wichtigste Verfahren der Dudenredaktion besteht darin, dass sie mithilfe von Computerprogrammen sehr große Mengen an elektronischen Texten daraufhin ‘durchkämmt’, ob in ihnen bislang unbekannte Wörter enthalten sind. Treten sie in einer gewissen Häufung und einer bestimmten Streuung über die Texte hinweg auf, handelt es sich um Neuaufnahmekandidaten für die Wörterbücher.“ Dazu gibt es auch ein Erklärvideo des Dudenverlags auf Youtube.

Und wie verhielt es sich beim angeblich neu aufgenommenen Wort „inschallah“? Auf CORRECTIV-Anfrage schreibt die Pressesprecherin des Dudenverlags, Nicole Weiffen, dass es sich dabei um eine Falschmeldung handle: „Die Redaktion und ich haben das nachvollzogen: ‘Inschallah’ steht bereits seit der 12. Auflage (1941/42) im Rechtschreibduden. Es gibt von dieser Auflage zwei Ausgaben in zwei verschiedenen Schriften (Fraktur 1941, Normalschrift 1942).“

E-Mail von Nicole Weiffen, Pressesprecherin des Dudenverlags. (Screenshot: CORRECTIV)

„Eine literarische Quelle, die uns sehr naheliegend erscheint, sind die gesammelten Werke von Karl May, der das Wort ‘Inschallah’ sehr oft verwendet. Aber verbindlich können wir das – rund 80 Jahre nach der Aufnahme in den Duden – natürlich nicht sagen“, schreibt Weiffen.

Angebliche Islamisierung ist ein Narrativ der Desinformation

Mit Falschmeldungen wie dieser bauen Webseiten und Blogs die Erzählung auf, deutsche Kultur werde von muslimischen Menschen verdrängt. Wir sehen das Narrativ häufig, es folgt immer derselben Argumentation: Eine angebliche Anpassung der deutschen Kultur aus Rücksichtnahme auf Muslime führe langfristig zu einer Islamisierung Deutschlands.