Hintergrund

2G-Regel im Gefängnis? Satire-Artikel des „Postillon“ sorgt für Verwirrung

Die Satire-Internetseite „Der Postillon“ meldet: Eine Justizvollzugsanstalt führe die 2G-Regel ein, daher müsse, wer weder gegen Corona geimpft noch genesen sei, das „Gelände“ verlassen. Auf Facebook kursiert anschließend ein Screenshot der Satire-Meldung – ohne Quellenangabe. Daher wird der Beitrag missverstanden.

von Nikolas Kill

Gefängnis
Nein, die 2G-Regel wurde nicht in einem Gefängnis in Deutschland eingeführt. Ein Beitrag darüber kursiert im Internet – es handelt sich dabei aber um Satire des „Postillon“, den einige User falsch verstehen. (Symbolbild: Picture Alliance / Zoonar / DesignIt)

Ohne Satire wäre Kommunikation in Sozialen Netzwerken wohl kaum dieselbe. Wenn Satire-Beiträge dort verbreitet werden, kann es jedoch vorkommen, dass sie schwierig als solche erkennbar sind – beispielsweise, wenn Menschen eine Satire-Seite für eine echte Nachrichtenseite halten, oder wenn der Name des Verfassers im Laufe der Verbreitung abhanden kommt.

So ist es auch in diesem Fall: Mehrere Seiten und private Nutzer (hier und hier) haben im September und Oktober den Screenshot einer Meldung auf Facebook geteilt. Unter der Überschrift „Wer ungeimpft ist, fliegt raus“ heißt es, die Justizvollzugsanstalt (JVA) Fuhlsbüttel habe als erstes Gefängnis Deutschlands die 2G-Regel für Häftlinge eingeführt. Wer weder gegen Corona geimpft noch genesen sei, müsse „das Gelände unverzüglich verlassen“. 

Bei dem Beitrag handelt es sich ursprünglich um eine Meldung der Satire-Seite Der Postillon vom 10. September. Auf der Webseite heißt es: „Alles, was im Postillon steht, ist Satire und somit dreist zusammengelogen.“ 

Satire-Beitrag des „Postillon“
Ein Satire-Beitrag des „Postillon“ verbreitet sich auf Facebook, der Hinweis auf den Verfasser geht dabei verloren (Screenshot vom 21. Oktober: CORRECTIV.Faktencheck)

Satire über die 2G-Regel wird ohne Hinweis auf Urheber verbreitet und missverstanden

Auf dem Screenshot, der auf Facebook verbreitet wird, ist der ursprüngliche Verfasser der Meldung jedoch nicht ersichtlich und es gibt auch keinen Link zu dem Artikel des Postillon. Lediglich der Ton der Meldung oder die Quellenangabe „dpo“ geben Aufschluss über den Urheber (alle Texte vom Postillon beginnen mit den Buchstaben „dpo“, in Anlehnung an die Nachrichtenagentur DPA)

Zwar deuten in den Facebook-Kommentaren einige Personen darauf hin, dass die Meldung ursprünglich vom Postillon stamme. Mehrere andere scheinen den Satire-Beitrag allerdings nicht als solchen erkannt zu haben: „Die spinnen doch alle“ oder „So viel Dummheit ist nicht mehr zu übertreffen“, kann man in den Kommentaren zu dem Beitrag auch lesen. Oder Sätze wie: „Da fehlen einem nur noch die Worte.“ 

Einige Beiträge suggerieren explizit, es handele sich um eine echte Meldung: „Das darf alles nicht mehr wahr sein“, schrieb eine Nutzerin und postete den Screenshot des Artikels. Der Postillon veröffentlichte auch selbst einige Kommentare von Lesern und Leserinnen, die die JVA-Meldung offenbar ernst nahmen. 

Es handelt sich bei dem Beitrag des Postillon also nicht um eine Falschmeldung, sondern um Satire, die allerdings missverständlich verbreitet wird. Es ist nicht das erste Mal, dass so etwas passiert – wir haben schon mehrfach über Satire-Meldungen zum Thema Coronavirus berichtet, die in Sozialen Netzwerken für wahr gehalten wurden. 

Redigatur: Alice Echtermann, Sarah Thust