Amoklauf in Graz: Unbeteiligter wird wegen ähnlichem Namen zur Zielscheibe
Zum Amoklauf in einer Grazer Schule in Österreich kursiert in Sozialen Netzwerken ein falscher Name des Angreifers. Ein Unbeteiligter geriet dadurch ins Visier von Hass und Hetze.

Am Morgen des 10. Juni 2025 tötete ein Amokläufer an einer Grazer Schule mehrere Menschen und anschließend sich selbst. Das Innenministerium teilte am Mittag mit, dass der mutmaßliche Täter ein 21 Jahre alter Österreicher namens Artur A. war. Er soll früher Schüler an dem Gymnasium gewesen sein, das er nun angegriffen hat.
Am Nachmittag tauchen in Sozialen Netzwerken Beiträge auf, die das anzweifeln und den angeblichen vollen Namen des Täters verbreiten: Dieser habe einen armenischen Hintergrund, heißt es in mehreren Facebook-Beiträgen. Manche Nutzer, zum Beispiel auf X, veröffentlichten dazu Screenshots vom Facebook-Profil des angeblichen Amokläufers. Doch das zeigen eine völlig andere Person. Darauf weisen auch Personen in den Kommentaren hin: „Ich kenne Artur und er ist nie [auf ein Bundesoberstufenrealgymnasium] gegangen. Er war es nicht. Sowas ist einfach respektlos“, schreibt eine Frau.

Im Fall Graz wird ein unbeteiligter Fußballspieler zur Zielscheibe
Der in den Beiträgen genannte Nachname ist armenisch. Das Facebook-Profil beziehungsweise die Fotos, die verbreitet werden, gehören jedoch einem Fußballspieler aus Leibnitz, etwa 40 Kilometer von Graz entfernt. CORRECTIV.Faktencheck kontaktierte ihn auf Facebook – er antwortete, dass er mit der Tat nichts zu tun habe. Artur sei sein Spitzname und er habe nicht das Bundesoberstufenrealgymnasium in Graz besucht, sondern eine Mittelschule in Leibnitz.
Der Fall zeigt: Durch die Falschbehauptungen gerät eine unbeteiligte Person ins Visier von Hass und Hetze. Auf die Frage, wie er darauf aufmerksam geworden ist, dass Falschbehauptungen über ihn in Umlauf sind, antwortete er: Freunde hätten ihn darauf hingewiesen und er habe plötzlich mehr als 500 Anfragen via Facebook, Instagram und X bekommen. Er habe Morddrohungen und Hassnachrichten erhalten – die habe er angezeigt.
Ein Sprecher der Landespolizeidirektion Steiermark bestätigte unserer Redaktion telefonisch, dass ein Betroffener Anzeige erstattet habe. Weitere Fragen zum Tatverdächtigen würde man aktuell nicht beantworten. Er könne jedoch sagen, dass der in Sozialen Netzwerken kursierende Name falsch ist.
Laut Medienberichten ist der Tatverdächtige „online ein Phantom“
In Medienberichten wird der vollständige Name des mutmaßlichen Täters nicht angegeben, dort steht nur „Artur A“. Der österreichische Standard hat jedoch berichtet, dass der Mann „online ein Phantom“ sei. In Sozialen Netzwerken seien keine Profile zu finden, die dem 21 Jahre alten Österreicher sicher zugeordnet werden können.
Ob der Mann, der die Tat begangen hat, einen armenischen Hintergrund hat, ist unbekannt. Auch Fragen zum Tatmotiv sind noch offen.
Den falschen Namen verbreitete auch der KI-Chatbot von X, Grok, am Tag nach dem Amoklauf. Auf Facebook wurde der Name Nutzerinnen und Nutzern als „aktuell beliebter“ Suchbegriff vorgeschlagen. Parallel dazu verbreiteten sich neuere Beiträge, die Fotos von anderen unbeteiligten Personen mit dem falschen Namen zeigen. Der Polizeisprecher warnt davor, solche Behauptungen und Bilder zu teilen – das kann strafbar sein.
Wenn Sie Depressionen oder suizidale Gedanken haben, bekommen Sie Hilfe zum Beispiel bei der Telefonseelsorge (unter 0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222) oder anderen Beratungsstellen.
Redigatur: Steffen Kutzner, Max Bernhard