Justiz

Nein, Flüchtlinge dürfen Obdachlose nicht straffrei ermorden

Die Seite Halle-Leaks verbreitet Falschmeldungen über ein Gerichtsurteil in der Schweiz. Ein Brasilianer tötete dort einen Obdachlosen. Wegen Schuldunfähigkeit wurde er freigesprochen, muss aber eine Therapie machen.

von Cristina Helberg

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In der Schweiz hat ein Brasilianer einen Obdachlosen getötet. (Symbolbild: vladvalkonen / pixabay)
Bewertung
Falsch. Der Täter war schuldunfähig. Er muss in eine stationäre Behandlung.

Immer wieder veröffentlicht die Seite Halle-Leaks gezielt Desinformation. Dafür nutzen die Autoren Vorschaubilder, die wahre Tatsachen stark zusammen kürzen und verfälschen. Die aus dem Kontext gerissen Aussagen sollen möglichst viel Empörung auslösen und werden teils tausendfach im Netz geteilt.

Am 14. November veröffentlichte die Seite einen Artikel zu einem schweizerischen Gerichtsurteil. Die Überschrift: „Gerichtlich bestätigt. Obdachlose vogelfrei und dürfen durch Migranten erschlagen werden“. Auch in diesem Fall fügten die Autoren ein Vorschaubild mit aus dem Kontext gerissenen Behauptungen ein.

Falschmeldung auf der Seite Halle-Leaks (Screenshot)

Mehr als 4.000 Mal wurde der Artikel bisher auf Facebook geteilt, unter anderem von den Seiten „Svens“ „Politisches Chaos in Deutschland und Europa“ und „Momente der Wahrheit“.

Screenshot des Analysetools Crowdtangle

Was steckt hinter der Meldung?

Folgt man dem Link, den Halle-Leaks als Quelle angibt, stellt sich der Fall anders dar. Die Baseler Zeitung berichtet, dass der Angeklagte „wegen Schuldunfähigkeit vom Vorwurf des Mordes freigesprochen“ wurde. Der Grund: Er ist laut einem forensisch-psychiatrischen Gutachten paranoid schizophren und von Cannabioniden abhängig. „Der Straftatbestand des Mordes war indes aus Sicht des Gerichts erfüllt“, schreibt die Baseler Zeitung. Das Gericht habe außerdem eine stationäre Maßnahme angeordnet.

Der Mann ist auch kein Flüchtling. Er ist Brasilianer und zog zu seiner Mutter in die Schweiz. Dort lebt er seit fünf Jahren illegal.

Das Halle Leaks-Prinzip

Auch unsere Faktencheck-Kollegen von Mimikama stellen den Meldungen von Halle Leaks immer wieder Fakten entgegen. So auch in diesem Fall.

In ihrem Faktencheck beschreiben sie auch die immer gleiche Vorgehensweise der Seite: „Es ist übrigens eine Methode, die sich wie ein roter Faden durch eine Menge der Sharepics des Blog Halle-Leaks zieht: verkürzen, radikalisieren, auslassen, interpretieren, verdrehen.“